London. Hamburgerin Witthöft mit erstaunlicher Aufholjagd. Schrecksekunde für Zverev im Training. Herzogin Kate verleiht Turnier royalen Glanz.
Eine weitere Abschiedsrunde für Tommy Haas, ein schweres Auftaktlos für Sabine Lisicki und die ersten Auftritte von Titelverteidiger Andy Murray und French-Open-Champion Rafael Nadal: In Wimbledon dürfen sich die Zuschauer schon am Eröffnungstag auf emotionale Momente und einige spannende Partien freuen. 17 deutsche Tennisprofis stehen im Hauptfeld, neun Herren und acht Damen. Darunter auch Carina Witthöft aus Hamburg. Das Preisgeld beträgt 31,6 Millionen Pfund.
Haas verliert zum Abschied
Der gebürtige Hamburger Tommy Haas hat mit einer Niederlage in vier Sätzen Abschied aus Wimbledon genommen. Der 39 Jahre alte Teilzeit-Profi, der auf seiner Abschiedstour eine Einladung vom All England Club erhalten hatte, unterlag dem belgischen Qualifikanten Ruben Bemelmans 2:6, 6:3, 3:6, 5:7.
Am Ende der Saison wird der frühere Weltranglistenzweite Haas seine Karriere beenden, zuletzt hatte er sich schon in Stuttgart und Halle/Westfalen von den deutschen Fans verabschiedet. Auf seiner nächsten Station tritt er beim Sandplatzturnier in Hamburg an.
Lisicki in Wimbledon bereits ausgeschieden
Die frühere Finalistin Sabine Lisicki ist in Wimbledon in der ersten Runde ausgeschieden. Zwei Wochen nach ihrem Comeback beim Rasenturnier auf Mallorca nach achtmonatiger Verletzungspause unterlag die 27-Jährige aus Berlin Ana Konjuh (Kroatien/Nr. 27) 1:6, 4:6. Lisicki hatte in Wimbledon 2013 das Endspiel erreicht und dort gegen die Französin Marion Bartoli verloren. Zudem stand sie 2011 im Halbfinale und dreimal (2009, 2012 und 2014) im Viertelfinale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt.
Witthöft mit furioser Aufholjagd
Carina Witthöft hat zum zweiten Mal in ihrer Karriere in Wimbledon die zweite Runde erreicht. Die 22-Jährige kam zu einem überraschenden 6:3, 5:7, 8:6-Erfolg gegen die an Nummer 26 gesetzte Kroatin Mirjana Lucic-Baroni. Im dritten Satz holte die Fed-Cup-Spielerin aus Hamburg einen 0:5-Rückstand auf und verwandelte nach 2:13 Stunden ihren ersten Matchball. Witthöft trifft nun auf die Weißrussin Aryna Sabalenka.
Im vergangenen Jahr war Witthöft in der dritten Runde an der späteren Finalistin Angelique Kerber gescheitert. Die Weltranglisten-Erste aus Kiel bestreitet ihr Erstrunden-Match am Dienstag (14.00 Uhr MESZ) gegen die amerikanische Qualifikantin Irina Falconi.
Mayer nach Troicki-Aufgabe weiter
Tennisprofi Florian Mayer (Bayreuth) ist in die zweite Runde des Grand-Slam-Turniers in Wimbledon eingezogen. Der 33-Jährige profitierte von der Aufgabe seines serbischen Gegners Viktor Troicki, nachdem er den ersten Satz mit 6:1 gewonnen hatte. Mayer trifft in Runde zwei auf Marin Cilic (Kroatien/Nr. 7), der die langjährige deutsche Nummer eins Philipp Kohlschreiber mit 6:4, 6:2, 6:3 deklassierte.
Aus für Petkovic
Andrea Petkovic ist als erste deutsche Tennisspielerin in Wimbledon ausgeschieden. Die 29 Jahre alte Darmstädterin musste sich trotz einer kämpferisch starken Vorstellung der an Nummer acht gesetzten Slowakin Dominika Cibulkova mit 3:6, 6:3, 7:9 geschlagen geben. Nach 2:43 Stunden Spielzeit verwandelte Cibulkova ihren sechsten Matchball. Carina Witthöft dagegen erreichte durch ein 6:3, 5:7, 8:6 gegen die Kroatin Mirjana Lucic-Baroni Runde zwei.
Kohlschreiber ebenfalls raus
Routinier Philipp Kohlschreiber hat ebenfalls den Einzug in die zweite Runde verpasst. Der 33 Jahre alte Augsburger war gegen den an Position sieben eingestuften Kroaten Marin Cilic beim 4:6, 2:6, 3:6 chancenlos.
Dustin Brown als erster Deutscher weiter
Dustin Brown ist als erster deutscher Tennisprofi in die zweite Runde eingezogen. Der 32-Jährige aus Winsen/Aller setzte sich gegen den Portugiesen Joao Sousa mit 3:6, 7:6 (7:5), 6:4, 6:4 durch. Nach genau zwei Stunden Spielzeit verwandelte Brown seinen ersten Matchball. Er trifft nun auf Vorjahressieger Andy Murray aus Großbritannien oder den Kasachen Alexander Bublik. Bei dem Rasenturnier in London standen insgesamt 17 deutsche Profis im Hauptfeld, neun Herren und acht Damen.
Herzogin Kate plaudert mit Ballkindern
Herzogin Kate (35) hat gleich am Eröffnungstag das traditionsreiche Tennisturnier in Wimbledon besucht. Die Frau von Prinz William (35) trug am Montag ein weißes Sommerkleid mit dunklen Punkten und wurde von den Zuschauern auf der Anlage des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs in London herzlich begrüßt.
Kate plauderte vor den ersten Spielen mit einigen Ballkindern und sprach auch mit den ehemaligen Tennis-Größen Martina Navratilova und Kim Clijsters. Die Herzogin hatte im Dezember des vergangenen Jahres als Nachfolgerin von Queen Elizabeth II. die Schirmherrschaft des Grand-Slam-Turniers in Wimbledon übernommen.
Zverev gibt Entwarnung nach Trainingsverletzung
Für einen Moment dachte Alexander Zverev an das Schlimmste. Die Hände vors Gesicht geschlagen, wälzte er sich über den Rasen, griff sich im nächsten Moment ans Knie, dann wieder an den Kopf. Zverevs Wimbledon-Traum drohte bereits im Training geplatzt zu sein, bis er Entwarnung gab.
"Es ist keine Verletzung, ich habe mir nur ein bisschen weh getan", sagte der deutsche Hoffnungsträger bei Sky Sport News HD: "Für Dienstag werde ich schon wieder bereit sein." Am zweiten Turniertag im All England Club trifft "Sascha" Zverev in seinem Erstrundenmatch auf den Russen Jewgeni Donskoi (27).
Es soll sein erster Schritt in eine andere, bislang unbekannte Welt werden: Die zweite Woche eines Grand-Slam-Turniers, in der es um den Titel geht. Bislang war Zverev, der im Mai in Rom sein erstes großes Turnier gewonnen hatte und in die Top 10 eingezogen war, stets vorher ausgeschieden. Zuletzt bei den French Open in Paris in Runde eins.
"Ich denke, ich kann in Wimbledon viele Matches gewinnen. Ich kann weit kommen, weiter als ich es je bei einem Grand Slam geschafft habe", sagte Zverev nach seinem Finaleinzug beim Vorbereitungsturnier in Halle/Westfalen. Das Achtelfinale am kommenden Montag ist das Etappenziel, bis dahin sollte Zverev als Nummer zehn der Setzliste in jedem Match favorisiert sein. Wenn sein Körper mitspielt.
Nach dem kraftraubenden Frühling auf den europäischen Sandplätzen, zwei Rasenturnieren mit den Endspielen im Einzel und Doppel bei den Gerry Weber Open schmerzten Knie und Achillessehne. 14 Turniere hat Zverev in dieser Saison bereits bestritten, achtmal schlug er zusätzlich im Doppel auf. Kaum ein anderer Spitzenspieler hat sich solch ein Programm zugemutet. Doch hinter den Strapazen steckt ein Plan.
"Dieser Plan begann, als er 16 Jahre alt war", erzählt Zverevs chilenischer Manager Patricio Apey: "Wir haben gesagt, dass es fünf Jahre dauert, den Startpunkt zu erreichen, an dem Sascha bereit ist, sein Potenzial auszuschöpfen." Noch immer ist Zverev (20) ein Jahr vom Ende seiner Aufbauphase entfernt, noch immer arbeitet er mit Fitnesscoach Jez Green an seinem Muskelaufbau.
Zusätzlich spielt er bis zu den US Open im Spätsommer so viele Turniere wie möglich, auch im Doppel mit seinem Bruder Mischa, um an seinen wenigen spielerischen Schwächen (Volley) zu feilen und Matchhärte zu erlangen. Bislang ging der Plan der Familie Zverev perfekt auf, weil den jüngsten Spross keine größere Verletzung aus der Bahn warf.
Aus den wenigen Rückschlägen und unerwarteten Niederlagen hat Zverev bislang stets die richtigen Schlüsse gezogen. Nach dem Erstrunden-Aus in Paris wird er im All England Club seinen Auftaktgegner Donskoi daher nicht unterschätzen, obwohl der Weltranglisten-98. noch nie ein Match in Wimbledon gewonnen hat. Immerhin gehört Donskoi zu den drei Spielern, die in diesem Jahr gegen den großen Roger Federer gewonnen haben.
Kerber spielt auch für Unicef
Angelique Kerber startet ihr Engagement als Unicef-Patin mit einer besonderen Aktion in Wimbledon. Für die Erfolge der Weltranglistenersten beim berühmtesten Rasenturnier spenden ausgewählte Partner an das Kinderhilfswerk.
"Es gibt zu viele Kinder auf der Welt, denen es nicht gut geht, weil sie beispielsweise vor Krieg fliehen müssen, nicht genug zu essen haben oder nicht in die Schule gehen können. Deshalb unterstütze ich Unicef", sagte die zweimalige Grand-Slam-Siegerin Kerber.
Es fühle sich toll an, wenn sie mit ihrem Sport einen kleinen Beitrag für diese Mädchen und Jungen leisten könne. "Das ist für mich noch einmal eine Extra-Motivation!", meinte die 29-Jährige aus Kiel, die in ihrem Wimbledon-Erstrundenmatch am Dienstag auf Irina Falconi (USA) trifft.
Von Wimbledon aus unterstützt Kerber die Unicef-Nothilfe in den Krisengebieten Afrikas und im Jemen. Wegen der schweren Hungersnot am Horn von Afrika, im Südsudan, in der Tschadsee-Region und im Jemen ist das Leben von Millionen von Kindern in Gefahr.
Unicef ist in allen betroffenen Ländern vor Ort und leistet umfangreiche Hilfe. Das Hilfswerk sorgt unter anderem für sauberes Trinkwasser und kümmert sich darum, dass Kinder untersucht, geimpft und behandelt werden.