Wolfsburg. Bayern schießen sich beim VfL den Frust von der Seele und holen so ganz nebenbei die 27. Meisterschaft. Schräge Szene mit Gustavo.
27. deutsche Meisterschaft für Bayern München, Numero Uno für Carlo Ancelotti: Der Rekordchampion hat am 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit einem 6:0 (3:0)-Sieg beim abstiegsbedrohten VfL Wolfsburg seinen fünften Titelgewinn in Serie perfekt gemacht.
Drei Tage nach dem frustrierenden Pokal-Aus gegen Borussia Dortmund (2:3) nutzten die Bayern einen Patzer von Verfolger RB Leipzig und gewannen damit die erste Trophäe nach dem Abgang von Pep Guardiola.
David Alaba brachte die Gäste mit einem direkt verwandelten Freistoß in der 19. Spielminute in Führung. Robert Lewandowski legte mit einem strammen Rechtsschuss von der Strafraumkante zum 2:0 (36.) und aus kurzer Distanz zum 3:0 (45.) nach. Der Pole übernahm mit seinem 28. Treffer auch die Führung im Rennen um die Torjägerkanone.
Nach dem Seitenwechsel erhöhten Arjen Robben (66.), Thomas Müller (80.) und Joshua Kimmich (85.) auf 6:0. Wolfsburgs Kapitän Luiz Gustavo (78.) sah wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte. Nach dem Platzverweis applaudierte der Brasilianer Schiedsrichter Felix Zwayer höhnisch und musste letztendlich von Landsmann Rafinha und seinem Trainer Andries Jonker vom Platz geleitet werden. "Am Ende war es wie Männerfußball gegen Jugendfußball", sagte VfL-Stürmer Mario Gomez hinterher. "Die Bayern haben sich in einen Rausch gespielt und wir haben uns ergeben."
Reaktionen auf Bayerns 27. Meisterschaft
Wolfsburg war zunächst engagiert
"Die Meisterschaft ist der ehrlichste Titel. Die fünfte Meisterschaft in Folge ist unglaublich", sagte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bei "Sky" nach dem Spiel, das er auf der Tribüne verfolgt hatte. "Wir haben nicht den arroganten Anspruch, in jedem Jahr das Triple zu holen", ergänzte Rummenigge, der im Meistertrubel von Trainer Carlo Ancelotti geherzt und geküsst wurde. "Der Verein hat mich immer gestärkt, auch in den schwierigen Zeiten", sagte der 57-Jährige zur seiner Geste. "Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Bayern München ist wie eine Familie."
"Wir haben es uns einfach verdient", sagte der Italiener, der damit als erster Coach überhaupt in allen europäischen Topligen die Meisterschaft feiern konnte.
"Es ist nicht selbstverständlich, dass man immer so durchmarschiert in der Bundesliga", sagte Kapitän Philipp Lahm, der mit seinem achten nationalen Titel den Rekord von Mehmet Scholl einstellte und dies vor der Fankurve am Megaphon feierte. "Solche intensiven Momente gibt es nur im Leistungssport", sinnierte Lahm dann noch, der in seinem viertletzten Spiel seiner Karriere von Ancelotti vorzeitig vom Feld genommen wurde.
Das ist Carlo Ancelotti
Lewandowski war wieder heiß
"Wir wollen den Meistertitel so schnell wie möglich perfekt machen", hatte der Trainer vor der Partie die Marschroute vorgegeben. Nach dem überraschenden 0:0 von Verfolger Leipzig gegen Ingolstadt bot sich plötzlich nach 2003 und 2008 zum dritten Mal die Chance, in Wolfsburg alles perfekt zu machen - diese wollten die Bayern, die in der Champions League an Real Madrid knapp gescheitert waren, ergreifen.
Und Starstürmer Lewandowski, der im Pokal noch etwas unglücklich agiert hatte, deutete sogleich Gefahr an. Die VfL-Abwehr konnte einen Querpass des Polen im Strafraum erst in letzter Sekunde abblocken (6.). Auf der Gegenseite zeigten die Wölfe mit großem Engagement, dass sie die Meisterfeier vor 30.000 Zuschauer in ihrer ausverkauften Arena unbedingt verhindern wollten. Ex-Bayern-Profi Mario Gomez bot sich nach einem Stellungsfehler von Münchens Torwart Sven Ulreich die erste Chance (8.).
Bayern bestechen mit Effizienz
Der FCB dominierte aber schnell das Mittelfeld, die Niedersachsen um Trainer Andries Jonker, der selbst eine Bayern-Vergangenheit hat, lauerten überwiegend auf Konter. Wolfsburg lief nach dem Alaba-Treffer Gefahr, direkt höher in Rückstand zu geraten. Lewandowski und Thomas Müller scheiterten mit ihren Schüssen aber am glänzend reagierenden Koen Casteels im Wölfe-Tor (21.,22.).
Wolfsburg befreite sich zeitweise und brachte die Bayern-Defensive mit Mats Hummels und Javi Martinez durchaus mal in Verlegenheiten. Doch die Münchner erstickten die Hoffnung der Gastgeber mit ihrer Effizienz. Die Fans des deutschen Branchenprimus stimmten schon vor dem Pausenpfiff erste Meisterlieder an.
Auch nach dem Wechsel bemühte sich Ancelottis Elf, ihren Fans die Feierlichkeiten mit weiteren Glanzmomenten zu versüßen. Alaba knallte einen Fernschuss von Linksaußen ans Lattenkreuz (48.). Und auch der am Saisonende aufhörende Kapitän Philipp Lahm stürmte munter mit, bis er 20 Minuten vor Schluss ausgewechselt wurde. Bayern dominierte nun nach Belieben.
Bei Wolfsburg konnte sich nur Casteels hin und wieder auszeichnen, bei den Bayern überzeugten Lewandowski Alaba und Joshua Kimmich.
Das Restprogramm der Abstiegskandidaten
Statistik
Wolfsburg: Casteels - Blaszczykowski (46. Vieirinha), Knoche, Ricardo Rodriguez (67. Seguin), Horn - Bazoer, Luiz Gustavo - Didavi (79. Ntep), Arnold, Gerhardt - Gomez. - Trainer: Jonker
München: Ulreich - Lahm (71. Rafinha), Martinez, Hummels (68. Bernat), Alaba - Kimmich, Thiago (75. Sanches) - Robben, Thomas Müller, Coman - Lewandowski. - Trainer: Ancelotti
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Tore: 0:1 Alaba (19.), 0:2 Lewandowski (36.), 0:3 Lewandowski (45.), 0:4 Robben (66.), 0:5 Thomas Müller (80.), 0:6 Kimmich (85.)
Zuschauer: 30.000 (ausverkauft)
Gelb-Rote Karte: Luiz Gustavo wegen wiederholten Foulspiels (78.)
Gelbe Karten: keine
Torschüsse: 7:17
Ecken: 4:4
Ballbesitz: 41:59 %
Zweikämpfe: 65:70