St. Petersburg. Spanische Presse lobt die deutsche U21 nach dem Titelgewinn bei der EM in Polen. Auch Jogi Löw meldet sich aus St. Petersburg.
Nieselregen und ein krasser Temperatursturz: Nach der ersten Nacht in St. Petersburg hatten Joachim Löw und seine Spieler beim Blick aus dem Hotelzimmer sicher keine große Freude. Die Finalstadt empfing die Fußball-Nationalmannschaft mit richtigem Schmuddelwetter und frischen elf Grad. Das Sotschi-Sommer-Feeling soll aber bis zum Endspiel am Sonntag gegen Chile konserviert werden.
Speziallicht für holprigen Rasen in St. Petersburg
Die Vorbereitung unter deutlich unwirtlicheren Bedingungen als am Schwarzen Meer konnte dabei nicht in der Krestowski Arena stattfinden. Das Abschlusstraining wurde ins alte Zenit-Stadion verlegt, unweit vom Teamhotel entfernt. Der Zustand des Rasens in der WM-Arena ließ keine Übungseinheit zu. Das teilweise holprige Grün hatte beim WM-Testlauf schon mehrfach Kritik ausgelöst, unter anderem von Weltfußballer Cristiano Ronaldo nach dem 4:0 der Portugiesen gegen Neuseeland. Der Rasen wurde in den vergangenen Tagen mit Planen abgedeckt und mit speziellem Licht bestrahlt.
Vor der finalen Übungseinheit werden Löw und Draxler noch einmal vor der Weltpresse Auskunft geben. Große Geheimnisse sieht der Bundestrainer nach dem 1:1 im Gruppenspiel zwischen beiden Mannschaften nicht. „Die Chilenen kennen uns, und wir kennen die Chilenen sehr gut“, äußerte Löw. Der Bundestrainer erwartet im letzten Saisonspiel noch einmal einen Kraftakt. „Man merkt, dass bei allen Spielern die Kräfte an die Grenze gehen. Ich hoffe, wir können gegen Chile noch einmal das abrufen, was wir bislang in diesem Turnier gezeigt haben“, sagte der Weltmeistercoach.
Draxler und Co. bejubeln Titelgewinn der U21
Vor dem eigenen Finale bejubelten Julian Draxler und Co. den EM-Titelgewinn der U21-Junioren. Das 1:0 gegen Topfavorit Spanien löste im DFB-Teamhotel große Freude aus und gilt als Ansporn für Löws Perspektivteam gegen Chile. „Unser Erfolg und der der U21 sind pure Werbung für den deutschen Fußball“, hatte der Schalker Leon Goretzka bereits nach dem Halbfinalerfolg der deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko betont.
Spanische Presse lobt deutsche Leistung
In Spanien gibt es nach der U21-EM-Finalniederlage gegen Deutschland derweil Kritik wegen der schwachen Vorstellung des favorisierten eigenen Teams:
Marca: "Eine Lektion für die Zukunft. Spanien verliert das U21-Finale gegen ein großes Deutschland. Spanien konnte es mit dem deutschen Kollektiv nicht aufnehmen. Mit den Besten zu verlieren, tut noch mehr weh. Spanien fällt im Finale gegen Deutschland auf's Maul. Eine taktische Vorführung der Deutschen gegen das Team von Celades. Die Deutschen waren viel besser, sie spielten ohne viel Lärm zu machen in einem taktisch perfekten Spiel. Spanien vergeigt im entscheidenden Spiel. Da gibt es nichts zu meckern, Deutschland hat das Ding gerecht nach Hause geholt. Der alte Spruch ist wieder aufgekommen: Es spielen elf gegen elf und (fast) immer gewinnen die Deutschen."
AS: "Ein schwaches Spanien in der ersten Halbzeit, in der zweiten Hälfte konnten sie aus der Reaktion heraus kein Kapital schlagen. Weisers Tor sorgte für Gerechtigkeit. Es ist frustrierend, Vize-Europameister zu sein. Deutschland war ein viel zu starker Rivale. Man muss es anerkennen. Kuntz' Mannschaft gab von Beginn an den Ton an, sie zeigte mehr Persönlichkeit und sparte nicht am Kilometergeld. Spanien war zu harmlos im Angriff: Pollersbeck wurde nur einmal richtig gefordert. Das intensive Spiel der Deutschen war ein unerwartetes Szenario für Celades' Jungs. Weisers Parabeltor war unhaltbar. Obwohl die acht besten U21-Spieler von Löw für den Confed Cup rekrutiert wurden, trug Deutschland keinen einzigen Kratzer davon. Deutschlands Plan ging im Finale auf."
Sport: "Spanien vergeigt gegen ein überlegenes Deutschland im Finale. Ein Tor von Weiser in der ersten Halbzeit reichte, um Celades' Jungs wegzuhauen. Die Spanier haben sich nie wohl gefühlt gegen ein sehr gut positioniertes und gefährliches Deutschland. Die Deutschen haben völlig verdient gewonnen. Die Spielanlage der Deutschen übertraf die Spanier. Deutschland hat dieses Gewinner-Gen. Spanien wurde von der deutschen Intensität völlig überrascht. Spanien war unpräzise und abgelenkt, dann diese unverzeihlichen Ballverluste. Deutschland spielte konzentriert und mit Begeisterung. Die erste Halbzeit war ganz klar Schwarz-Rot-Gold. In der zweiten Hälfte legte Spanien einen Zahn zu, doch die Deutschen kamen wieder ins Spiel. Der fünfte U21-Titel muss weiter warten."
El Mundo Deportivo: "1:0 - Deutschland nimmt Spanien die Krone. Deutschland lässt bei Spanien die Handschellen klicken. Die kleine "Roja" konnte nicht den Fußball zur Entfaltung bringen, den sie bisher während des ganzen Turniers gezeigt hatte. Man merkte Deutschland die Mehrbelastung durch die Verlängerung gegen England nicht an. Spanien zeigte sich völlig desorientiert, konnte kaum mal zwei oder drei Pässe sauber hintereinander spielen. Deutschland war einfach das bessere Team, insbesondere in der ersten Halbzeit. Es war eine taktische Vorführung von Stefan Kuntz gegenüber seinem Kollegen Albert Celades. Spanien fehlte Persönlichkeit und Biss. Es weht ein Wind der Herrschaft des deutschen Fußballs. Morgen können sie im Confed Cup nochmal einen drauflegen."