39-jähriger Lokalmatador ist bei seiner Abschiedstour am Rothenbaum ohne Chance. Das konnte auch Olaf Scholz nicht ändern.
Tommy Haas wollte eigentlich schnell in den Katakomben verschwinden, doch an Michael Stich kam er nicht vorbei. Der Turnierdirektor der German Open nahm den Altmeister in den Arm und schob ihn sanft zurück auf den Center Court am Hamburger Rothenbaum, der Haas so viel bedeutet. Die rund 4000 Fans erhoben sich und klatschten Beifall. Es war das jähe Ende von Haas' letztem großen Auftritt in seiner Geburtsstadt.
"Tschüss Hamburg, vielen Dank für alles. Ich komme wieder – als Zuschauer", rief Haas den Zuschauern zu, nachdem er in der ersten Runde ausgeschieden war. Der mittlerweile 39 Jahre alte Lokalmatador und Publikumsliebling hatte gegen den Argentinier Nicolas Kicker keine Chance – 5:7, 2:6 hieß es am Ende. 20 Jahre nach seinem Debüt beim Traditionsturnier war die Ära Haas in Hamburg vor den Augen von Bürgermeister Olaf Scholz nach nur 1:26 Stunden beendet. "Natürlich sind das besondere Momente“, sagte der ehemalige Weltranglisten-Zweite, der eigens seine Verlobte und die beiden Töchter aus Kalifornien hatte einfliegen lassen. „Ich bin nicht zufrieden heut, das nervt grad.“
Auch Teenie Molleker verliert
Der Abschied passte zum trüben Schmuddelwetter, nur auf dem überdachten Center Court konnte richtig gespielt werden. Und Stichs Laune wurde zudem noch vom Aus des frechen Teenagers Rudolf Molleker getrübt, der erst 16-Jährige verlor trotz einer couragierten Leistung 4:6, 3:6 gegen den an Nummer drei gesetzten Russen Karen Chatschanow. Bisher hat es nur ein deutsches Trio um Routinier Florian Mayer (Bayreuth) in die zweite Runde geschafft.
Haas, Nummer 249 der Welt, hatte von Stich eine Wildcard erhalten und sollte nach der Absage der Zverev-Brüder Alexander und Mischa eigentlich das große Zugpferd des Sandplatzturniers werden. Doch daraus wird jetzt nichts mehr, Stich ertrug den bitteren Tag mit Fassung. "Du hast dem Tennis unheimlich viel gegeben, danke für die 20 Jahre", sagte er. Haas meinte: "Ich bin zufrieden und stolz, dass ich es geschafft habe, hier noch einmal aufzuschlagen." Am Mittwoch spielt er mit Talent Daniel Altmaier (Kempen) immerhin noch im Doppel.
Haas-Familie in Hamburg versammelt
Haas hatte in den vergangenen Tagen stets betont, dass sein Auftritt in Hamburg "besonders emotional" sei. Die ehemalige Nummer zwei der Welt versammelte seine ganze Familie um sich, die Eltern waren da, die Schwiegermutter, seine Schwestern und natürlich seine Verlobte Sara Foster und die zwei kleinen Töchter Valentina und Josephine. Doch es half nichts, Haas fehlte gegen Kicker sowohl die Power in den Beinen als auch die Präzision in seinen Schlägen. Die Nummer 96 der Welt aus Argentinien war zu flink für ihn.
Bald ist für Haas dann auch endgültig Schluss, spätestens am Ende des Jahres wird er nach zahlreichen Verletzungen und Operationen seine Karriere beenden. "Es tut schon weh. Aber jeder Sportler weiß, dass es irgendwann vorbei ist", sagte Haas vor der Partie.
Auch für Molleker war sein kleines Märchen schnell beendet. "Ich habe alles versucht, es hat leider nicht gereicht", sagte der Teenie: "Aber es war ein gutes Match von mir. Mein Gegner war besser, Karen ist ein Top-Spieler." Molleker gab alles, er zeigte einige tolle Schläge, aber der an Nummer drei gesetzte Chatschanow war für den Blondschopf doch eine Nummer zu groß.