Ajax-Coach wird Tuchels Nachfolger. Der 53-Jährige war einst auch für Hansa Rostock aktiv. Talent Pulisic trauert dem Ex nach.
Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund hat den Niederländer Peter Bosz als neuen Cheftrainer verpflichtet. Das gab die Borussia am Dienstag bekannt. Der 53-jährige hatte zuletzt Europa-League-Finalist Ajax Amsterdam betreut. Bosz erhielt einen Zweijahresvertrag bei den Schwarz-Gelben.
Ende vergangener Woche hatte Dortmunds Wunschkandidat Lucien Favre (59) bei den Dortmundern abgesagt, nachdem er keine Freigabe von seinem Arbeitgeber OGC Nizza erhalten hatte. Angeblich müssen die Westfalen für Bosz eine Ablöse von fünf Millionen Euro an Ajax zahlen. Bosz' Vertrag in Amsterdam hatte noch eine Laufzeit bis 2019.
Die Börse begrüßte den neuen Trainer mit Applaus. Die Aktien des Bundesligisten kletterten am Dienstag um bis zu 2,1 Prozent auf 6,38 Euro und erreichten den höchsten Stand seit mehr als 15 Jahren.
Bosz, der in der Endphase seiner aktiven Laufbahn 1998 kurz bei Hansa Rostock unter Vertrag gestanden hatte, spricht fließend deutsch und steht für eine offensive und aggressive Spielweise. Die Ablösung von Tuchel, der noch bis 2018 beim BVB unter Vertrag gestanden hatte, hatte sich trotz des DFB-Pokalsiegs angedeutet. Das Verhältnis zur Clubspitze um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke war total zerrüttet.
Streit mit Bergkamp und Kollegen?
Auch Bosz' Abgang in Amsterdam soll ein Riesenkrach vorausgegangen sein. Wie die renommierten niederländischen Tageszeitungen De Telegraaf und Algemeen Dagblad berichten, soll ein Streit innerhalb des Trainerteams den Abschied beschleunigt haben.
Bosz und sein Assistent Krüzen hätten demnach offenbar eine andere Spiel- und Trainingsphilosophie als die ständigen Ajax-Trainer Dennis Bergkamp, Hennie Spijkerman, Carlo l'Ami und Björn Rekelhof. Bosz fühlte sich von der Ajax-Direktion in der Auseinandersetzung nicht vollständig unterstützt. Versuche, einen Kompromiss zu finden, scheiterten.
Bosz orientiert sich an Cruyff und Guardiola
Zwischen den beiden Parteien habe es kaum noch Kontakt gegeben. Die Erfolge maskierten die Situation. Nach der Niederlage im Europa-League-Finale gegen Manchester United hatte Bosz noch öffentlich erklärt, dass er zufrieden sei und seinen Vertrag einhalten werde. Er habe bewusst keine Ausstiegsklauseln aufnehmen lassen.
In Dortmund solle Bosz nun einen Zweijahresvertrag etrhalten. Ajax-Co-Trainer Hendrie Krüzen begleitet seinen Chef ins Ruhrgebiet. Das Duo betreute den niederländischen Rekordmeister eine Saison lang und führte ihn ins Europa-League-Finale. Bosz war bei Ajax im vergangenen Jahr Nachfolger von Frank de Boer geworden. Er ist der zweite niederländische Trainer bei Borussia Dortmund nach Bert van Marwijk (2004-2006). Bosz hatte zuvor ein Angebot von Bayer Leverkusen abgelehnt.
Ajax will nun offenbar Roger Schmidt
Ajax hat sich bislang zu den Vorgängen noch nicht geäußert. Der Vorstand war erst in letzter Minute über die Situation informiert worden. Er setzte sich gemeinsam mit den Spielern und den Fanvertretern intensiv für Bosz ein. Der Verein soll nun von Dortmund eine Ablösesumme in Höhe von fünf Millionen Euro verlangen.
Ein Deutscher ist offenbar Favorit für dessen Nachfolge. Ajax-Sportdirektor Edwin van der Sar, der Bosz noch zum Bleiben überreden wollte, soll mit dem Ex-Trainer von Bayer Leverkusen, Roger Schmidt, bereits Kontakt aufgenommen haben.
Pulisic bedauert Tuchel-Abgang
Derweil schmerzt Dortmunds Toptalent Christian Pulisic der Abschied von Thomas Tuchel noch immer. "Ich bin dankbar für alles, was er für mich getan hat. Im Profisport ist es hart, wenn ein Trainer auf diese Art gehen muss, vor allem nach einer ziemlich guten Saison“, sagte der 18-Jährige bei einer Werbeveranstaltung in Denver am Montag (Ortszeit).
Tuchel hatte dem US-Nationalspieler die ersten Einsätze in der Bundesliga gewährt und den Youngster in seiner Zeit beim BVB gefördert. "Er hat mir immer vertraut und mir eine Chance gegeben“, sagte Pulisic nach Angaben des Senders ESPN.
Tuchel musste die Dortmunder nach einem Zerwürfnis mit der Clubspitze am Ende der Saison trotz des DFB-Pokalsieges vor Ablauf seines Vertrags verlassen. "Wir sind gespannt, wen wir bekommen und ich glaube, die Mannschaft wird in Ordnung sein“, sagte Pulisic im Hinblick auf Tuchels Nachfolger.