Hamburg. Stadt bewirbt sich in den nächsten Jahren weiter um Spitzensport-Veranstaltungen. Rothenbaum spielt für Stadt immer noch eine Rolle.

„Ich liebe Deutschland, ich liebe Hamburg. Wenn ich irgendwo mein Leben lang sein könnte, wäre es Hamburg.“ Alexander Zverev (20) hat diese Sätze in der vergangenen Woche in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt. Die Chance, zumindest für ein paar Tage in seiner Geburtsstadt zu verweilen, will Hamburg dem Wahlmonegassen jetzt eröffnen.

„Wenn sich in den nächsten Jahren die Möglichkeit ergibt, werden wir uns beim Deutschen Tennis Bund (DTB) um die Austragung eines Daviscup-Heimspiels bewerben“, sagt Sportstaatsrat Christoph Holstein. Nach den Diskussionen um die Zukunft der Turnieranlage am Rothenbaum will die Stadt damit das Signal senden, „dass wir weiter an großen Tennisveranstaltungen sehr interessiert sind“. Vertreter des Senats hatten zuletzt vor einem Monat mit dem DTB-Präsidium über die Fortführung des hiesigen Herrenturniers gesprochen.

Widerstand der Tennisspieler

Von 2019 an darf der Österreicher Peter Michael Reichel die German Open ausrichten. Ob er weiter in Hamburg aufschlagen lässt, ist nicht entschieden. Viel hängt davon ab, welche Pläne der Club an der Alster verfolgt. Ursprünglich wollte der Tennis- und Hockeyclub das Areal zwischen Haller- und Hansastraße komplett neu gestalten, das überdimensionierte Tennisstadion abreißen und stattdessen eine Multifunktionsarena für 7500 Zuschauer errichten. Das stößt auf hartnäckigen Widerstand der Tennisspieler. Am Sonntagabend berät Alsters Präsidium das weitere Vorgehen.

„Wir gehen davon aus, dass das Stadion in den nächsten beiden Jahren noch stehen wird“, sagt Holstein. Dieser Umstand macht das „Friedensangebot“ Daviscup an den DTB erst möglich. Die Umsetzung hängt nun davon ab, ob das deutsche Team demnächst einmal Heimrecht genießt. 2018 muss die Mannschaft um den aktuellen Weltranglistendritten Alexander Zverev in der ersten Runde vom 2. bis 4. Februar beim 28-maligen Daviscup-Gewinner Australien antreten. Die bisher letzte Daviscup-Begegnung am Rothenbaum fand im September 2012 statt. Florian Mayer und Cedrik-Marcel Stebe drehten am Schlusstag einen 1:2-Rückstand und siegten vor 4500 Zuschauern 3:2 gegen – Australien.

Der Rothenbaum, obwohl zum Teil marode und sanierungsbedürftig, spielt für die Stadt in ihren Veranstaltungsplänen weiter eine Rolle. Die Major-Serie der weltweiten Beachvolleyball-Tour soll auch in den nächsten drei Jahren in Hamburg Station machen, das Tennisstadion wäre für Veranstalter Frank Mackerodt der ideale Austragungsort, in der Innenstadt gelegen und problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Im vergangenen August wollten 20.000 Besucher den finalen Triumph der Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen Laura Ludwig/Kira Walkenhorst (HSV) live miterleben. Die Hälfte von ihnen musste das Endspiel außerhalb der Sitzplatztribünen stehend vor zwei Videowänden verfolgen.

Der Zuschlag für 2018 steht offiziell noch aus, eine grundlegende Einigung mit dem österreichischen Tour-Organisator Hannes Jagerhofer scheint aber geglückt. Schwieriger gestaltet sich der Wunsch, die WM 2019 (28. Juni bis 7. Juli) nach Hamburg zu holen. Jagerhofer prüft Optionen auf dem amerikanischen Kontinent. New York und Acapulco (Mexiko) sind namhafte Konkurrenten.

Zwei Weltmeisterschaften kommen hinzu

Hamburgs Sportkalender für das nächste Jahr (siehe Tabelle) weist wieder die Klassiker Marathon, Triathlon und Cyclassics aus, zudem Galopp-, Spring- und Dressurderby. Zwei Weltmeisterschaften kommen hinzu: zum sechsten Mal in Folge die Staffel-WM im Triathlon, zum ersten Mal die Rollstuhlbasketball-WM in Wilhelmsburg. Los geht es im Januar an der Stellinger Hagenbeckstraße beim Curling Club Hamburg mit der Champions Tour, dem letzten Härtetest vor den Olympischen Winterspielen im Februar. Die teilnehmenden Teams stehen erst nach der letzten Olympia-Qualifikation Mitte Dezember fest.

„Wir werden uns auch in den Jahren danach um attraktive Welt- und Europameisterschaften bewerben, wenn ein Benefit für Vereine, Verbände und die Stadt erkennbar ist“, sagt Holstein. Die Finalrunde der Männerhandball-WM wird Ende Januar 2019 in der Barclaycard Arena geworfen. Bewerbungen stehen für die Ironman European Championships (2020, 2021/bisher in Frankfurt am Main) an, die EM der Springreiter und Hockeyspieler, beides für 2021. Auch möchte die Stadt 2021, 2022 oder 2023 auf der Regattastrecke Allermöhe eine U-23-WM rudern lassen. Zuschüsse für die Veranstaltungen zahlt der Senat wie zuletzt aus der Kultur- und Tourismustaxe, für besondere Events könnte auf Mittel aus dem Haushaltstopf „Sonderveranstaltungen“ zugegriffen werden.

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