Die Deutschen sind auf dem Vormarsch: Mischa Zverev folgt seinem Bruder in die dritte Runde. Dort trifft Görges auf Serena Williams.
Paris. Die deutschen Tennis-Fans in Paris pilgerten von Sieger zu Sieger: Angeführt von Angelique Kerber ist am fünften Turniertag ein Quintett Alexander Zverev in die dritte Runde der French Open gefolgt. Dabei sorgten Andrea Petkovic und der aufstrebende Maximilian Marterer für kaum erwartete Erfolge, zudem erreichten Julia Görges und Zverevs älterer Bruder Mischa die letzten 32 - bei weitem sein bestes Abschneiden in Paris. Görges darf am Sonnabend gegen Serena Williams spielen, Petkovic dann gegen die Weltranglisten-Erste Simona Halep. Kerber trifft auf Kiki Bertens, gegen die Niederländerin verlor sie 2016 in der ersten Runde.
Alexander Zverev hat schon an diesem Freitag gegen Damir Dzumhur aus Bosnien-Herzegowina die Chance auf seinen ersten Einzug in ein French-Open-Achtelfinale. Das Achtelfinale in Wimbledon ist bisher sein bestes Grand-Slam-Resultat.
Kerber überzeugte beim 6:2, 6:3 gegen die Rumänin Ana Bogdan und versprühte wieder Freude auf dem Platz. „Es war auf jeden Fall ein gutes Match von Anfang an“, meinte die Norddeutsche. An das verlorene letzte Duell mit der nächsten Kontrahentin Kiki Bertens will sie nicht mehr denken: „Es ist ein komplett neues Jahr, ein anderes Turnier. Ich weiß, was auf mich zukommt. Sie ist eine gute Sandplatzspielerin, aber ich weiß auch, was ich kann.“
Görges bewahrt die Nerven
Julia Görges bezwang trotz Behandlung am Nacken bei einbrechender Dunkelheit die Belgierin Alison Van Uytvanck 7:5 7:6 (7:5). Petkovic gewann 6:0, 7:6 (7:5) gegen die Amerikanerin Bethanie Mattek-Sands und steht erstmals seit 2015 im Stade Roland Garros wieder unter den letzten 32. Freudestrahlend warf die 30-jährige Darmstädterin, die in der Weltrangliste nur noch die Nummer 107 ist, nach dem Matchball auf Platz 8 beide Arme in die Luft.
Danach verteilte sie fleißig Autogramme an die zahlreichen deutschen Fans. Vor dem Duell mit Halep, der sie 2014 in Paris im Halbfinale unterlag, ist Petkovic nicht bange. „Ich will nicht auf dem Platz stehen und Vogelfutter sein“, sagte die Hessin.
Marterer gelingt riesen Überraschung
Für die große Überraschung sorgte am Donnerstag Marterer, er bezwang Kanadas Jungstar Denis Shapovalov 5:7, 7:6 (7:4), 7:5, 6:4. Damit steht der 22-jährige Franke wie schon bei den Australian Open im Januar unter den letzten 32 und trifft dort auf den Esten Jürgen Zopp. Marterer ist bewusst, dass ein Achtelfinale mit Rekordsieger Rafael Nadal möglich ist.
„Ich weiß, dass ich relativ weit oben im Draw bin“, sagte er mit Blick auf die Auslosung. Zunächst warnte er vor dem Weltranglisten-136. Zopp, der als einer der sogenannten Lucky Loser nach verpasster Qualifikation nachträglich ins Hauptfeld rutschte. Der 30-Jährige habe zuletzt schon starke Ergebnisse gehabt.
Nervös ist Marterer nicht angesichts der großen Chance, erstmals das Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers zu erreichen. „Genau darum geht's“, sagte der eher schüchtern daherkommende Aufsteiger. Gegen Shapovalov bewies der von Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann betreute Marterer keine Scheu und biss sich in der Stierkampfarena durch - an gleicher Stelle hatte Alexander Zverev am Mittwoch noch einen 1:2-Satzrückstand gegen Serben Dusan Lajovic gedreht.
In dem Linkshänder-Duell mit mächtigen Grundschlägen von beiden war der 19-jährige Shapovalov anfangs in den wichtigen Momenten einen Tick besser. Marterer verlor den ersten Satz, nachdem ihm beim Stand von 5:6 zwei Doppelfehler unterliefen. Direkt danach gab er wieder seinen Aufschlag ab und lag im zweiten Durchgang 0:3 zurück. „Es war kurz davor, dass mir das Match schnell wegläuft“, räumte er ein. Nach 3:11 Stunden egalisierte der immer stärker werdende Marterer sein bestes Grand-Slam-Resultat.
Struff scheidet unglücklich aus
Mischa Zverev steckte auch drei nacheinander vergebene Satzbälle im zweiten Satz weg und besiegte Sergej Stachowski aus der Ukraine 6:3, 6:7 (0:7), 7:6 (7:2), 6:1. Jan-Lennard Struff verpasste den erstmaligen Einzug in die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers dagegen trotz starken Starts und unterlag dem Amerikaner Steve Johnson 6:4, 6:7 (5:7), 2:6, 2:6. „Den zweiten Satz muss ich gewinnen, und dann ist gut. Ich habe dann gleich ein Break gekriegt und ein bisschen das Vertrauen verloren“, sagte Struff nach dem vermeidbaren Aus.