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Künstlerische Freiheit oder politisches Signal? Das russische Staatsfernsehen hat in einem WM-Video über Moskau das Gebäude der britischen Botschaft wegretuschiert. Der Sender Perwy Kanal platzierte an seiner Stelle kurzerhand die prunkvolle Kathedrale aus der WM-Stadt Saransk, wie russische Medien am Sonnabend berichteten.
Das Video war vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft am Donnerstag ausgestrahlt worden und zeigte Impressionen aus der russischen Hauptstadt. Dabei gab es nicht nur für die britische Botschaft, die 2000 am Ufer des Flusses Moskwa eröffnet wurde, Veränderungen: Auch ein überdimensional großes Denkmal aus der WM-Stadt Rostow am Don wurde einfach ins Moskauer Stadtbild versetzt.
In den sozialen Netzwerken wird das Vorgehen auch als Spitze gegen Großbritannien verstanden. Die Beziehungen zwischen Moskau und London sind unter anderem wegen des Streits um den Giftanschlag auf den Ex-Spion Sergej Skripal und dessen Tochter Julia verhärtet. Im Frühjahr wiesen beide Länder gegenseitig zahlreiche Diplomaten aus. Moskau untersagte auch die Arbeit des britischen Kulturinstituts British Council in Russland. Die russische Führung um Präsident Wladimir Putin hatte zum Auftakt des Turniers ausdrücklich betont, die Fußball-WM müsse aus der Politik herausgehalten werden.
Fifa: Freie Plätze wegen ungenutzter Tickets
Bei der WM-Partie zwischen Uruguay und Ägypten in Jekaterinburg haben nach Angaben der Fifa zahlreiche Fans ihre Tickets nicht genutzt. Die vielen freien Plätze seien durch so genannte „No Shows“ zustande gekommen, teilte der Fußball-Weltverband am Sonnabend nach einer Untersuchung auf Anfrage mit. „Es gab keine Probleme mit den Ticketabläufen der Fifa.“ Bei einer Kapazität von 33 061 Zuschauern waren am Freitag lediglich 27 015 Besucher in der Jekaterinburg-Arena. Laut Fifa waren jedoch 32 278 Karten abgesetzt worden.
„Das sind zwei Mannschaften, die für viele russische Fans eher uninteressant sind“, begründete Wjatscheslaw Koloskow, Ehrenvorsitzender des Russischen Fußballverbands RFS, den mäßigen Besuch. „Von daher finde ich 27 000 keine schlechte Zuschauerzahl.“
Der Sportminister des Gebiets Swerdlowsk, Leonid Rapoport, sagte, dass halbleere Tribünen „einfach unschön“ seien. „Natürlich wollen wir nicht, dass sich die Situation in anderen Spielen wiederholt.“ Die Fifa habe bezüglich der Organisation aber keine Fragen gehabt. Als nächste Partie steht in Jekaterinburg am Donnerstag die Begegnung zwischen Frankreich und Peru an.
Spaniens Torhüter nimmt seinen Patzer locker
Spaniens Torhüter David de Gea hat sich nach seinem Patzer beim 3:3 zum WM-Auftakt gegen Portugal selbst Mut gemacht. „Bevor man lernt zu triumphieren, muss man lernen zu scheitern“, twitterte der Profi von Manchester United noch in der Nacht zum Samstag. Der 27-Jährige hatte beim zweiten Tor von Superstar Cristiano Ronaldo am Freitagabend gegen den Europameister in Sotschi ganz schlecht ausgesehen. „Seguimos“ - „Weiter geht's!“, schrieb de Gea noch und veröffentlichte ein Foto, wie ihn Kapitän Sergio Ramos nach dem Abpfiff umarmte.
„Ich bin ganz ruhig, wir haben ein gutes Spiel gemacht und ich bin zufrieden mit der Reaktion der Mannschaft. Wir hätten mehr verdient gehabt“, sagte de Gea nach dem in der Schlussphase durch Ronaldos Freistoßtor vergebenen Sieg. „Es war ein Fehler, wie er allen Torhütern mal passiert“, räumte der Keeper ein. „Der Ball war schwierig, so ist Fußball.“ Er setzte aber auf das Vertrauen von Trainer Fernando Hierro und seiner Mitspieler: „Ich spüre ihre Unterstützung.“
Noch kein deutscher Sieg unter Schiri Faghani
Die Ansetzung von Schiedsrichter Alireza Faghani für das erste WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist nicht unbedingt ein gutes Omen für den Titelverteidiger. Unter der Leitung des Iraners, der am Sonntag die Partie im Moskauer Luschniki-Stadion gegen Mexiko (17.00 Uhr MESZ/ZDF und Sky) pfeift, gab es bei den Turnieren in den vergangenen beiden Jahren keine Siege für die Deutschen - und das in drei Begegnungen.
Faghani war beim olympischen Fußballturnier 2016 in Brasilien bei der Vorrundenpartie zwischen Deutschland und Mexiko (2:2) im Einsatz. Auch das verlorene Finale gegen den Gastgeber (4:5 im Elfmeterschießen) stand unter seiner Leitung. Offensivspieler Julian Brandt, der bei Olympia im deutschen Aufgebot stand, hat also nicht die besten Erinnerungen an Faghani. Im vergangenen Jahr pfiff der 40-Jährige zudem das Vorrundenspiel der Deutschen beim Confed Cup gegen Chile (1:1).
International steht Faghani seit 2008 als Referee auf dem Platz. Bei der WM vor vier Jahren in Brasilien war er bei sieben Partien als Vierter Offizieller im Einsatz. Bei der Asienmeisterschaft 2015 in Australien leitete Faghani das Finale zwischen den Gastgebern und Südkorea. Im selben Jahr pfiff er das Endspiel der Klub-Weltmeisterschaft zwischen River Plate und dem FC Barcelona. Im Jahr 2016 wurde Faghani zum asiatischen Schiedsrichter des Jahres gewählt.
"Ich hoffe wirklich, dass ein asiatischer Schiedsrichter die Chance bekommt, das Finale bei der WM zu pfeifen", sagte Faghani vor der Endrunde: "Wir sind hervorragenden ausgebildet. Die asiatischen Referees gehören ganz sicher zu den besten der Welt."
Lahm plant derzeit keine Trainer-Karriere
Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm hat derzeit weiter keine Ambitionen auf eine Karriere als Trainer. Kategorisch ausschließen will der 34-Jährige einen Wechsel an die Seitenlinie aber nicht. „Aktuell kann ich es mir nicht vorstellen, weil ich vom tagtäglichen Geschäft etwas Abstand brauche“, sagte der frühere Profi des FC Bayern beim Besuch des Goethe-Instituts von Moskau. „Ich war lange genug in dem Geschäft und tagtäglich auf dem Platz zu stehen bedeutet immer, sich vorzubereiten und zu hundert Prozent fokussiert zu sein jeden Tag. Ich bin aber 34 Jahre alt, und man sollte nie nie sagen im Leben.“
Lahm wollte am Samstag das Spiel zwischen Argentinien und Island im Spartak-Stadion anschauen und tags darauf auch das erste deutsche Duell mit Mexiko im Luschniki-Stadion besuchen. Mit Miroslav Klose, der inzwischen Stürmercoach im Trainerteam von Joachim Löw ist, will sich der Spielführer der Weltmeister von 2014 nicht vergleichen. „Ich habe leider nie so viele Tore geschossen“, scherzte Lahm. „Da kann ich der Mannschaft leider nicht weiterhelfen, dass kann der Miro definitiv besser.“
Gegner tröstet St. Paulis Bouhaddouz
Marokkos unglücklicher Eigentorschütze Aziz Bouhaddouz erhält nach seinem Missgeschick zum WM-Auftakt auch Trost vom Gegner. Nach dem 1:0-Sieg des Irans durch den Treffer des Profis vom FC St. Pauli ins eigene Netz sprach ihm Reza Ghoochannejhad via Instagram Mut zu. „Ich kenne dich nicht persönlich, aber im Leben gewinnst du manchmal, manchmal verlierst du. Lass dich von diesem Eigentor nicht runterziehen“, schrieb Offensivspieler Ghoochannejhad (30) an Bouhaddouz (31). „Wir sind alle Profis, und das ist Teil des Fußballs. Ich bin so glücklich und stolz auf mein Team und mein Land, aber ich möchte dir auch das Beste für deine Karriere wünschen.“
Bouhaddouz hatte am Freitag in St. Petersburg in der fünften Minute der Nachspielzeit den einzigen Treffer erzielt. Marokko hat durch die Niederlage vor den Partien gegen Europameister Portugal und Spanien eine denkbar schlechte Ausgangslage für den Kampf ums Achtelfinale.
Aussortierter Wagner wünscht DFB-Team Glück
Der aus der deutschen Nationalmannschaft zurückgetretene Sandro Wagner hat dem DFB-Team unmittelbar vor dem WM-Auftakt am Sonntag (17.00 Uhr/ZDF und Sky) gegen Mexiko Glück gewünscht - mit einem guten Schuss Humor. Für das Spiel in Moskau werde er "mit sofortiger Wirkung von meinem Urlaub zurücktreten, um euch die Daumen zu drücken", schrieb Wagner in der Bild-Zeitung, wo er die Kolumne "Post von Wagner" übernahm.
Der Bayern-Stürmer war von Bundestrainer Joachim Löw nicht für die WM in Russland nominiert worden. Daraufhin war er unter einigem Wirbel zurückgetreten. "Ich bin stolz, ein Teil dieser Mannschaft gewesen zu sein und wünsche euch für die kommenden Wochen nur das Beste. Holt für euch und uns Deutsche daheim den Pokal", schrieb der Confed-Cup-Sieger weiter.
Nach "all den Nebengeräuschen" wünsche er der Mannschaft, dass "wieder ganz Deutschland" hinter ihr stehe: "Ich tue es auf jeden Fall, auch wenn sich mein Aktionsradius vom gegnerischen Strafraum gen heimischen Gartentisch verlagert hat."
Im P.S. brachte Wagner eine Anspielung auf eine seiner jüngsten Aktionen unter, die ihm wie der Rücktritt viel Kritik eingebracht hatte. "An meine Bayern-Freunde: Über eine Medaille als Mitbringsel würde ich mich sehr freuen." Nach dem DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt (1:3) hatte Wagner seine Silberplakette noch ins Publikum geworfen.
Brasiliens Ex-Präsi kommentiert WM im Knast
Prominenter Häftling als WM-Kommentator: Von seiner Gefängniszelle aus tut Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inacio Lula da Silva ab Montag seine Meinung über die Fußballspiele in Russland im Free-TV-Sender TVT kund. Die schriftlichen Statements des seit zwei Monaten inhaftierten Politikers, einst als Hoffnungsträger des Landes gefeiert, werden in einer täglichen Sportsendung auf dem Bildschirm eingeblendet und von einer Stimme aus dem Off vertont.
TVT ist vor allem im Großraum Sao Paulo empfangbar und wird von einem Metallgewerkschaftsbund, bei dem Lula als Anführer in den 1970er- und 1980er-Jahren politisch an Gewicht gewann, finanziert. Lula trat am 7. April in der südbrasilianischen Stadt Curitiba seine zwölfjährige Haftstrafe wegen Bestechlichkeit und Geldwäsche an.