Zverev ermöglicht nach Sieg gegen Chung das erste deutsche Finale seit 2013 – an das hat Kohlschreiber keine guten Erinnerungen.
München. Der Hamburger Tennisprofi Alexander Zverev und Philipp Kohlschreiber haben für ein Traumfinale beim ATP-Turnier in München gesorgt. Die zwei besten deutschen Tennisspieler ließen sich am Samstag in der Vorschlussrunde nicht stoppen und kämpfen nun um Preisgeld, Pokal, Sportwagen und Siegerlederhose der BMW Open.
Der Weltranglistendritte Zverev greift am Sonntag (13.30 Uhr) nach der Titelverteidigung, Rekordchampion Kohlschreiber nach dem vierten Triumph. „Für mich ist er der Favorit, ich schiebe den Druck gerne auf ihn“, sagte der Routinier nach dem 6:2, 6:4 gegen Maximilian Marterer. „Es wird ein Deutscher gewinnen, das Wetter wird toll. Wir wollen Werbung machen für Tennis.“
Die Fans können sich auf das erste deutsche Endspiel in München seit 2013 freuen; vor fünf Jahren war Kohlschreiber im Finale Tommy Haas unterlegen. „Das wird nicht einfach“, sagte Zverev, der sich im Halbfinale – in dem erstmals seit 2013 in München drei Deutsche standen – mit 7:5 und 6:2 gegen Hyeon Chung durchgesetzt hatte. „Von der Taktik her ist mir viel gelungen“, resümierte der 21-Jährige.
Zverev benötigt zwei Matchbälle
Zverev hatte das Tempo variiert und Chung aus dem Konzept gebracht. Vor dem Match hatte Zverev seinen Rivalen noch mit Novak Djokovic verglichen und war von wenigen Fehlern ausgegangen. Bei den Australian Open hatte Chung das Duell mit Zverev in der dritten Runde gewonnen und war sensationell bis ins Halbfinale vorgestoßen.
Beim Sandplatzevent in München aber überzeugte der Hamburger vor allem beim Return und nahm Chung gleich fünfmal den Aufschlag ab. Nach 91 Minuten konnte er nach dem zweiten Matchball jubeln. Jetzt will der topgesetzte Spieler seinen Vorjahreserfolg wiederholen. „Ich habe dieses Jahr schon ein Finale verloren, deswegen möchte ich das ein bisschen ändern“, sagte er im Rückblick auf das Masters in Miami.
Im Endspiel wartet die schwerste Aufgabe auf Zverev. „Kohlschreiber spielt hier sehr, sehr gutes Tennis, war mehrmals im Finale und hat auch Titel gewonnen“, erinnerte der Jung-Star. Sein Rivale steht am Aumeisterweg zum sechsten Mal im Endspiel und will den vierten Coup nach 2007, 2012 und 2016 landen - vier Titel in München hat noch kein Spieler gewonnen. Kohlschreiber verlor die Finals 2013 und 2015. „Es geht darum, dass man giftig ist und die Anspannung annimmt. Ein Finale ist ein Finale, da will man die Woche mit einem Sieg krönen“, sagte er.
Kohlschreiber lobt sich selbst
Der 34-Jährige blieb gegen seinen zwölf Jahre jüngeren Gegner, mit dem er zusammen in Oberhaching bei München sein Trainingszentrum hat, cool. Vor ausverkauften Rängen am Centre Court und bei frühlingshaft warmen Top-Bedingungen nahm er Marterer in beiden Sätzen die Aufschläge zum 3:2 und 5:2 ab. „Ich habe einen guten Tag erwischt und fast fehlerfrei gespielt. Heute wollen wir nicht meckern.“ Nach 65 Minute verwandelte Kohlschreiber seinen dritten Matchball.
Der junge Nürnberger verpasste dagegen sein erstes ATP-Finale, konnte das Turnier aber dennoch als Erfolg verbuchen, stand er doch auch noch nie in einem ATP-Halbfinale.