München. Spanische Medien konzentrieren sich auf Ronaldo, Neuer und Müller. Was München nach dem 1:2 gegen Real noch Hoffnung macht.
Noch in der Nacht der frustrierenden Heimpleite gegen Real Madrid sprachen sich die Bayern-Stars Mut zu für den Kraftakt im Estadio Santiago Bernabéu. Trotz des selbst eingeleiteten 1:2 (1:0) gegen das Weltklasse-Ensemble um Doppeltorschütze Cristiano Ronaldo gibt der Fußball-Rekordmeister die Hoffnung auf sein sechstes Champions-League-Halbfinale in Serie nicht auf. „Wir haben noch Chancen, und um die werden wir spielen“, gab sich Trainer Carlo Ancelotti nach einer neuen schwarzen Nacht der Münchner gegen Real kämpferisch.
Ancelotti hofft für die ultimative Bayern-Aufholjagd auf zwei Comebacks: Torjäger Robert Lewandowski fehlte am Mittwochabend mit einer Schulterblessur, Abwehrchef Mats Hummels wegen einer Sprunggelenksverletzung. „Wir haben sechs Tage. Es ist möglich, dass beide wieder fit werden“, orakelte Ancelotti.
Neuer hielt die Chance am Leben
Kapitän Philipp Lahm klang zumindest bei seinem Abwehr-Nebenmann Hummels weniger optimistisch. Zu allem Überfluss wird Javi Martínez nach seinem Platzverweis fehlen. „Klar ist es schwer, weil Mats voraussichtlich nicht spielen kann und Javi gesperrt ist“, sagte Weltmeister Lahm.
Einziger Trost nach der ersten Heimniederlage in der Champions League nach 16 Siegen nacheinander war für die Münchner, dass Real trotz vieler Großchancen nur zweimal getroffen hatte. „Wir können von Glück reden, dass wir nicht noch mehr Tore kassiert haben“, sagte Torhüter Manuel Neuer nach etlichen Glanzparaden. „Manu hat uns absolut im Spiel gehalten“, meinte Lahm. Dieser Ansicht waren auch die spanischen Medien. "Bayern kann nur mit dem Torwart angeben, ein immenser Torwart", schrieb etwa die Sportzeitung "As".
Spanische Pressestimmen zu Bayern vs. Real
Martínez’ Platzverweis ließ das Spiel kippen
In einer Partie mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten hatten die Münchner vor der Pause überzeugt und waren dank Arturo Vidals wuchtigem Kopfball (25. Minute) in Führung gegangen. „Da war viel mehr drin“, sagte Flügelspieler Arjen Robben. Vor allem, da Vidal einen unberechtigten Handelfmeter über das Tor ballerte (45.+1).
Nach der Pause kippte die Partie vor 70.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena – und fast alles schien gegen die Bayern zu laufen: Erst kassierten sie kurz nach dem Seitenwechsel das erste Gegentor von Ronaldo (47.). Nach zwei Gelben Karten innerhalb von drei Minuten musste der in Halbzeit eins bärenstarke Martínez vom Platz (61.). Und schließlich schlug Ronaldo noch einmal zu (77.). Es war sein 100. Tor im Europapokal – Bestwert.
Kahn kritisiert Abwehrleistung
„Wir waren in der zweiten Halbzeit nicht mehr zu 100 Prozent geil aufs Tor, sondern hatten immer zu 20 Prozent den Ballverlust im Griff“, bemängelte Thomas Müller, „der Respekt war zu groß.“ Er selbst hatte sich 80 Minuten lang in der Sturmspitze gemüht, ohne allerdings Lewandowski ersetzen zu können. „Schon die Nachricht seines Ausfalls vor dem Spiel war ein psychologischer Vorteil für Real“, glaubt ZDF-Experte Oliver Kahn. Lewandowski sei derjenige, der bei jedem Bayern-Angriff gesucht werde.
Mehr aber noch bemängelte der frühere Nationaltorwart die schwache Abwehrleistung der Bayern. „Auch mit einem Mann weniger kann ich aggressiv verteidigen“, sagte Kahn. Er müsse sich lange zurückerinnern, wann Manuel Neuer letztmals so viel zu tun bekam und so viele Weltklasse-Paraden zeigen musste.
Die Statistik
Spiel erreicht Saisonbestquote
Immerhin: Noch ist laut Müller nichts verloren. Die Bayern hätten die Qualität, um sich am nächsten Dienstag in Madrid zu behaupten. Auch Real-Trainer Zinédine Zidane warnte davor, sich zu früh zu freuen: „Wir haben noch ein Rückspiel und können da noch leiden. Es ist noch lange nicht vorbei.“ Welttorhüter Neuer verabschiedete sich passend dazu mit einem kämpferischen Ausblick in die Nacht: „Wir wissen, dass wir Tore erzielen können gegen Real. Wir haben alles in der eigenen Hand.“ Doch dazu braucht der FC Bayern einen ganz großen Fußballabend.
Ein klarer Gewinner des Abends war das ZDF. Das Spiel bescherte dem Sender die beste Einschaltquote seiner Übertragungen aus der Königsklasse im bisherigen Saisonverlauf. Durchschnittlich 9,6 Millionen Zuschauer bedeuteten einen Marktanteil von 30,3 Prozent. Zuvor waren die 8,32 Millionen Zuschauer bei Münchens Vorrundenspiel bei Atlético Madrid (0:1) der Bestwert gewesen.