Hamburg. Sportchef traf sich mit dem Außenverteidiger und Beratern zum Gespräch. Walace darf gehen, konkrete Angebote liegen noch nicht vor.
Die Tränen von Douglas Santos auf dem Rasen des Volksparkstadions nach dem Bundesligaabstieg des HSV am 12. Mai hat jeder Fan noch in Erinnerung. Die Emotionen waren offensichtlich echt. Trauer über das sportliche Versagen mischten sich mit dem Gefühl einer ungewissen Zukunft. Denn natürlich sieht der Außenverteidiger seine sportliche Zukunft in einer Ersten Liga. Einerseits. Andererseits: „Er kann sich auch mit unserer Ausrichtung für die kommende Saison identifizieren.“
Das sagte HSV-Sportchef Ralf Becker nach seinem Besuch in João Pessoa, dem Heimatort von Santos, wo der seinen Sommerurlaub verbrachte und seine Gedanken und Zukunftspläne sortierte. In der vergangenen Woche war Becker nach Südamerika geflogen, auch um direkten Kontakt zum aussortierten Walace aufzunehmen, den der Club im Gegenteil zu Santos unbedingt verkaufen möchte. Beide Brasilianer kannte Becker noch nicht, er wurde erst nach dem Saisonende vom HSV-Aufsichtsrat in sein Amt berufen.
Becker berichtet von "top motiviertem" Santos
Klar ist, dass Trainer Christian Titz, der am Dienstag mit seinen Mitarbeitern intensiv die ersten Trainingseinheiten und die weitere Saison plante, Santos gerne auch in der Zweiten Liga behalten möchte. Der 24 Jahre alte Olympiasieger war in den letzten Wochen der Abstiegssaison einer der herausragenden HSV-Spieler. Im Sommer 2017 galt er noch als Verkaufskandidat, unter Titz aber blühte er geradezu auf. Becker hat deshalb in einem persönlichen Treffen mit Santos und dessen Beratern deutlich gemacht, dass der HSV mit ihm plant. „Wir hatten ein richtig gutes Gespräch“, berichtet Becker, „Douglas hat mir versichert, dass er sich sehr wohl beim HSV fühlt. Er schätzt Christian Titz. Ich hatte das Gefühl, dass er top motiviert ist.“
Santos hat einen Vertrag bis 2021, der zu reduzierten Bezügen auch für die Zweite Liga gilt. Nur bei einem für beide Seiten attraktiven Angebot eines absoluten Topclubs und einer Millionenablöse im zweistelligen Bereich wäre der HSV noch zum Umdenken bereit.
Walace erhält zum Trainingsstart frei
Anders sieht es bei Walace aus. Der 23-Jährige war nach mehreren disziplinarischen Verfehlungen von Titz aus dem Kader geworfen worden und trainierte zuletzt nur noch bei der U21. Für ihn sucht der HSV dringend einen Abnehmer, der idealerweise die neun Millionen Euro zahlt, die der HSV im Januar 2017 für den Mittelfeldspieler an Gremio Porto Alegre überwiesen hatte. An Walace sind Vereine aus Brasilien und Europa interessiert.
Ralf Becker hat sich ebenfalls mit Walace und dessen Beratern getroffen. „Es hat ein intensiver Austausch stattgefunden“, sagte der HSV-Sportchef: „Beide Seiten arbeiten an einer guten Lösung.“
Walace bekommt bis zum 2. Juli Zeit, um weitere Verhandlungen mit interessierten Clubs zu führen. Er muss also nicht zum Trainingsauftakt (mit Laktattest) an diesem Donnerstag und dem öffentlichen ersten Training am Sonnabend (11 Uhr) in Hamburg sein. Gleiches gilt auch für Mergim Mavraj, Kyriakos Papadopoulos und Bobby Wood. Alle drei gelten ebenso als Verkaufskandidaten wie Albin Ekdal und Filip Kostic, die wie Kapitän Gotoku Sakai an der WM teilnehmen.