Hamburg. Gut vor allem für HSV-Fans: Eurosport macht seine Übertragungen jetzt auch Gaststätten zugänglich – unter zwei Voraussetzungen.
Endlich einmal eine gute Nachricht für die gebeutelten HSV-Fans: Sie können auch weiterhin ohne eigenes Pay-TV-Abonnement in den, nun ja, Genuss aller Bundesligaspiele ihrer Mannschaft kommen. Der Sender Eurosport, das von der am Freitag beginnenden Saison an die Exklusivrechte für die Liveübertragung von insgesamt 45 Partien pro Jahr besitzt, hat sein Angebot für Gastronomiebetriebe geöffnet.
Anders ausgedrückt: Die sogenannten Fußball-Kneipen dürfen auch weiterhin alle Bundesliga-Spiele zeigen. Unter zwei Bedingungen: Sie schließen über ihren Sky-Vertrag hinaus auch ein Eurosport-Abonnement ab – und sie verfügen über eine stabile Internet-Verbindung. Denn die betroffenen Spiele, 30 freitags, je fünf sonntagmittags und montagabends sowie die Relegation, werden per Livestream und nicht über das klassische Fernsehsignal verbreitet.
„Für uns ist das erst einmal eine erfreuliche Lösung, nachdem sich Eurosport und Sky nicht auf eine Sublizenz einigen konnten, die es den Gastronomen ermöglicht hätte, weiterhin alle Spiele aus einer Hand zu bekommen“, sagt Stephan Büttner, stellvertretender Geschäftsführer beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Berlin.
Gaststätten zahlen 29,90 Euro pro Jahr – vorerst
Die Hamburger Betriebe waren von der Hängepartie in besonderem Maße betroffen. Denn der HSV tritt am zweiten, dritten und vierten Spieltag jeweils freitagabends an – und bis zuletzt wussten viele Wirte nicht, ob sie ihren Gästen zum Bier oder Steak auch die Partien würden servieren können.
Jetzt können sie, und der Aufwand ist überschaubar. Noch bis 31. August gilt für die Buchung des sogenannten Eurosport Players der gleiche Jahrespreis wie für Privatkunden: 29,90 Euro. Geradezu lächerlich wenig im Vergleich zu den Preisen, die Sky von den Gastronomen nimmt. Büttner rechnet allerdings damit, dass spätestens zum 1. Januar die Preise angehoben werden.
Schon jetzt ist allerdings bei manchen Gastronomen die Schmerzgrenze erreicht. Mario Drifte, Betreiber der Unabsteigbar am S-Bahnhof Stellingen, hat seinen Sky-Vertrag nach Bekanntwerden der neuen TV-Situation vorsorglich gekündigt. Er führte für seine Rechte bislang stolze 650 Euro ab – im Monat. „Um das wieder einzuspielen, muss ich nur über Fußballübertragungen 24.000 Euro Umsatz machen“, sagt Drifte.
Große Betriebe könnten profitieren
Seine Gäste aber kämen nicht, um den FC St. Pauli oder die Champions League zu sehen, sondern vornehmlich zu den HSV-Auswärtsspielen. Und selbst dann sei der Umsatz nicht immer befriedigend: „Zuletzt beim Pokalspiel am Sonntag waren 50 Leute da, trotzdem habe ich nur 300 Euro eingenommen.“ Driftes Versuche, bei Sky einen Preisnachlass auszuhandeln, liefen bislang ins Leere. Immerhin: Einen Internet-Anschluss lässt er noch in dieser Woche legen, um Eurosport empfangen zu können. Kosten: weitere 100 Euro.
Andreas Lübcke vom Old MacDonald in Eimsbüttel zahlt für sein Sky-Abonnement sogar 1060 Euro im Monat – der Preis berechnet sich nach Größe und Standort der Lokalität, für Vereinsheime oder Dehoga-Mitglieder gibt es Rabatte. Lübcke hat erst vergangene Woche versucht, den Preis nachzuverhandeln, nun da Sky nicht mehr alle Spiele im Angebot habe – ohne Erfolg. Der Sender verweist darauf, dass es dafür ja jetzt das Montagsspiel der Zweiten Liga sowie Handball exklusiv zu sehen gebe. „Aber bei uns ist es nun einmal nicht wie in England, dass auch andere Sportarten regelmäßig geschaut werden“, sagt Lübcke, „der deutsche Konsument will Fußball sehen.“
Schon deshalb kann und will er den Sky-Vertrag nicht kündigen. 20 bis 30 Prozent der Einnahmen, schätzt Lübcke, seien den Fußballübertragungen zu verdanken. Und große Lokale wie seines könnten von dem Rechtewettstreit am Ende profitieren: „Wenn einige nicht mehr alle Spiele zeigen können, dann wird das Kneipensterben fördern. Wir können es sicher besser kompensieren als andere.“