Minneapolis. Nick Foles führt Außenseiter Philadelphia zum Finalsieg gegen die New England Patriots. Deren Superstar Tom Brady reagiert genervt.

In einem Offensivspektakel der Rekorde haben die Philadelphia Eagles ihren ersten Superbowl-Triumph gefeiert und die New England Patriots um Star-Quarterback Tom Brady entthront. Der Außenseiter setzte sich im hochklassigen Finale der National Football League (NFL) im bitterkalten US Bank Stadium von Minneapolis mit 41:33 (22:12) gegen den Titelverteidiger durch.

Damit krönte Eagles-Spielmacher Nick Foles am Sonntagabend im größten Einzelsportevent der Welt seine märchenhafte Geschichte vom Ersatzspieler zum gefeierten Helden. „Es ist unglaublich“, sagte Foles im Konfettiregen in den Teamfarben Grün, Silber, Weiß und Schwarz. „Wir haben so großartige Jungs, großartige Trainer.“ Der 29-Jährige wurde als wertvollster Spieler der Partie ausgezeichnet.

Sein Kontrahent Brady verließ hingegen im Laufschritt das Spielfeld und muss wie die Patriots auf den sechsten Gewinn der Vince-Lombardi-Trophäe warten. Damit blieb dem 40-Jährigen auch die alleinige Rekordmarke für gewonnene Superbowls eines Spielers vorerst verwehrt. Beide Teams pulverisierten die bisherige Offensiv-Bestmarke und kamen gemeinsam auf 1151 Yards. „Die Eagles haben verdient gewonnen, das muss man neidlos anerkennen“, sagte der frühere Patriots-Profi Sebastian Vollmer bei ProSieben.

Die besten Bilder vom Super Bowl:

Die besten Bilder vom Super Bowl

70.000 im Stadion von Minneapolis, Millionen vor den Fernsehern: Der Super-Bowl ist nicht nur sportlich ein Großereignis. Die Halbzeitshow gestaltete diesmal US-Sänger Justin Timberlake.
70.000 im Stadion von Minneapolis, Millionen vor den Fernsehern: Der Super-Bowl ist nicht nur sportlich ein Großereignis. Die Halbzeitshow gestaltete diesmal US-Sänger Justin Timberlake. © USA TODAY Sports | Kirby Lee
Fast 14 Minuten lang stand der 37-Jährige im Rampenlicht. Die Show war ein Medley seiner größten Hits, darunter „Can’t Stop the Feeling“, „SexyBack“, „Cry Me a River“ und „Rock Your Body“.
Fast 14 Minuten lang stand der 37-Jährige im Rampenlicht. Die Show war ein Medley seiner größten Hits, darunter „Can’t Stop the Feeling“, „SexyBack“, „Cry Me a River“ und „Rock Your Body“. © Getty Images | Christopher Polk
In der Heimatstadt von Prince zollte er auch dem im April 2016 gestorbenen Star Tribut. Auf einer riesigen Leinwand in lila Licht getaucht erschien der „Purple Rain“-Sänger.
In der Heimatstadt von Prince zollte er auch dem im April 2016 gestorbenen Star Tribut. Auf einer riesigen Leinwand in lila Licht getaucht erschien der „Purple Rain“-Sänger. © Getty Images | Elsa
Es war Timberlakes dritter Super-Bowl-Einsatz. 2001 war er mit seiner ehemaligen Boygroup ‘N Sync aufgetreten, 2004 mit der Sängerin Janet Jackson.
Es war Timberlakes dritter Super-Bowl-Einsatz. 2001 war er mit seiner ehemaligen Boygroup ‘N Sync aufgetreten, 2004 mit der Sängerin Janet Jackson. © Getty Images | Patrick Smith
Vor dem Anpfiff des Spiels trug Sängerin Pink (38) die US-Nationalhymne vor.
Vor dem Anpfiff des Spiels trug Sängerin Pink (38) die US-Nationalhymne vor. © Getty Images | Christopher Polk
Gewohnt extravagant: Boxer Floyd Mayweather.
Gewohnt extravagant: Boxer Floyd Mayweather. © Getty Images | Patrick Smith
Der sportliche Superstar des Abends ging schließlich geknickt vom Feld. Quarterback Tom Brady unterlag mit seinen New England Patriots überraschend den Philadelphia Eagles mit 33 zu 41 Punkten.
Der sportliche Superstar des Abends ging schließlich geknickt vom Feld. Quarterback Tom Brady unterlag mit seinen New England Patriots überraschend den Philadelphia Eagles mit 33 zu 41 Punkten. © REUTERS | CHRIS WATTIE
Die Fans der Außenseiter aus Philadelphia jubelten.
Die Fans der Außenseiter aus Philadelphia jubelten. © REUTERS | JESSICA KOURKOUNIS
Enttäuschung auf der anderen Seite.
Enttäuschung auf der anderen Seite. © REUTERS | JESSICA KOURKOUNIS
Cheerleaders der New England Patriots.
Cheerleaders der New England Patriots. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
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Foles gelingt Historisches

Im vierten Play-off-Spiel seiner Karriere war Foles bei Außentemperaturen von 17 Grad unter Null von Beginn an keine Spur von Nervosität anzumerken. In der Vorsaison hatte er eigentlich schon einen Rücktritt erwogen. Erst Mitte Dezember übernahm er den Job als Chef-Spielmacher von Carson Wentz nach dessen Kreuzbandriss. Fest umarmte Eagles-Besitzer Jeffrey Luri den verletzten Wentz nach dem Sieg: „Das Beste kommt erst noch“, sagte er mit Blick auf die nächsten Jahre. Zuletzt hatten die Eagles in der Vor-Superbowl-Zeit 1960 einen Titel gewonnen.

Foles übertraf hingegen schon in der Gegenwart alle Erwartungen. Er warf drei Touchdowns und fing dabei als erster Quarterback der Superbowl-Geschichte auch einen Touchdown selbst. Damit konnten sich die Eagles im dritten Anlauf das erste Mal die begehrten Ringe für die Sieger sichern. 2005 hatten sich noch die Patriots mit 24:21 gegen Philadelphia durchgesetzt.

Bei den vorigen sieben Superbowl-Teilnahmen in der Ära von Brady und Erfolgscoach Bill Belichick war New England ohne Punkte im Auftaktviertel geblieben – Stephen Gostkowski beendete die Negativ-Serie mit seinem Field Goal zum 3:3.

Belichicks Trick funktioniert nicht

Doch wie schon im Vorjahr, als New England gegen die Atlanta Falcons ein 3:28 drehte, liefen Brady & Co. einem Rückstand hinterher. Gostkowski kickte einen weiteren Versuch aus kurzer Distanz an das Gestänge, Wide Receiver Brandin Cooks kehrte nach einem harten Tackle wegen einer Kopfverletzung nicht mehr aufs Feld zurück. So griff Patriots-Coach Belichick tief in die Trickkiste und setzte Brady als Ballempfänger ein – vergeblich. Beim Versuch, den Pass von Danny Amendola zu fangen, war dem Routinier sein Alter deutlich anzusehen.

Stattdessen glänzte Philadelphia. Nach einem perfekten Pass von Foles in die Endzone stand Wide Receiver Alshon Jeffery förmlich in der Luft, pflückte den Ball herunter: erster Touchdown. Sehr zur Freude der Eagles-Fans, die im US Bank Stadium akustisch deutlich die Übermacht hatten und Brady gnadenlos ausbuhten.

Auf 15:6 zog der Außenseiter davon, die Patriots-Defensive war trotz eines abgefangenen Passes von Foles völlig überfordert vom variablen Angriff Philadelphias. Als Höhepunkt der Demütigung sorgte der Eagles-Quarterback kurz vor der Pause persönlich nach einem Pass von Trey Burton für das 22:12.

Graham gelingt entscheidende Aktion

Nach der Halbzeitshow mit Popstar Justin Timberlake, der auch eine Hommage an Superstar Prince in seinen Auftritt einbaute, kam New England zurück wie ein Champion. Brady führte sein Team in knapp drei Minuten zum Touchdown übers Feld. Foles konterte mit seinem zweiten erfolgreichen Pass in die Endzone, Brady verkürzte erneut zum 26:29. Wie in einem Trainingsspiel sezierten die Quarterbacks mühelos die gegnerische Defensive. Schon vor Ende des dritten Viertels hatten die Teams den Rekord für erzielte Yards in einem Superbowl geknackt.

Im Schlussabschnitt ging New England erstmals in Führung – doch Foles hatte wieder die richtige Antwort. Als sich Brady gut zwei Minuten vor Ende anschickte, wieder eines seiner berüchtigten Comebacks hinzulegen, schlug ihm Eagles-Verteidiger Brandon Graham den Ball aus der Hand. Beim Stand von 33:41 waren die Patriots noch einmal im Angriff – bei auslaufender Zeit fiel Bradys letzter Pass jedoch zu Boden. „Wir waren defensiv nicht gut genug“, gestand Coach Belichick. „Das reicht einfach nicht gegen ein Team wie die Eagles.“

Patriots-Spielmacher Tom Brady hat nach der unerwarteten Niederlage Gedanken an einen baldigen Rücktritt erneut bestritten. „Es ist jetzt kurz nach dem Spiel. Ich würde das jetzt gerne erst mal sacken lassen. Aber ich sehe keinen Grund, warum ich nicht weitermachen sollte“, sagte der Ehemann von Topmodel Gisele Bündchen.

Brady reagiert trotzig

Schon vor dem Finale der National Football League hatte Brady angedeutet, dass er auf jeden Fall in eine 19. Saison gehen wolle. „Verlieren ist Mist. Du trittst an, du versuchst zu gewinnen, und manchmal verlierst du, und so ist es halt“, sagte Brady. „Alle sind total enttäuscht.“

Brady hatte zwar eine gute Leistung gezeigt, sich aber auch entscheidend den Ball abnehmen lassen. „Yeah, ich meine, das nervt, ganz offensichtlich – yup, es nervt“, sagte er dazu. Brady warf Pässe mit einer sehr starken Gesamtdistanz von 505 Yards, die zu drei Touchdowns führten.