Hamburg. Am 1. Juli treten in einem Kick-off-Event für die WM erstmals Amateure und Profis zu einem Vergleichskampf an.

Mit einem geschichtsträchtigen Abend wollen die Organisatoren der Amateurbox-WM am 1. Juli (18 Uhr) den Countdown für den vom 25. August bis 2. September in der Sporthalle Hamburg geplanten Wettbewerb einläuten. Als Vorgeschmack auf die Welttitelkämpfe der olympischen Faustkämpfer sollen in der Inselparkhalle in Wilhelmsburg zum ersten Mal in der Historie Amateure und Profis gegeneinander antreten. „Das gab es noch nie. Dieses Event wird Geschichte schreiben und der Startschuss für viele Veränderungen im Boxsport sein“, sagt Raiko Morales von der Agentur m-fights, die in die Organisation eingebunden ist.

Möglich ist ein solcher Vergleichskampfabend, seit der olympische Weltverband Aiba vor den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro die Trennung zwischen Amateuren und Profis für beendet erklärt und Profis die Teilnahme an Olympischen Spielen gestattet hatte. Da die Qualifikationskriterien jedoch kompliziert waren und der Zeitplan zu eng, traten in Brasilien mit dem Italiener Carmine Tommasone, dem Thailänder Amnat Ruenroeng (beide Leichtgewicht) und dem Kameruner Hassan N’Dam N’Jikam (Halbschwer) nur drei Profis an.

Schulterschluss zwischen beiden Lagern

In Deutschland erfolgte der Schulterschluss zwischen beiden Lagern offiziell Ende Februar dieses Jahres, als sich mit Präsident Jürgen Kyas und Sportdirektor Michael Müller hochrangige Vertreter des Deutschen Boxsport-Verbands (DBV) mit einer Abordnung von Profivertretern, angeführt von Thomas Pütz, dem Präsidenten des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), auf eine enge Kooperation geeinigt hatten.

Diese beinhaltet, dass es für die Qualifikation zu den Sommerspielen 2020 in Tokio keine Bedingungen mehr gibt. Gemeinsame Ranglisten und eine gemeinsame Qualifikation sind geplant. Allerdings müssen die Profis von ihrem gewohnten Zwölfrundenrhythmus in das bei Olympia praktizierte Dreirundenformat zurückkehren, um wettbewerbsfähig zu sein.

Vier Kämpfer der Giants boxen gegen Profis

„Genau dafür braucht man Vergleichskämpfe, und in Hamburg machen wir den Anfang, auf den ich sehr gespannt bin“, sagt DBV-Präsident Kyas. „Ich erwarte, dass viele Profis ihr blaues Wunder erleben werden.“ Vier Duelle sind in Wilhelmsburg geplant. In den Ring steigen aufseiten der Amateure mit Nenad Stancic (Klasse bis 60 Kilogramm), Edison Zani (bis 64 kg), Meriton Rexhepi (bis 75 kg) und Ammar Abbas Abduljabar (bis 81 kg) vier der fünf besten Kämpfer des Bundesligateams Hamburg Giants, das in seiner Premierensaison 2016/17 den zweiten Rang in der Nordgruppe belegt hatte. „Für die Jungs ist es natürlich ein Traum, solch eine Gelegenheit zu bekommen, sich zu präsentieren“, sagt Giants-Sportdirektor Christian Morales. „Unsere Jungs haben auf nationaler Ebene bewiesen, dass sie jeden schlagen können. Das gilt auch für Profis.“

Unklar ist noch, gegen welche Kontrahenten die „Riesen“ antreten und über welche Distanz die Kämpfe gehen werden. Winfried Spiering, Promoter des Berliner Wiking-Profistalls, würde gern vier seiner Kämpfer ins Rennen schicken, kann jedoch noch keine konkreten Namen nennen, da er am 30. Juni im Zelt des Zirkus Europa eine Veranstaltung mit Lokalmatador Angelo Frank durchführt. „Wir wollen aber gern dazu beitragen. Im Normalfall hauen meine Jungs die Amateure aus der Halle, aber durch die kürzere Distanz könnte es spannend werden“, sagt Spiering.

Neben den Vergleichskämpfen ist zudem olympisches Boxen der Extraklasse zu sehen, wenn die Nationalstaffel Deutschlands in sieben Duellen auf die vom ehemaligen Universum-Profi Karoly Balzsay trainierte Auswahl Ungarns trifft. Dabei wird auch der Star des Abends antreten. Artem Harutyunyan, der in Rio mit Bronze im Halbweltergewicht die einzige Medaille für Deutschland holte, ist als WM-Botschafter auch im Ring eingespannt und freut sich riesig auf die Möglichkeit, in seiner Heimatstadt zu werben.

„Vor meinen Fans zeigen“

„Es ist super, dass ich mich vor meinen Fans zeigen kann“, sagt der 26-Jährige vom TH Eilbeck, der sich aktuell trotz einiger Angebote aus dem Profilager nur auf die WM-Vorbereitung konzentriert. „Ich will am 1. Juli zeigen, dass ich die Form habe, um den WM-Titel zu kämpfen. Über meine Zukunft entscheide ich erst nach der WM. Unterschrieben habe ich noch nirgends“, sagt der gebürtige Armenier. Sein Bruder Robert (27, Leichtgewicht) ist für die Titelkämpfe aktuell als Ersatzmann nominiert.

Tickets für das Kick-off-Event zum Preis von zehn bis 75 Euro gibt es im Internet unter billetto.eu. Karten für die WM unter boxing2017.com. Das Kombiticket für alle neun Tage ist für 70 Euro buchbar, Einzeltickets (bis Viertelfinale nur Tribüne, Halbfinale und Finale auch mit Innenraum) kosten zehn bis 150 Euro.