Paris. Auf dieses Spiel blickt Europa. Gegen Paris St. Germain und Neymar muss der FC Bayern München seine Stärke beweisen.
Mit dieser Frage hatte Carlo Ancelotti nun wirklich nicht gerechnet. Aber der Trainer des FC Bayern München reagierte im Pressesaal des Pariser Prinzenparks mit der ihm eigenen Gelassenheit. Ein Reporter aus Nigeria fragte den 58 Jahre alten Italiener bei der Pressekonferenz am Dienstagabend allen Ernstes, ob er befürchte, bei einer Champions-League-Niederlage gegen Paris St. Germain gefeuert zu werden. „Harte Frage“, entgegnete Ancelotti - und amüsiert fügte er dann hinzu: „Ich bin dankbar, dass sich die Menschen in Nigeria Gedanken machen um mein Leben.“
Um Ancelottis Job geht es am Abend (20.45 Uhr/ZDF/Sky) zwischen PSG und Bayern natürlich nicht. Trotzdem steht in diesem Gigantentreffen einiges auf dem Spiel. „Es ist ein Prestigeduell“, sagte Ancelotti selbst. Es könnte frühzeitig die Weichen in Gruppe B stellen. „Wir wollen natürlich Erster werden, klar“, erklärte der Bayern-Coach.
Ausgangslage: Schon vor dem 2. Spieltag scheint klar, dass es in der Gruppe wohl nur darum geht, in welcher Reihenfolge der FC Bayern und PSG die Plätze eins und zwei belegen. Frankreichs Topteam war mit einem brillanten 5:0 bei Celtic Glasgow gestartet. Die Bayern siegten auch deutlich, dem 3:0 gegen RSC Anderlecht fehlte aber der Glanz. Ziel sei es, „ein gutes Spiel abzuliefern und etwas mitzunehmen“, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. „Wir wollen Voraussetzungen schaffen, dass wir am Ende Gruppenerster werden.“ Erst am letzten Spieltag kommt es zum wohl entscheidenden Rückspiel in München.
Kampf der Systeme: Mit scheinbar unbegrenzten Finanzmitteln aus dem Wüstenstaat Katar konnte sich PSG ein Topteam zusammenkaufen. 222 Millionen Euro waren im Sommer für Topstar Neymar fällig, rund 180 Millionen werden es am Ende für das zunächst noch von AS Monaco ausgeliehene Sturmtalent Kylian Mbappé sein. „Paris ist unfassbar stark in der Offensive“, bemerkte Bayerns Weltmeister Mats Hummels beeindruckt. Der FC Bayern kann und will bei derartigen Summen nicht mitmachen. „Wir werden immer so investieren, dass wir uns nicht in finanzielle Abenteuer stürzen“, erklärte Rummenigge.
Rückkehr: Carlo Ancelotti kennt den PSG sehr gut. Er führte den Verein 2013 zum Titelgewinn in Frankreich. Insofern ist es ein besonderes Spiel für ihn. „Paris ist ein sehr starkes Team. Wir müssen ein komplettes Spiel abliefern“, erklärte der Italiener.
Personal: Wie mutig stellt Ancelotti auf? Und wen? Das sind die großen Fragen vor dem Spiel. David Alaba und Thiago konnten nach Blessuren mit nach Paris reisen. Im Abwehrzentrum muss Ancelotti entscheiden, wen er an die Seite von Hummels stellt. Und vorne hat er die ganz große Auswahl. Robert Lewandowski ist im Angriffszentrum gesetzt. Aber ansonsten: Robben? Ribéry? Müller? Oder James? „Die Aufstellung wird nicht einfach zu entscheiden“, gestand Ancelotti.
Hahnenkämpfe: Beim Gastgeber bestimmen die Hahnenkämpfe der südamerikanischen Heißsporne Neymar und Edinson Cavani die Debatten. Der Brasilianer und der Uruguayer stritten sich zuletzt auf dem Platz um die Ausführung eines Elfmeters. Trainer Unai Emery hat Probleme, die Eifersüchteleien zu moderieren. Sie könnten dem Teamerfolg auf Dauer schaden. Eine Nebenrolle spielen die deutschen Nationalspieler. Julian Draxler dürfte nur eine Jokerrolle zufallen. „Er kann einiges verändern im Spiel, darum ist er wichtig für uns“, sagte Emery. Torwart Kevin Trapp ist aktuell hinter Alphonse Areola zweite Wahl.
Bilanz: Erstmals seit 17 Jahren treffen beide Vereine wieder in der Königsklasse aufeinander. An die drei Partien im Parc des Princes haben die Bayern ausnahmslos schlechten Erinnerungen. 1994 gab es bei der Premiere ein 0:2. Es folgten - ebenfalls in der Gruppenphase - zwei weitere Niederlagen beim 1:3 im Jahre 1997 und zuletzt beim 0:2 im Oktober 2000. Das war immerhin die Saison, an deren Ende die Bayern den Champions-League-Pokal in Händen halten konnten.