Wien. Die Weltmeisterinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst über Zweifel vor der Beachvolleyball-WM und ihre neuen Ziele.
Drei gemeinsame deutsche Meisterschaften, zwei EM-Erfolge, Sieg beim Worldtour-Finale, der Olympia-Triumph und nun als erstes deutsches Damenteam Weltmeister – das hat vor Kira Walkenhorst und Laura Ludwig niemand geschafft.
Wofür steht diese WM-Medaille für Sie?
Kira Walkenhorst : Für eine starke Teamleistung. Das war ein Kopfturnier, bei dem man jeden Tag eine andere Herausforderung hatte, immer darauf reagieren musste, was der Körper sagt, und ein ganz anderes Turnier als die Olympischen Spiele. Verstanden habe ich noch nicht, dass wir hier gewonnen haben.
Viele hatten Sie aufgrund der Rückschläge nicht mehr auf der Liste für den WM-Titel, haben Sie selbst noch daran geglaubt?
Kira Walkenhorst: 2016 im Dezember haben wir uns die WM-Medaille vorgenommen. Nach den vergangenen Monaten hatten wir die Hoffnung aber ehrlich gesagt fast schon aufgegeben.
Laura Ludwig: 2016 hatten wir eine grandiose Saison. Da denkt man dann, es kann nichts schieflaufen. Wir haben gesagt, wir wollen den Titel, egal, was kommt. Dann wurden wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wir haben so wenig zusammen trainieren können wie noch nie. Dass wir es jetzt wirklich geschafft haben, ist unglaublich.
Hat dieser Rückschlag rückwirkend betrachtet sogar geholfen, weil Sie und die Öffentlichkeit keine großen Erwartungen mehr hatten bei dieser WM?
Ludwig: Absolut. Für mich war das mit der Operation meiner Schulter auch eine neue Herausforderung, ein Motivationsschub. Ich glaube, es hat alles einen Sinn, was passiert. Wenn man es annimmt, an sich glaubt und nicht zweifelt, kann man viel erreichen.
Wo liegt die Olympiamedaille, und wo kommt nun diese hin?
Walkenhorst: Die Olympiamedaille liegt in einer schönen Schatulle im Wohnzimmer, und diese hier wird definitiv dazukommen. Aber erst muss ich sie abwaschen, die stinkt noch nach Sekt.
Ludwig: Ich bin umgezogen in Hamburg und musste die Rio-Medaille immer wieder umräumen. Jetzt habe ich sie in meinem Schmuckschränkchen. Als es in der letzten Zeit schwer war, habe ich sie mir immer mal rausgeholt und umgehängt. Dann habe ich mich mit einem Rotwein hingesetzt und daran geglaubt, dass wir das noch einmal können. Das werde ich garantiert mit dieser Medaille auch bei Gelegenheit machen.
Das Publikum stand im Finale hinter Ihnen und nicht hinter den US-Amerikanerinnen. Wie hat sich das angefühlt?
Ludwig: Das war die Weltmeisterschaft mit dem größten Publikum, das ich je erlebt habe. Und es war auch das einzige Mal, dass die Zuschauer so für uns waren. In Rio hatten wir die Fans gegen uns. Wir haben uns unheimlich gefreut, dass auch so viele deutsche Fans da waren. Das fühlte sich hier schon ein bisschen an wie ein Heimturnier.
Sie sind aktuell Deutsche Meister, Europameister, World Tour Sieger, Olympiasieger und Weltmeister – was soll noch kommen?
Ludwig: Keine Ahnung. Wir sind jetzt Weltmeisterinnen, das ist so unfassbar, am liebsten würde ich die ganze Zeit laut schreien, gleichzeitig bin ich so unglaublich kaputt. Diese zehn Tage werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen.
Walkenhorst: Gerade ist das sehr schwer zu realisieren. Aber wir spielen in zwei Wochen die EM, da müssen wir schon wieder Gold holen, damit wir alle Titel behalten. Aber für zwei Wochen haben wir sie alle, das ist geil. Ich kann das überhaupt nicht in Worte fassen.
Mit der EM dem World Tour Finale in Hamburg und der Deutschen Meisterschaft Anfang September kommen jetzt noch drei Turniere. Macht die Schulter das mit?
Walkenhorst: Davon gehe ich aus. Klar, wenn die medizinische Abteilung etwas anderes sagt, geht es nicht. Aber wir haben 2017 noch nicht viel gespielt. Die vergangenen Tage waren harte Arbeit, und ich muss der Schulter etwas Pause gönnen, damit sie sich erholen kann. Aber dann möchte ich weitermachen, es macht sehr viel Spaß gerade. (npri)