Hamburg. Der Innenverteidiger von Real Madrid verletzte Mohamed Salah schwer. Auch Liverpools Pechvogel Karius wurde Opfer des Spaniers.
Die verklausulierte Entschuldigung von Sergio Ramos kam fast zwei Stunden nach Mitternacht als Internetbotschaft. „Manchmal zeigt dir der Fußball seine gute Seite und manchmal seine schlechte. Vor allem sind wir Profi-Kollegen. #GuteBesserung @MoSalah“, twitterte der Kapitän von Real Madrid. Sein hartes Einsteigen in der ersten Halbzeit des Champions-League-Finales hatte Liverpool-Stürmer Mohamed Salah eine Schulterverletzung eingebracht. „Es ist wohl ein Schulter- oder Schlüsselbeinbruch“, sagte Teammanager Jürgen Klopp im „ZDF“-Interview. Bei „Sky“ sprach er davon, „wahrscheinlich“ sei Salah „die Schulter gebrochen“. Damit wäre auch die WM-Teilnahme unrealistisch.
Am Tag nach dem Finale twitterte der ägyptische Fußballverband, dass es sich um eine Bänderverletzung handeln würde, und durchaus Hoffnung bestünde, dass der Superstar beim Turnier in Russland dabei sein kann. Weitere Untersuchungen sollen Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Sicher ist hingegen, dass eine Frage ungeklärt bleibt:War es ein normaler Zweikampf oder die gezielte Schwächung des Gegners?
Liverpools Keeper Karius bekam einen Ellenbogenschlag von Ramos
Es war nicht die einzige brutale Szene des Defensivspielers. Auch Liverpool-Torwart Loris Karius war von Ramos Minuten vor seinem ersten schlimmen Fehler attackiert worden. Wie die grenzwertige Ringereinlage gegen Salah blieb auch der Ellenbogenschlag gegen Karius von Referee Milorad Mazic ungeahndet. Während Karius zur tragischen Figur wurde und Salah um seinen WM-Einsatz für Ägypten bangt, durfte Ramos den Henkelpott wieder in die Höhe stemmen.
Böser Bube oder genialer Stratege am Limit des Erlaubten? Er bewegt sich in der Grauzone der Antwort auf diese Frage. Genau deshalb ist er für Real der Schlüsselspieler. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp fand die Aktion gegen Salah „brutal“. Ramos war es egal. „Weiße Dynastie. Obwohl mit viel Glück, drei in Serie“, schrieb er noch vor der Entschuldigung über den Titel-Hattrick in der Königsklasse.
Reals Abwehr-Rüpel feiert ohne schlechtes Gewissen
Ein schlechtes Gewissen schien Sergio Ramos ohnehin nicht zu haben. Jubelnd riss der Kapitän von Real Madrid immer wieder die Champions-League-Trophäe in den Nachthimmel von Kiew. Er trug den Henkelpott freudestrahlend durch das Olympiastadion und spielte ausgelassen mit seinen Söhnen auf dem Rasen.
Als erster Spieler seit Franz Beckenbauer (1974 bis 1976) hatte der Spanier ein Team als Kapitän zu drei Titeln im höchsten europäischen Clubwettbewerb geführt. Außerhalb der Fangemeinde der Königlichen hielt sich die Begeisterung für Ramos allerdings in Grenzen.
Klopp empfehlt Ramos, auf Urlaub in Ägypten zu verzichten
Im Gegenteil: Im Internet schlugen Ramos Wut und Entrüstung über seine mitunter unfaire Spielweise entgegen. „In Ägypten hat sich Ramos damit wohl keine Freunde gemacht“, sagte auch Liverpools Teammanager Jürgen Klopp und sprach damit die Wrestling-Szene mit Mohamed Salah an. Auch eine peinliche Schauspieleinlage nach einem vermeintlichen Schlag von Sadio Mané sorgte für Diskussionen.
Sergio Ramos ist unbestritten einer der besten Abwehrspieler der Welt. Das Stellungsspiel des Welt- und Europameisters ist exzellent, zudem besticht er durch Torgefahr und gutes Aufbauspiel. Überharte Zweikämpfe und Schauspieleinlagen zeichnen ihn jedoch genauso aus. Allein in der spanischen Liga flog der Abwehrspieler 23 (!) Mal vom Platz.
Kahn hätte Ramos auf dem Schulhof in sein Team gewählt
Auch Oliver Kahn prangerte die Härte des Spaniers an, doch der TV-Experte ließ auch durchblicken, dass man Spieler der Gattung Ramos braucht, um in großen Spielen Erfolg zu haben. „Wenn ich auf dem Schulhof damals eine Mannschaft hätte wählen müssen, wäre Ramos der erste gewesen, den ich in meinem Team gewollt hätte“, erklärte der ehemalige Weltklasse-Torhüter.