New York. Dem Hamburger gelingt ein unerwarteter Erfolg auf der Weltbühne. Auch Julia Görges aus Bad Oldesloe setzt sich durch.
Das Debüt auf der größten aller Tennis-Bühnen wurde für Mischa Zverev zum reinsten Genuss. Nach einer Offensiv-Gala hat der Hamburger erstmals das Achtelfinale der US Open erreicht – und die Familienehre gerettet.
"Ich hatte Gänsehaut, aber es wurde dann schnell besser. Ich habe diese Atmosphäre genossen. Früher wäre es für mich Stress gewesen. Jetzt war es aufregend und spannend", sagte Zverev nach seinem ersten Auftritt im mit 23.771 Zuschauern ausverkauften Arthur-Ashe-Stadium, der nicht besser hätte laufen können.
Zverev gelingen 34 direkte Gewinnschläge
Beim 6:4, 6:3, 7:6 (7:5) gegen den amerikanischen Aufschlagriesen John Isner (Nr. 10) zeigte der an Position 23 gesetzte Hamburger ein wahres Offensivspektakel. Zverev gelangen 34 direkte Gewinnschläge – bei nur sieben unerzwungenen Fehlern.
"Ich hatte eigentlich erwartet, dass mein Bruder hier im Achtelfinale steht – jetzt bin ich es", meinte er mit Blick auf seinen Bruder Alexander Zverev (Nr. 4), der als einer der Mitfavoriten überraschend schon in der zweiten Runde ausgeschieden war.
Nach 2:07 Stunden verwandelte Mischa Zverev seinen dritten Matchball bezeichnenderweise mit einem Rückhandvolley und erreichte zum zweiten Mal die Runde der letzten 16 bei einem Grand-Slam-Turnier. Im Januar 2017 war der Linkshänder erst im Viertelfinale der Australian Open am späteren Turniersieger Roger Federer (Schweiz) gescheitert.
Julia Görges ebenfalls im Achtelfinale
In seinem nächsten Match am Sonntag trifft der 30-Jährige auf den Wimbledon-Halbfinalisten Sam Querrey (USA/Nr. 17). Zverev folgte damit Julia Görges (Bad Oldesloe/Nr. 30) ins Achtelfinale von New York. Am Sonnabend hat auch noch Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 32) die Chance, nachzuziehen.
Nicht nur US-Ikone John Mc Enroe ("Das war eine wunderbare Vorstellung") zeigte sich begeistert von Mischa Zverev, dem "Old-School"-Spieler mit dem goldenen Händchen. Auf der Ehrentribüne spendete auch Boris Becker, der neue Head of Men's Tennis im DTB, anerkennend Applaus. Zverev konnte alle drei Breakbälle von Isner abwehren und nahm dem 2,08 Meter großen Lokalmatadoren gleich dreimal den Aufschlag ab.
Zverev waren die Belastungen der vergangenen Tage nicht anzumerken. In den ersten beiden Runden des letzten Grand-Slam-Turniers des Jahres hatte er jeweils über fünf Sätze gehen müssen.
Der Dank beim On-Court-Interview ging deshalb an seinen Fitnesscoach Jaz Green. "Sein Training vor ein paar Wochen war brutal, aber es hat sich auch heute ausgezahlt. Wir sind zum Beispiel in Florida am Strand bei 32 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent 15 Kilometer gerannt", berichtete Zverev, für den das Feld nun offen scheint.
Im unteren Teil des Tableaus stehen nur noch drei Spieler, die höher als er platziert sind. Rafael Nadal (Spanien/Nr. 1) und Roger Federer (Schweiz/Nr. 3) befinden sich im oberen Part des Draws. "Aber das alles funktioniert nicht wie Mathematik. Jeder Gegner, der hier das Achtelfinale erreicht hat, ist schwer zu bezwingen", mahnte Zverev.
Der Hamburger war auch gegen Isner der dominante Spieler, der sich kaum Fehler erlaubte und gewohnt sicher am Netz agierte. Der Amerikaner hatte Probleme mit seinem Nacken und musste sich im zweiten Satz behandeln lassen. Beim Stand von 3:3 im dritten Durchgang wehrte Zverev gleich zwei Breakbälle in Serie ab und behielt wenig später im Tiebreak kühlen Kopf.