Weinende Kerber: „Ich habe mein Herz auf dem Platz gelassen“
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Aus im Halbfinale nach großem Kampf: Kerber trauert verpasster Titelchance nach. Doch sie verlässt Australien erhobenen Hauptes.
Melbourne. Die Siegesserie ist gerissen, der Traum vom Titel geplatzt: Am Ende eines dramatischen Halbfinals mit unzähligen Wendungen und mehreren Matchbällen auf beiden Seiten verließ Angelique Kerber die Energie. Im 15. Match des Jahres kassierte die Kielerin beim 3:6, 6:4, 7:9 gegen die Weltranglistenerste Simona Halep ihre erste Niederlage und verließ enttäuscht und völlig entkräftet die Rod-Laver-Arena.
Dabei war sie wenige Momente zuvor nur noch einen Punkt vom Finaleinzug entfernt gewesen. Nach dem 0:5-Fehlstart im ersten Satz hatte sich Kerber furios ins Match zurückgekämpft, beim Stand von 4:5 im entscheidenden Durchgang zwei Matchbälle der Rumänin zunichte gemacht und den Triumph beim 6:5 zweimal selbst auf dem Schläger gehabt. Doch nach 2:20 Stunden waren die Strapazen zu viel.
„Es war ein großer Kampf, aber ich habe mich schon im ersten Satz etwas müde gefühlt“, sagte Kerber mit Tränen in den Augen. „Ich habe mein Herz auf dem Platz gelassen, das zeichnet mich aus, das hat mich auch 2016 ausgezeichnet.“ Sie fahre mit einem positiven Gefühl nach Hause, sagte Kerber: „Wenn mir jemand vor vier, fünf Wochen gesagt hätte, dass ich so einen Saisonstart haben werde, ich hätte es ihm wahrscheinlich nicht geglaubt.“
Kerber startete miserabel
Halep trifft im Finale am Sonnabend (9.30 Uhr MEZ/Eurosport) auf die Nummer zwei der Setzliste, Caroline Wozniacki aus Dänemark, die ihr Halbfinale gegen Turnierdebütantin Elise Mertens aus Belgien 6:3, 7:6 (7:2) gewann. Halep und Wozniacki spielen nicht nur um ihren ersten Grand-Slam-Titel, sondern auch um die Führung in der Weltrangliste.
Kerber darf sich mit der Rückkehr auf Platz neun trösten, nach den bisherigen Auftritten in diesem Jahr zu wenig für sie. Der dritte Grand-Slam-Titel nach den Triumphen in Melbourne und New York vor zwei Jahren war möglich. Allerdings wurde der Weg nach einem unerklärlich nervösen Beginn immer länger.
20 der ersten 25 Punkte gingen an Halep. Eurosport-Experte Boris Becker war in seiner Box völlig entgeistert. „Ich will gar nicht kommentieren, was ich hier gerade sehe“, sagte der zweimalige Melbourne-Sieger. Den Satz schenkte Kerber aber trotz des Rückstandes nicht ab, bis zum 3:5 kämpfte sie sich immerhin heran und verließ wenig später den Court, um sich zu sammeln.
Kerber und Halep liefern Spektakel
Nachdem die 30-Jährige im zweiten Satz erneut mit einem Break in Rückstand geraten war, entwickelte sich endlich ein Match auf Augenhöhe. Die Ballwechsel der beiden Konterspezialistinnen wurden länger und länger, niemand wollte nachgeben, auch wenn Kerber offensichtlich auch mit sich selbst zu kämpfen hatte. Bis zum 3:3 im dritten Satz war alles offen, dann erarbeitete sich Halep eine 5:3-Führung und wenig später ihre ersten Matchbälle.
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Mit letzter Kraft stemmte sich Kerber noch einmal gegen die Niederlage. Sie hatte in Melbourne mehrfach betont, in der derzeitigen Verfassung „für immer rennen zu können“. Und tatsächlich glich sie gegen die plötzlich nervöse Halep erst aus und erarbeitete sich dann selbst zwei Chancen zum Finaleinzug.
Als auch Halep zurückschlug, erreichte die Dramatik ihren Höhepunkt. Die erstaunliche Athletik beider Spielerinnen führte teilweise zu kuriosen Ballwechseln, aus dem Abnutzungskampf ging die frischere Spielerin als Siegerin hervor. Angelique Kerber verließ winkend den Ort ihres ersten großen Triumphes. Wenn sich die erste Enttäuschung über das Aus gelegt hat, wird sie auch auf das denkwürdige Halbfinale gegen Halep stolz sein.
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