Hamburg. In vier Wochen geht es los. Im Vorverkauf können erstmals Karten für fünf Veranstaltungstage erworben werden.
Kaum hatte Turnierchef Volker Wulff die Pläne für das 89. Deutsche Springderby in gut einem Monat präsentiert, setzte er sich ans Steuer seines Dienstautos und machte sich auf den Weg nach Paris. Streiks und Flugausfälle zwangen ihn, die gebuchten Tickets ungenutzt zu lassen. Am Boulevard de Bercy im Herzen der französischen Hauptstadt steht in den kommenden Tagen das Weltcup-Finale der Spring- und Dressurreiter auf dem Programm.
Wichtiger als die Ergebnisse im Parcours sind für Wulff Gespräche hinter den Kulissen. Für seine Agentur Engarde möchte er den Weltcup nach Leipzig holen. Außerdem liebäugelt er in Hamburg mit der Ausrichtung der Springreit-Europameisterschaft 2021 oder 2023. Doch auch das ist noch ein weiter Weg. Wobei den Derbychef die etwa 900 Kilometer nach Paris nicht schocken konnten: In der vergangenen Woche war er aus seinem Heimatort Uthlede bei Bremen nach Klein Flottbek gefahren – über die Dörfer, mit 43 Stundenkilometern Spitzengeschwindigkeit, am Lenkrad eines 120 PS starken Treckers der Marke Fendt.
Es könnte Bestmarken geben
Die Tour war 450 Euro günstiger als der Transport per Spedition; vor allem machte es mehr Spaß. Im Westen der Hansestadt wird das laubfroschgrüne Fahrzeug für Arbeiten im Derbypark benötigt. Spielt das Wetter vom 9. bis 13. Mai mit, könnte das Flottbeker Pferdefestival erneut Rekorde bringen.
„Zwar kratzen wir am Limit, dennoch könnte es Bestmarken geben“, sagte Wulff auf der Dachterrasse der DKB-Bank in Rathausnähe. Neben Hauptsponsor J. J. Darboven zählt das Unternehmen zu den angestammten Partnern des Blauen Bands. Im Vorverkauf können erstmals Karten für fünf Veranstaltungstage erworben werden. Gab es am Mittwoch vor Himmelfahrt zuletzt einen Schnuppertag mit Tickets für Kurzentschlossene an den beiden Haupteingängen, handelt es sich nun um einen vollwertigen Turniertag – mit der ersten Derbyqualifikation als sportlichem Höhepunkt. Eintrittspreis: neun Euro.
25.000 Euro Preisgeld ausgelobt
Am Feiertag (Himmelfahrt) sowie am Freitag sind jeweils 25.000 Euro Preisgeld ausgelobt, während es im Derbyfinale am Sonntag um 120.000 Euro geht. Wer ohne Patzer über so problematische Hindernisse wie Pulvermanns Grab, die Irischen Wälle oder den gut drei Meter hohen Wall kommt, ist der Held von Hamburg. Keiner weiß das besser als der unerwartete Vorjahressieger Pato Muente, der seine Holsteiner Stute Zera zweimal fehlerlos über die Runden brachte.
Der gebürtige Argentinier mit slowenischer Mutter, deutscher Ehefrau und Wohnsitz in Niedersachsen hat seine Teilnahme zugesagt. Auch wenn erst am kommenden Dienstag offizieller Nennungsschluss ist, werden wohl 20 der 30 Weltranglistenbesten nach Klein Flottbek reisen. Mehr noch als der Eichenkranz im Deutschen Derby locken die hoch dotierte Global Champions Tour plus Teamwertung am Sonnabend – und vor allem mehr als 600.000 Euro Preisbörse. „Dieser internationale Wettbewerb übt eine Sogwirkung aus, die allen guttut“, sagte Volker Wulff.
150 Anbieter sind präsent
Der Gesamtetat ist mit 3,4 Millionen Euro so hoch wie nie zuvor. Preisgeld insgesamt: 1,1 Millionen Euro. Bei passender Witterung könnte die Bestmarke von 2017 mit 92.000 Zuschauern abermals überboten werden. Auch außerhalb des Stadions werden Rekorde verbucht. In 140 Pagodenzelten auf 3200 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind 150 Anbieter präsent.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen wird neun Stunden live vor Ort sein. Der Wettstreit um das Blaue Band wird anfangs eineinhalb Stunden im NDR und zur Entscheidung hin 40 Minuten in der ARD übertragen. Das wiederum hält die Sponsoren bei Laune. Im Gegensatz zu anderen Pferdesportsparten operiert Wulffs Agentur mit schwarzen Zahlen. Sollte es in Flottbek eines Tages tatsächlich eine modernisierte Anlage mit neuen Tribünen geben, könnte Hamburg international zu noch Größerem berufen sein.
Geburtstagsempfang geplant
Wenn im nächsten Jahr das 90. Springderby ansteht, haben die Dressurreiter mit der 60. Auflage bereits ihr Jubiläum hinter sich. Die Organisatoren versprechen im Dressurstadion Überraschungen. Parallel ist im Ehrengastzelt ein Geburtstagsempfang geplant: Der gastgebende Norddeutsche und Flottbeker Reiterverein NFR wird 60 Jahre alt. Die Wurzeln des traditionsreichen Clubs gehen sogar auf das Jahr 1886 zurück. Der 1. Vorsitzende, Klaus Meyer, erhält am Eröffnungstag der Ausstellung Hansepferd am 20. April den von der Hamburg Messe seit 1987 verliehenen „Erinnerungspreis“. Ehre, wem Ehre gebührt.