Hamburg. Das HSV-Duo Ludwig/Walkenhorst ist fast am Ende seiner Kräfte und hat dennoch große Lust auf Beachvolleyball.

Olympiasiegerinnen sind sie, neuerdings auch Weltmeisterinnen, deutsche und Europameisterinnen sowieso. Jetzt dürfen sich die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig (31) und Kira Walkenhorst (26) auch noch Botschafterinnen nennen. Die Barmer Krankenkasse bringt ihnen diese Wertschätzung entgegen. Ludwig/Walkenhorst, das gab der Versicherer am Montag bekannt, werden das neue Gesicht der Kampagne „Deutschland bewegt sich! – kommunal“, die Städte und Gemeinden motivieren will, ihre Bürger zu mehr Gesundheitsbewusstsein zu erziehen, vor allem jene unter ihnen, die über traditionelle gesellschaftliche Kanäle schwer zu erreichen sind (siehe Infowinkel).

Über Bewegung und ihren äußerst erfolgreichen Nutzen können die beiden Hamburgerinnen viel erzählen. Nicht nur Gutes allerdings. Seit Kindesbeinen sind sie aktiv. „Ich hatte schon früh Hummeln im Hintern“, sagt Ludwig. Doch der jahrelange Hochleistungssport hat inzwischen Spuren in ihren durchtrainierten Körpern hinterlassen.

Außergewöhnlicher mentaler Kraftakt

Ludwig ließ sich im vergangenen Dezember an der lädierten, weil überstrapazierten rechten Schulter operieren, jetzt droht ihrer Partnerin ein ähnliches Schicksal. Seit Wochen schleppt sich Walkenhorst mit einer Entzündung im selben Gelenk in den Sand, der Gewinn der Weltmeisterschaft vor zwei Wochen in Wien muss deshalb vor allem als außergewöhnlicher mentaler Kraftakt gewürdigt werden – der Teampsychologen Anett Szigeti sei Dank.

Deutschland bewegt sich! – kommunal

„Sie hat während der WM kaum geschlafen, weil sie jede Nacht lange gegrübelt hat, diesen einen einprägsamen Satz zu finden, der uns auf dem Feld die Zweifel nimmt und uns neues Selbstvertrauen gibt“, sagt Ludwig. Um Walkenhorsts Schulter ging es in den Gesprächen auch. Die körperlichen Probleme auszublenden, sich stattdessen auf technische Details zu konzentrieren, war zum Beispiel Szigetis Rat. Der half.

Jubel über den WM-Titel:

Ludwig und Walkenhorst: Jubel über den WM-Titel

Die deutsche Fahne weht in Wien: Laura Ludwig (r.) und Kira Walkenhorst sind nach ihrem Olympia-Coup auch Weltmeisterinnen
Die deutsche Fahne weht in Wien: Laura Ludwig (r.) und Kira Walkenhorst sind nach ihrem Olympia-Coup auch Weltmeisterinnen © dpa
Ein Küsschen für den Pokal, mit dem das HSV-Duo im Vorfeld nicht gerechnet hatte
Ein Küsschen für den Pokal, mit dem das HSV-Duo im Vorfeld nicht gerechnet hatte © dpa | Herbert Neubauer
Kira Walkenhorst (r.) konnte erst zwei Tage vor Turnierbeginn wieder Angriffsschläge trainieren. Umso größer war der Jubel nach dem Finalsieg
Kira Walkenhorst (r.) konnte erst zwei Tage vor Turnierbeginn wieder Angriffsschläge trainieren. Umso größer war der Jubel nach dem Finalsieg © dpa | Herbert Neubauer
Die lädierte Schulter hielt: Kira Walkenhorst (l.) und Laura Ludwig hatten die gesamte WM über Spaß auf dem Feld
Die lädierte Schulter hielt: Kira Walkenhorst (l.) und Laura Ludwig hatten die gesamte WM über Spaß auf dem Feld © dpa | Herbert Neubauer
Laura Ludwig (l.) und Kira Walkenhorst liegen sich nach ihrem Sieg in den Armen
Laura Ludwig (l.) und Kira Walkenhorst liegen sich nach ihrem Sieg in den Armen © dpa | Herbert Neubauer
Laura Ludwig in Aktion. Die womöglich beste Abwehrspielerin der Welt spielte ein famoses WM-Finale
Laura Ludwig in Aktion. Die womöglich beste Abwehrspielerin der Welt spielte ein famoses WM-Finale © dpa | Ronald Zak
Laura Ludwig (r.) und Kira Walkenhorst jubeln nach ihrem Sieg
Laura Ludwig (r.) und Kira Walkenhorst jubeln nach ihrem Sieg © dpa | Herbert Neubauer
Die beiden Hamburgerinnen demontierten die Konkurrenz zum Saisonhöhepunkt nach einem mit Verletzungen geprägten Seuchenjahr
Die beiden Hamburgerinnen demontierten die Konkurrenz zum Saisonhöhepunkt nach einem mit Verletzungen geprägten Seuchenjahr © Getty Images Sport/Getty Images | Getty Images
Im voll gefüllten Wiener WM-Stadion auf der Donauinsel verfolgten etwa 10.000 Zuschauer das hochklassige und spannende WM-Endspiel
Im voll gefüllten Wiener WM-Stadion auf der Donauinsel verfolgten etwa 10.000 Zuschauer das hochklassige und spannende WM-Endspiel © dpa | Herbert Neubauer
1/9

„Ich habe zwar Schmerzen, je häufiger ich auf den Ball schlage, desto schlimmer werden sie, aber unsere Ärzte und Physiotherapeuten versichern mir, kein Muskel, keine Sehne kann reißen. Die Saison ist ja bald vorbei, also muss ich einfach nur auf die Zähne beißen“, sagt Walkenhorst. Das will sie in den nächsten zehn Tagen noch zweimal tun, wenn die letzten beiden großen Turniere in dieser Spielzeit anstehen: von Mittwoch an im Tennisstadion am Hamburger Rothenbaum der finanzielle Höhepunkt des Jahres, das mit 800.000 US-Dollar dotierte Finale der weltweiten Major-Serie, dann eine Woche später das emotionale Highlight, die deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand.

Solch dichte Taktung hochwertiger Events waren Ludwig/Walkenhorst in diesem Jahr nicht gewohnt, Verletzungen und Krankheiten verhinderten zahlreiche gemeinsame Auftritte auf der Welttour. Dass sie bei der Europameisterschaft im lettischen Jurmala am vergangenen Sonnabend im Viertelfinale an ihren HSV-Vereinskolleginnen, den späteren Turniersiegerinnen Nadja Glenske/Julia Großner scheiterten, mag dem fehlenden Formaufbau in diesem Jahr geschuldet sein. „Die beiden haben aber auch großartig gespielt. Sie haben verdient gegen uns gewonnen“, lässt Walkenhorst indes keine Ausreden gelten. Platt waren sie dennoch.

„Wir lieben Beachvolleyball“

Auf die EM zu verzichten, um neue Kräfte zu sammeln, wie ihr Umfeld es vorschlug, kam Ludwig und Walkenhorst nicht in den Sinn. „Wir lieben Beachvolleyball, sind immer noch mit heißem Herzen dabei, wir hatten einfach große Lust zu spielen, auch weil wir dieses Jahr nur bei wenigen Turnieren antreten konnten“, sagt Ludwig und schaut zu ihrer Partnerin, die längst zustimmend nickt. „Schließlich ging es auch um einen weiteren EM-Titel“, ergänzt Walkenhorst. Erstmals seit der WM 2015 in den Niederlanden, als sie 17. wurden, kehrten die beiden ohne Medaille von Titelkämpfen zurück.

Am Hamburger Rothenbaum würden sie gern ihren Vorjahrestriumph wiederholen; in der körperlichen Verfassung, eine entsprechende Kampfansage zu machen, sind sie derzeit nicht. „Aber Wien hat uns einmal mehr gezeigt, dass alles möglich ist, wenn der Kopf klar ist. Vor eigenem Publikum fällt zudem vieles leichter“, sagen beide. „Wir freuen uns jedenfalls auf unser Heimturnier.“

Das ist doch eine gute Botschaft.