London. Der Norddeutsche griff heute wieder in das Turnier ein. Genervt sind einige Spieler von einer größeren Ameisen-Invasion.
Dustin Brown hat eine weitere Wimbledon-Sensation verpasst. Zwei Jahre nach seinem Überraschungssieg gegen Rafael Nadal musste der 32 Jahre alte Tennisprofi aus Winsen/Aller am Mittwoch die Überlegenheit seines Kontrahenten Andy Murray anerkennen.
Der Titelverteidiger und Weltranglisten-Erste entzauberte den exzentrischen Deutsch-Jamaikaner Brown auf dem Center Court glatt in drei Sätzen. Mit einem ebenso überzeugenden wie nie gefährdeten 6:3, 6:2, 6:2 zog Murray bei seinem Heim-Grand-Slam in die dritte Runde ein.
„Er war einfach zu gut heute und hat auf alles eine Antwort gefunden. Das habe ich ihm auch Netz gesagt. Er hat über die drei Sätze eigentlich nichts zugelassen“, sagte Brown. Auf die Frage, ob er dennoch ein wenig die Atmosphäre im Stadion genießen konnte, antwortete Brown: „Ich habe es versucht, aber es ist natürlich doof, wenn man so verliert.“ Ganze fünf unerzwungene Fehler während des gesamten Matches leistete sich der Vorjahressieger. „Er hat gut angefangen und ein paar gute Schläge gezeigt, aber nach dem ersten Break habe ich immer besser gespielt und das Momentum auf meiner Seite gehabt“, sagte Murray nach den 96 Minuten. „Ich habe gegen seinen schwierigen Spielstil gute Lösungen gefunden.“
Fliegende Ameisen nerven die Spieler
Neben Brown scheiterten am Tag der fliegenden Ameisen auch der zweimalige Viertelfinalist Florian Mayer und Qualifikant Peter Gojowczyk. Mayer verlor in 2:12 Stunden gegen den an Nummer sieben gesetzten Kroaten Marin Cilic 6:7 (2:7), 4:6, 5:7. Der 33-Jährige aus Bayreuth wurde dabei nicht nur von den 31 Assen des US-Open-Siegers von 2014 genervt, sondern auch von den Insekten, die in Schwärmen die Rasenplätze bevölkerten und für skurrile Szenen sorgten.
Spieler mussten sich die kleinen Tiere von den weißen Klamotten fegen, aus dem Gesicht wischen oder von ihren Tennisschlägern abklopfen. Das Phänomen des „Flying Ant Day“ entsteht, wenn die neue Königin das Nest verlässt und wurde durch die feucht-warmen Bedingungen bei Temperaturen von rund 30 Grad Celsius begünstigt.
Murray spielte einfach zu stark für Brown
Weniger genervt, sondern eher desillusioniert wirkte Brown während des erstaunlich einseitigen Geschehens gegen Murray. Sechs Spiele lang bis zum 3:3 konnte die Nummer 97 der Welt das Match offen gestalten, dann ließ ihm Murray keine Chance mehr. Im ersten Satz leistete sich der 30 Jahre alte Schotte lediglich einen unerzwungenen Fehler, im zweiten Durchgang nicht einen einzigen.
„Davon hat man als Kind geträumt. Gegen die Nummer eins der Welt bei dessen Heim-Grand-Slam zu spielen. Das ist ein Match, auf das ich mich freue“, hatte Brown vor dem Duell mit dem Wimbledonsieger von 2013 und 2016 gesagt. Mit riesigen weißen Kopfhörern auf den Ohren betrat Brown vor Murray den Center Court und winkte den Zuschauern zu. Zumindest ein paar wenige Zauberschläge und Stopps bekamen die Fans zu sehen, doch Murray spielte einfach zu stark für Brown. 35 Minuten dauerte der erste Satz, 31 der zweite, 30 der dritte. Nach dem zweiten Matchball blieb Brown nichts anderes übrig, als Murray am Netz freundschaftlich-lächelnd zu gratulieren.
Hamburgerin Witthöft zieht in dritte Runde ein
Carina Witthöft dagegen stellte mit dem Drittrunden-Einzug am Abend ihr bislang bestes Wimbledon-Resultat aus dem Vorjahr ein. Die 22-Jährige aus Hamburg setzte sich nach einem Kraftakt über drei Sätze gegen die weißrussische Qualifikantin Aryna Sabalenka 7:6 (7:5), 3:6, 6:3 durch. Im Kampf um den Einzug in ihr erstes Wimbledon-Achtelfinale wartet nun allerdings in der an Nummer vier gesetzten Ukrainerin Jelina Switolina eine heftige Hürde.