Hamburg. Der zweimalige Olympiasieger beklagt fehlende politische Rückendeckung und fordert einen neuen Zuschnitt der Ministerressorts.
Der zweimalige Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste hat Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisiert und zudem die alte Forderung des Sports nach einem eigenem Ministerium wiederbelebt. Nach Merkels Besuch der Nationalmannschaft am Sonntag im Trainingslager in Südtirolbemängelte Fürste im Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“: „Es gibt kein einziges Argument, das rechtfertigt, warum sie zu den Fußballern fährt und nicht zu den Olympischen Spielen.“ Das sei ein gesellschaftlicher Auftrag, „allein schon im Sinne des Respekts und der Wertschätzung den Sportlern gegenüber“.
Merkel gilt als ausgewiesener Fan der Nationalmannschaft, die sie schon mehrmals besucht hat. Nach dem WM-Triumph 2014 in Rio gab es sogar Bilder der Kanzlerin in der Kabine des Weltmeisters. Bei Olympischen Spielen jedoch war Merkel noch nie, 2016 in Rio war noch nicht einmal der damalige Innenminister Thomas de Maizière vor Ort.
Nicht zuletzt wegen der gefühlt fehlenden Rückendeckung aus der Politik in Berlin will Moritz Fürste eine bessere Positionierung des Sports. „Wir brauchen endlich ein eigenständiges Sportministerium“, sagte der 33-Jährige, der am Sonntag mit dem letzten Spiel für den Uhlenhorster HC Hamburg seine Weltkarriere beendet hatte.
Kritik auch an Multiminister Seehofer
Man hätte mit Horst Seehofer einen „Innenminister, der sich um Asylpolitik, um Migration, Sicherheit, Terror- und Datenschutz, neuerdings auch noch ums Bauen, Wohnen und Heimat kümmern soll. Und nebenbei auch noch um Sport“, erläuterte der frühere Welthockeyspieler und bemängelte: „Bis heute habe ich nichts Zukunftsweisendes von ihm zum Sport gehört. Dabei gehört der Sport zu den gesellschaftlich relevantesten Themen.“ Das zeige, so Fürste weiter, „dass der Sport in der Gesellschaft nicht die Rolle besitzt, die er haben sollte. Das muss geändert werden, da appelliere ich an alle Führungspolitiker, Angela Merkel eingeschlossen.“
Fürstes Forderung nach einem eigenen Sportministerium ist nicht neu, war allerdings in den vergangenen Jahren nicht mehr präsent. 2008 hatte der damalige Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses, der SPD-Politiker Peter Danckert, auf ein solches gedrängt. Beim früheren Innenminister Wolfgang Schäuble stieß Danckert damit auf taube Ohren. „Alle Innenminister haben ihre Verantwortung für den Sport engagiert wahrgenommen, und ich tue es auch. Von der Idee eines Sportministeriums halte ich gar nichts“, hatte CDU-Mann Schäuble erklärt.
Aktuell jedoch wurde dem derzeitigen Innenminister Seehofer jedwedes Engagement für den Sport abgesprochen. Monatelang hatte sich der CSU-Politiker nicht zum Sport geäußert. Erst Ende Mai gab Seehofer bei einem Treffen mit DOSB-Präsident Alfons Hörmann ein klares Bekenntnis für den Sport ab, ohne jedoch in der Frage der Spitzensportförderung konkret zu werden.