Paris. Deutschlands bester Tennisprofi ist bei den French Open Mitfavorit. Niemand hat in diesem Jahr mehr Spiele gewonnen.
Alexander Zverev hat genug von den bitteren Lektionen im Leben eines jungen Tennisprofis und den tröstenden Worten der Konkurrenten, die versichern, seine Zeit bei einem Grand- Slam-Turnier werde noch kommen. Bei den French Open von Sonntag an in Paris will der 21-Jährige endlich auch auf Major-Ebene beweisen, dass er längst zur absoluten Weltklasse gehört. Die Vorzeichen dafür waren selten so gut.
Der Hamburger ist in Roland Garros hinter dem alles überstrahlenden Rekordchampion Rafael Nadal (31/zehn Titel) der wohl heißeste Sieganwärter. Niemand hat in diesem Jahr mehr Matches gewonnen, und vor allem auf Sand präsentierte er sich zuletzt in herausragender Form. 13 Siege in Serie feierte Zverev im Mai, gewann damit die Titel in München sowie beim Masters in Madrid und unterlag im Endspiel von Rom nur knapp in drei Sätzen gegen Nadal. Einziges Fragezeichen bleibt seine beinahe rätselhaft schwache Bilanz bei den vier größten Turnieren weltweit. Bislang steht für den Weltranglistendritten das Achtelfinale 2017 in Wimbledon als bestes Resultat zu Buche.
Enttäuschungen Teil einer Entwicklung
Für Deutschlands Tennis-Ikone Boris Becker sind die bisherigen Major-Enttäuschungen Teil einer völlig normalen Entwicklung. „Man braucht einfach eine gewisse Routine, Konzentration, einen Rhythmus. Das fällt 20-Jährigen schwerer als einem 30-Jährigen“, sagte er. Doch weil Zverev in diesem Jahr noch einmal wesentlich stabiler auftritt als im Vorjahr, scheint die Zeit reif für seinen Durchbruch auf Grand-Slam-Ebene. Die Auslosung bescherte ihm mit dem Litauer Ricardas Berankis ein machbares Auftaktlos. Im Achtelfinale könnte es zu einem Duell mit Ex-Paris-Champion Stan Wawrinka aus der Schweiz kommen, eine Runde später würde voraussichtlich Österreichs großer Hoffnungsträger Dominic Thiem warten.
Bei den Frauen ruhen die Hoffnungen weiterhin auf Julia Görges (29) und Angelique Kerber (30). Bei der deutschen Doppelspitze, derzeit die Nummern elf und zwölf der Welt, war nach starkem Saisonbeginn zuletzt auch aufgrund von Blessuren etwas die Luft raus. Bei Kerber kommt hinzu, dass Sand wohl nie zu ihrem Lieblingsbelag werden wird. Seit 2015 hat sie in Paris kein Match mehr gewonnen.
Kerbers Ambitionen sind groß
Trotzdem sind vor allem Kerbers Ambitionen groß. „Ihr Ziel ist es, eines Tages wieder die Nummer eins zu sein und damit anders umzugehen als im vergangenen Jahr“, sagt ihr belgischer Trainer Wim Fissette. Die zweimalige Grand-Slam-Siegerin bekommt es zum Auftakt im deutschen Duell mit Mona Barthel zu tun, Görges erwartet die starke Slowakin Dominika Cibulkova.
Die Hamburgerin Tamara Korpatsch (23/Club an der Alster) wiederum überstand die Qualifikation nicht. In der letzten Runde unterlag sie der Rumänin Alexandra Dulgheru mit 1:6, 7:5, 6:7 (3:7). Beim ATP-Turnier in Genf sorgte Peter Gojowczyk (28/München) dagegen erneut für eine Überraschung. Im Halbfinale bezwang er den zweimaligen Rothenbaumsieger Fabio Fognini (31/Italien) mit 6:4, 6:4. Im Finale trifft er am Sonnabend auf Marton Fucsovics (26/Ungarn). (HA)