Bremen. Baumann liebäugelt mit Rückkehr des ehemaligen Erfolgstrainers – und kontert auf der Hauptversammlung TV-Kommentator Reif.
Am Tag nach dem ersten Saisonsieg im Nord-Duell gegen Hannover 96 gönnte sich der gebeutelte Fußball-Bundesligist Werder Bremen einen Abend für die grün-weiße Seele. Bei der Jahreshauptversammlung des Stammvereins gab es nach dem 4:0 einige lockere Sprüche. Formuliert wurden deutlich höhere Ansprüche als der aktuellen sportlichen Lage entsprechend. Viel Kritik gab es dennoch nicht an der sportlichen Führung. Die Höhepunkte im Überblick:
Wirtschaftliches Ergebnis
Zum zweiten Mal nacheinander präsentierte Clubchef Klaus Filbry einen wirtschaftlichen Gewinn. 700.000 Euro betrug das Plus im Geschäftsjahr 2016/2017 nach knapp drei Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz stieg auf 123,5 Millionen Euro: Rekord für eine Spielzeit ohne internationalen Wettbewerb. „Transfererlöse bedingen den Umsatzerfolg“, sagte Filbry und kündigte an: „Wir möchten profitabel arbeiten. Wir wollen jedes Jahr einen Gewinn von einer bis drei Millionen Euro erwirtschaften.“
Sportliche und strategische Ziele
Aktuell steht Werder mit acht Punkten aus zwölf Spielen auf dem Relegationsplatz. Werders Anspruch ist das nicht. „Erstes Ziel ist der Bundesliga-Verbleib. Wir möchten eigentlich jedes Jahr einen einstelligen Tabellenplatz erreichen“, sagte Filbry und bekannte gar: „Der Traum Europa ist natürlich da.“ Die Eigenkapitalquote soll künftig wieder auf 30 Prozent der Bilanzsumme steigen. Nach vier wirtschaftlich schwierigen Jahren war das Eigenkapital nach 2011 von einst gut 38 Millionen Euro nahezu gen null geschrumpft.
Schaaf-Rückkehr konkretisiert sich
Werder will den Posten eines Technischen Direktors schaffen, der sich um die Ausbildung der Trainer im Club und das Erarbeiten einer allgemein gültigen Spielphilosophie kümmert. Diesen Posten soll möglichst der langjährige Werder-Coach Thomas Schaaf ausüben. „Ich bin davon überzeugt, dass diese Position eine Schlüsselposition einnehmen wird. Nicht zuletzt, wenn es uns gelingen sollte, einen Mann wie Thomas Schaaf zu verpflichten“, sagte Sportchef Frank Baumann und bestätigte: „Die Planungen zur Einführung dieser Position laufen.“
Konter gegen Reif
Eine Woche lang äußerte sich Baumann nicht zur heftigen Kritik von TV-Kommentator Marcel Reif. Der hatte die Entscheidung, Werders bisherigen Drittliga-Coach Florian Kohfeldt zunächst nur bis Jahresende zum Chefcoach zu machen und Baumanns Wortwahl dabei als „Irrsinn“ und „Realsatire“ bezeichnet. Vor 325 anwesenden Mitgliedern brach Baumann sein Schweigen. „Ich habe noch einen gut gemeinten Rat an die sogenannten Experten: Sie sollten sich zukünftig vielleicht etwas besser informieren, bevor sie aus der Ferne etwas bewerten“, sagte Baumann und wandte sich mit einem Wortspiel direkt an Reif: „Künftig vielleicht etwas reiflicher überlegen, bevor man was sagt.“
Bekenntnis pro Kohfeldt
Werders junger neuer Chefcoach bekam viel Rückendeckung. Filbry traut dem 35-Jährigen nicht nur den Klassenverbleib, sondern auch einen Erfolg im DFB-Pokal zu. „Ich bin mir sicher, mit diesem Team werden wir die Klasse erhalten und vielleicht sogar nach Berlin fahren“, sagte Filbry. Baumann verteidigte den zunächst befristeten Vertrag als Cheftrainer als „unserer Situation entsprechend“. Obwohl er Gespräche mit anderen Kandidaten geführt habe, sei er von Kohfeldt überzeugt: „Wir haben mit einem kleinen Kreis Gespräche geführt. Aus diesem Favoritenkreis haben wir uns für den Besten entschieden.“
Spruch des Abends
„Wir haben die besten Werder-Fans in ganz Deutschland“, stellte ein Club-Mitglied fest. Widerspruch gab es nicht.