Monaco. Auch die Dortmunder Spieler zeigen sich selbstkritisch, verweisen aber auf die besonderen Umstände der Partie. Quotensieg für das ZDF.
Ein lockeres Training im strahlenden Sonnenschein an der Côte d’Azur, dann endete für Borussia Dortmund die vorerst letzte Champions-League-Reise. Als die Spieler nach der wohl schwierigsten Woche ihrer Karriere am Donnerstag in Nizza das Flugzeug Richtung Heimat bestiegen, kündigte Thomas Tuchel die schnelle Rückkehr auf Europas größte Fußballbühne an. „Wir müssen bei all unserem Talent in der Persönlichkeit wachsen. Unser Weg ist noch nicht zu Ende“, sagte Tuchel nach der 1:3 (0:2)-Niederlage im Viertelfinal-Rückspiel bei AS Monaco.
Dass der Weg acht Tage nach dem Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus im Stade Louis II endete, daran trug Tuchel eine Mitschuld. Der 43-Jährige brachte überraschend den länger verletzten Erik Durm in der Startelf und ließ wie schon bei den Niederlagen im Hinspiel (2:3) und im Bundesliga-Topspiel bei Bayern München (1:4) mit einer Dreierkette beginnen. Nach den frühen Gegentoren durch Kylian Mbappé (3.) und Radamel Falcao (17.) korrigierte Tuchel sein Personal und System schnell.
Pressestimmen zum Champions-League-Aus des BVB in Monaco
„Dass Erik Durm der Leidtragende war, nehme ich auf mich. Ich habe ihm das zugetraut. Er hat nach der Verletzung gut trainiert und einen guten Eindruck gemacht“, sagte Tuchel. Da irrte der BVB-Coach. Durm, der zuletzt am 17. März auf dem Platz gestanden hatte und danach aufgrund muskulärer Probleme pausierte, bot eine schwache Vorstellung. Beide Gegentore wurden über seine Seite eingeleitet.
Eine Frage des Systems, das Tuchel nach 27 Minuten mit der Einwechslung von Ousmane Dembélé von einem 3-4-2-1 in ein 4-2-3-1 änderte, sei es aber nicht gewesen, wie der BVB-Coach versicherte. „Wir haben mit diesem System sehr gute Spiele auswärts und in der Champions League gemacht“, sagte Tuchel. Das stimmt, allerdings präsentierten sich die Schwarz-Gelben in der jüngeren Vergangenheit mit der Viererkette deutlich stabiler.
Angesichts aller Widrigkeiten nach dem Attentat darf man die Erkenntnisse aus den beiden Spielen gegen Monaco nicht überbewerten, auch wenn sich die Spieler selbstkritisch zeigten. „Mit dem Spiel können wir nicht zufrieden sein. Es hat einfach ein bisschen der Wille und die Kraft gefehlt“, sagte Torschütze Marco Reus (48.). Torhüter Roman Bürki sah „individuelle Fehler bei den Gegentoren“. Man sei von der ersten Sekunde an nicht bereit gewesen, so der Schweizer: „Vielleicht waren wir zu fokussiert auf das Toreschießen.“
Angesichts der außergewöhnlichen Umstände wollte Tuchel keine Königsklassen-Bilanz ziehen. „Bis vor acht Tagen haben wir uns bereit gefühlt, das Viertelfinale zu gewinnen. Die Vorzeichen haben sich nach dem Anschlag dramatisch verändert. Daher will ich kein Fazit ziehen“, sagte Tuchel, dessen Team im zweiten Durchgang wieder einmal eine große Moral bewies und bis zum dritten Gegentor durch Valère Germain (81.) alles versuchte.
Bus-Panne rief Erinnerungen an Anschlag wach
Mehr noch als beim 2:3 im ersten Duell blieb die Borussia beim Rückspiel unter ihren Möglichkeiten. Selbst die emotionale Ansprache des überraschend erst kurz vor dem Anpfiff angereisten und am Arm verletzten Anschlagopfers Marc Bartra in der Kabine blieb ohne die gewünschte Wirkung.
Schon auf dem kurzem Weg vom Hotel in das Stadion kehrten schmerzliche Erinnerungen zurück. Fast 20 Minuten mussten die Dortmunder aus unerklärlichen Gründen im Bus verharren, ehe die örtliche Polizei das Startzeichen gab. „Nach dem, was uns passiert ist, gibt es kaum eine schlechtere Situation, als dass du wieder gemeinsam im Bus sitzt und es geht nicht los. Es war ein etwas beklemmendes Gefühl“, klagte Tuchel, „alle hatten den gleichen Gedanken – und der ging nicht um Fußball.“ Nach Einschätzung von Kapitän Marcel Schmelzer hatte diese Panne jedoch keinen großen Einfluss auf die Partie.
Das Rückspiel in Bildern:
Dortmund scheidet im Viertelfinal gegen Monaco aus
Viel Zeit um das Aus zu verarbeiten, bleibt nicht. Schon am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky) steht das schwere Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach an, das Fernduell um Platz drei gegen 1899 Hoffenheim geht in die nächste Runde. Nur vier Tage später reist die Borussia zum Pokal-Halbfinale nach München. Dort kommt es zum Duell der momentan im Frust vereinten internationalen Aushängeschilder des deutschen Fußballs.
„Für viele von uns war es die erste Saison in der Champions League. Wir müssen daran arbeiten, Konstanz in die Leistungen reinzubekommen. Und dann wollen wir wiederkommen“, sagte Schmelzer. Ein Sieg in Gladbach wäre dabei hilfreich. Schmelzer: „Alle haben bei uns den Anspruch, auch nächstes Jahr wieder in diesem Wettbewerb zu spielen.“
Als Gewinner des Spiels darf sich das ZDF fühlen. 8,47 Millionen Zuschauer verzeichnete der Sender mit der Liveübertragung der Partie in Monaco. Das war ein Marktanteil von 27,0 Prozent über die gesamte Begegnung und ein klarer Tagessieg. Gegen den Fußball boten die anderen Kanäle am Mittwoch zur Hauptsendezeit (20.15 Uhr) klassische Fernsehkost und ernteten damit mehrheitlich eher unterdurchschnittliche Quoten.