Hamburg. Das UHC-Hockeyidol beendet seine Karriere mit einem 3:4 beim HTHC. Ehrgeiz bis zur letzten Minute.

Dass Ergebnisse unwichtig seien, sagt man gern, wenn persönliche Schicksale ein Sportereignis überlagern. Moritz Fürste hat am Sonntagnachmittag ein letztes Mal bewiesen, dass diese Aussage Unsinn ist. Und dass er wahrscheinlich niemals zu einem der weltbesten Hockeyspieler aller Zeiten geworden wäre, hätte er anders gehandelt, als er es auch in seinem letzten Bundesligaspiel für den Uhlenhorster HC tat. 15 Sekunden waren noch zu spielen im Stadtderby beim Harvestehuder THC, als der 33-Jährige beim Stand von 3:4 dermaßen heftig einen falsch ausgeführten Freischlag monierte, dass die Schiedsrichter ihn per Gelber Karte auf die Strafbank schickten.

Hockeyidol Moritz Fürste: Stationen seiner Karriere

Moritz Fürste (r.)
mit seinem zwei
Jahre jüngeren
Bruder Jonas und
seiner Mutter
Nicola
Moritz Fürste (r.) mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Jonas und seiner Mutter Nicola © Witters
Am 17. September
2006 gewann
Moritz Fürste
(Mitte, Nr. 9) in
Mönchengladbach
seinen einzigen
WM-Titel. Beim
4:3-Finalsieg
gegen Australien
traf er zum 2:3-
Anschluss
Am 17. September 2006 gewann Moritz Fürste (Mitte, Nr. 9) in Mönchengladbach seinen einzigen WM-Titel. Beim 4:3-Finalsieg gegen Australien traf er zum 2:3- Anschluss © picture-alliance/ dpa
2008 in Peking
holte Fürste erstmals
Olympiagold.
Sein Blick in den
Himmel wurde als
Erinnerung an den
1994 verstorbenen
Vater interpretiert.
2012 folgte in
London das zweite
Gold
2008 in Peking holte Fürste erstmals Olympiagold. Sein Blick in den Himmel wurde als Erinnerung an den 1994 verstorbenen Vater interpretiert. 2012 folgte in London das zweite Gold © Witters
Sein letztes Spiel für
Deutschland bestritt
Moritz Fürste am
18. August 2016. Als
Kapitän führte er sein
Team im Spiel um
Platz drei zu einem
4:3-Sieg im Penaltyschießen
gegen die
Niederlande. Bronze
war für ihn ein versöhnlicher
Abschluss
der internationalen
Karriere
Sein letztes Spiel für Deutschland bestritt Moritz Fürste am 18. August 2016. Als Kapitän führte er sein Team im Spiel um Platz drei zu einem 4:3-Sieg im Penaltyschießen gegen die Niederlande. Bronze war für ihn ein versöhnlicher Abschluss der internationalen Karriere © imago/Eibner
Am Rande der
Champions Trophy
in Melbourne
wurde Fürste im
Dezember 2012
von Weltverbandspräsident
Leandro
Negre (r.) als
Welthockeyspieler
des Jahres ausgezeichnet
Am Rande der Champions Trophy in Melbourne wurde Fürste im Dezember 2012 von Weltverbandspräsident Leandro Negre (r.) als Welthockeyspieler des Jahres ausgezeichnet © picture alliance / dpa
2008 gewann
Fürste (in Blau mit
Hand am Pokal)
mit dem UHC
durch ein 1:0
gegen Wassenaar
erstmals die Euro
Hockey League.
Weitere Europacuptitel
folgten
2010 und 2012
2008 gewann Fürste (in Blau mit Hand am Pokal) mit dem UHC durch ein 1:0 gegen Wassenaar erstmals die Euro Hockey League. Weitere Europacuptitel folgten 2010 und 2012 © picture-alliance/ dpa
Im Februar 2018
holten die Fürste-Brüder
(mit JanPhilipp
Rabente/r.)
ihren einzigen
nationalen Meistertitel.
Im Hallen-Finale
wurde in
Stuttgart Lokalrivale
Club an der
Alster besiegt
Im Februar 2018 holten die Fürste-Brüder (mit JanPhilipp Rabente/r.) ihren einzigen nationalen Meistertitel. Im Hallen-Finale wurde in Stuttgart Lokalrivale Club an der Alster besiegt © imago/foto2press
Vier Saisons spielte
Fürste, hier im
Trikot der Ranchi
Rhinos, in Indiens
Profiliga. Mit
Ranchi (2013) und
den Kalinga Lancers
(2017) wurde
er Meister
Vier Saisons spielte Fürste, hier im Trikot der Ranchi Rhinos, in Indiens Profiliga. Mit Ranchi (2013) und den Kalinga Lancers (2017) wurde er Meister © picture alliance / dpa
1/8

Nun kann man trefflich über fehlendes Fingerspitzengefühl lamentieren und ob es nicht kleingeistig war, dem zweimaligen Olympiasieger, Welthockeyspieler, Welt- und Europameister nicht noch die letzten 15 Sekunden samt Abschlussbeifall zu gönnen. Andererseits war das letzte Derby ein perfektes Sinnbild für die Karriere des Spiellenkers, der zwei Eckentore geschossen, das dritte Tor vorbereitet und sich mit so viel Einsatz in den Zweikämpfen aufgerieben hatte, als wäre es um Medaillen gegangen. „Es war ein Derby, das ich gewinnen wollte. Dass es so enden musste, tut mir weh, passt aber auch irgendwie zu mir“, sagte Fürste, ehe er noch einmal alle Mit- und fast alle Gegenspieler umarmte. Und natürlich ganz besonders seinen Cheftrainer Kais al Saadi, der ebenfalls sein letztes Spiel erlebte und von UHC-Präsident Horst Müller-Wieland ebenso verabschiedet wurde wie der schon im Winter zurückgetretene Ex-Nationaltorhüter Nico Jacobi, Angreifer Lukas Katterbach und Athletikcoach Andreas Hünerberg.

Nächstes Wochenende Krefeld

Bei so viel Abschiedsemotionen sollte nicht untergehen, dass der HTHC, für den der nach Belgien wechselnde Nationalkeeper Tobias Walter sein letztes Heimspiel absolvierte, nach einer spielerisch durchwachsenen, aber mannschaftlich geschlossenen Leistung in der Hauptrunde zum sechsten Mal in Folge das Final-Four-Turnier erreicht hat und am kommenden Wochenende in Krefeld einziger Hamburger Vertreter ist. Im Halbfinale am Sonnabend (16 Uhr) geht es gegen Hauptrundenmeister Rot-Weiß Köln, der seit 2012 stets das Finale erreichen konnte. „Wenn wir das siebte Mal verhindern wollen, müssen wir besser sein als heute. Da muss Außergewöhnliches passieren“, sagte Chefcoach Christoph Bechmann.

In der Zweiten Liga verpasste der Hamburger Polo Club durch ein 1:2 gegen Verfolger SW Neuss den vorzeitigen Aufstieg, kann ihn aber mit einem Sieg bei Tabellenschlusslicht Klipper THC am 17. Juni (14 Uhr) immer noch aus eigener Kraft schaffen. Bei den Damen steht der Bremer HC als Bundesligaaufsteiger fest.