Hamburg. Ohne das Engagement des Hamburger Kaffee-Unternehmers wäre die Weltklasse in Klein Flottbek nicht am Start.

Als Kind mit kurzen Hosen krabbelte er heimlich über den Zaun an der Baron-Voght-Straße, um dem Wettstreit um das Blaue Band nahe zu sein. Ende der 1960er-Jahre bretterte er mit einer Kutsche, einem Viererzug, im damals noch parallel organisierten Fahrderby über den Flottbeker Parcours. Als Sponsor des Deutschen Derbys ist Pferdenarr Albert Darboven der Traditionsveranstaltung heute nach wie vor verbunden – persönlich wie geschäftlich.

„Es war eine Kombination aus Gefühl und Verstand“, sagt der Kaffeekaufmann über seinen Beschluss, dem Ereignis als Partner zur Seite zu stehen. Die Vereinbarung mit Turnierchef Volker Wulff wurde per Handschlag geschlossen und später von Juristen festgezurrt. Der seit drei Jahren laufende Vertrag gilt bis 2019. Ein hanseatischer Unternehmer wie Darboven spricht nicht über Zahlen, doch schätzen Kenner der Szene das jährliche Engagement auf knapp 300.000 Euro. Rund ein Drittel soll aus Sachleistungen bestehen.

Mehr als 40 Firmen unterstützen das Derby

Die Melange aus Bauchgefühl und geschäftlichem Kalkül bewog den ­81-Jährigen vorher schon, Hauptsponsor des Galoppderbys in Horn zu werden, das gleichfalls unter dem Patronat von „Idee Kaffee“ gestartet wird. „Ich kenne den Stellenwert des Pferdesports in Hamburg“, sagt „Atti“ Darboven. Die von Volker Wulffs Agentur vorbereiteten Zahlen brauchte er für seine Entscheidung nicht.

Diese Daten belegen das Gefühl des Vollblutkaufmanns und helfen der Marketingabteilung seiner Firma J. J. Darboven, die richtigen Schlüsse zu ziehen und begleitende Werbemaßnahmen zu entwickeln. „Wir sind zufrieden mit der Kooperation“, stellt Albert Darboven klar. Die offizielle Bezeichnung für die Partnerschaft heißt „Presenting Sponsor“. Mehr geht nicht.

Als Hauptsponsoren sind Mercedes, die Bank DKB sowie der Schweizer Uhrenhersteller Longines dabei. Die Vereinbarung mit dem Automobilkonzern und dem Kreditinstitut laufen in diesem Jahr aus und müssen neu verhandelt werden. Insgesamt unterstützen mehr als 40 Firmen das fünftägige Derbyturnier in Klein Flottbek. „Dadurch kommen etwa 50 bis 60 Prozent des Etats zusammen“, bestätigt En-Garde-Chef Volker Wulff. Mit 3,35 Millionen Euro ist das Budget so hoch wie nie zuvor. Nur so lassen sich hochkarätige Prüfungen auf die Beine stellen und Weltklassereiter locken.

2016 berichteten 100 Sendungen 80 Stunden

„Hamburg ist eine ideale Plattform für Werbung“, sagt Wulff in Bezug auf die Sponsorenakquise. Er weiß aus Erfahrung, dass gute Zahlen das Geschäft beleben und die Partnerschaft stabilisieren. Folglich verschickt En Garde im Anschluss an die Derbytage eine Dokumentation mit individuell gefilterten Ergebnissen. Wulff sagt es nicht so, aber der Sinn der Mühe: Wer in Klein Flottbek präsent ist, erhält einen Mehrwert für sein Geld.

Das Unternehmen J. J. Darboven lässt Transparenz walten und zeigt die Dokumentation inklusive aller Daten. Im Auftrag der Agentur En Garde in Uthlede bei Bremen hat eine Spezialfirma aus Stuttgart Reichweiten erfasst und für die Kaffeefirma berechnet. Es ist ein umfangreiches, spannendes Zahlenwerk.

Daraus geht hervor, dass vom Derbyturnier 2016 in 100 Sendungen insgesamt 80 Stunden und 57 Minuten berichtet wurde. Fast 68 Stunden davon wurden im Internet gezeigt, 13 Stunden im Fernsehen. Dadurch wurden 16,45 Millionen Zuschauer erreicht. Die Reihenfolge im Sektor Fernsehen: zehn Stunden NDR und jeweils gut eine Stunde ARD sowie Eurosport. Weit zurück folgen das ZDF mit sieben und Sat.1 mit sechs Minuten.

Acht Stunden Werbung für Darboven-Produkte

Am meisten hat J. J. Darboven davon, wenn seine Produkte im Fernsehbild zu sehen sind. Dann rechnet sich das Derby. Im Vorjahr war dies fast acht Stunden der Fall, 105 Minuten davon im Fernsehen. Hundertstelsekundengenau wird gemessen, welcher Werbeort wie wirkt. Weit vorne ist die LED-Bande gefolgt vom Banner am Wall und dem Logo am Einritt.

Sogar die Sekundenbruchteile auf Flaggen, Sonnenschirmen oder Schärpen der Reiter werden festgehalten. Die Reichweite bei Zeitungen und Magazinen liegt bei mehr als 100 Millionen Lesern. Bei diesem Derby werden erstmals Online-Plattformen und soziale Medien wie Facebook erfasst.

100 Reitervereine erhalten eine Kaffeemaschine

Albert Darboven hat sich die Dokumentation angeguckt, na klar, mehr verlässt er sich aber auf seinen Instinkt für gute Geschäfte und passende Werbemaßnahmen. „Beim Derby schaffen wir Sympathien, pflegen die Tradition, fördern die Freizeitgestaltung und unternehmen gleichzeitig etwas für Hamburg“, bringt er sein Engagement auf den Punkt. „Alle Seiten gewinnen.“

Zum Paket gehört eine „Vereinsinitiative“. 100 Reitervereine erhalten für ihre Turniere kostenlos eine große Kaffeemaschine plus Kaffee geliefert. Die Einnahme aus dem Verkauf des Filterkaffees behalten die Vereine für sich, zum Beispiel für die Jugendarbeit. In diesem Jahr bewarben sich mehr als 1500 Reitervereine. Das Los entschied.