Hamburg. Kreditgeber fordern offenbar Rückzahlungen in Millionenhöhe. Die WM in Hamburg ist laut DBV-Präsident jedoch nicht in Gefahr.
Dem olympischen Boxweltverband AIBA droht der Konkurs. Wie die englische Tageszeitung „Guardian“ berichtet, fordern zwei Kreditgeber vor Schweizer Gerichten – die AIBA hat ihren Sitz in Lausanne – Rückzahlungen in Millionenhöhe. So pocht der aserbaidschanische Konzern Benkons auf sofortige Erstattung eines Zehn-Millionen-Dollar-Kredits. Der chinesische Finanzdienstleister FCIT soll sogar Ansprüche auf eine Rückzahlung von fast 19 Millionen Schweizer Franken haben. „Wenn diese Forderungen rechtens sind, haben wir keine Chance, sie zu begleichen. Dann sind wir bankrott“, zitiert der „Guardian“ ein hochrangiges AIBA-Mitglied.
Für den Deutschen Boxsportverband (DBV) im Allgemeinen und Hamburg im Speziellen sind diese Entwicklungen von Interesse, da vom 25. August bis 2. September in der Sporthalle Hamburg die AIBA-Weltmeisterschaft ausgetragen wird, zu der 280 Boxer aus 80 Nationen anreisen. DBV-Präsident Jürgen Kyas versicherte, dass die Durchführung des größten Amateurboxevents nach Olympischen Spielen nicht gefährdet sei. „Die Finanzierung der WM läuft zum Großteil über das lokale Organisationskomitee und die Stadt Hamburg. Wir werden unserer Zahlungsverpflichtung gegenüber der AIBA nachkommen, das ist alles seriös geplant“, sagte er.
Zwei Millionen Dollar Signing Fee muss der Ausrichter an den Weltverband entrichten. Die Hälfte davon floss nach der Vergabe im Oktober 2015, die zweite Tranche ist im August fällig. Die Stadt, die die WM als Referenzveranstaltung für die von den Bürgern mehrheitlich abgelehnte Olympiabewerbung akquiriert hatte, beteiligt sich mit 3,8 Millionen Euro an der Ausrichtung.
Exekutivkomitee tagt ab Montag
Wie ernst die Lage der AIBA ist, zeigt der Fakt, dass Kyas als eins von 23 Mitgliedern des Exekutivkomitees nach Moskau zitiert wurde, obwohl er an akuten Rückenproblemen leidet. In Russlands Hauptstadt tagt das Exko von Montag an, um die nächsten Schritte zu beraten. „Ich hoffe, dass man uns die wirkliche Lage erläutert und endlich Zahlen vorlegt, die der Realität entsprechen“, sagte Kyas, „einiges scheint erklärbar, aber ich kann mir noch kein abschließendes Bild machen.“
Entstanden sind die finanziellen Probleme vor allem durch die ambitionierten Pläne des Amateur-Weltverbands, die vier großen Profiverbände anzugreifen und mit der APB eine eigene Profiserie zu gründen. Diese Serie, in der der Hamburger Artem Harutyunyan Weltmeister im Halbweltergewicht (bis 64 kg) war, ist mittlerweile wieder eingestellt worden. Dort und in der semiprofessionellen Serie WSB, die es noch gibt, seien viele Millionen ver-senkt worden.
AIBA-Präsident Ching-kuo Wu aus Taiwan steht wegen seines autokratischen Führungsstils in der Kritik. Schatzmeister David Francis und Finanzdirektor Rob Garea, laut Kyas beide „integre Persönlichkeiten“, waren im Mai zurückgetreten, weil sie sich mangelhaft informiert und in wichtige finanzielle Angelegenheiten nicht eingebunden fühlten. Die Quittung dafür könnte die AIBA nun serviert bekommen.