Bremen/Hamburg. Landgericht Bremen urteilt im Streit des nierenkranken Ex-Profis mit Werders Ärzten. Klasnic erlebt eine lange Leidensgeschichte.
Anfang des Jahres stand Ivan Klasnic mal wieder für ein paar Stunden im Rampenlicht. Mit der Traditions-Elf von Werder Bremen war der frühere Fußball-Profi beim Hallenturnier in Oldenburg dabei und zauberte mit seinem alten Kumpel Ailton wie in besten Zeiten. „Ich brauche das“, sagte Klasnic, der von 1992 bis 2001 das Trikot des FC St. Pauli getragen hat, „ich brauche den Fußball, um mich ein bisschen abzulenken.“
Denn der Alltag des 37-Jährigen ist inzwischen weit entfernt vom Glanz und Glamour früherer Jahre, in denen Klasnic vor allem bei Werder groß auftrumpfte und mit den Hanseaten 2004 das Double aus Meisterschaft und Pokal holte. Drei Mal in der Woche muss Klasnic ins Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zur Dialyse, jeweils für fünf Stunden wird der Körper des nierenkranken Kroaten durchgespült.
Klasnic hofft auf Gesundheit und Gerechtigkeit
„Es ist eine schwierige Situation“, sagte Klasnic vor Kurzem in einer NDR-Dokumentation. „Aber ich bin immer ein Kämpfer gewesen“, ergänzte der einst bei Hamburger Vereinen groß gewordene Stürmer. Sein Wunsch: Gesundheit und Gerechtigkeit nach einem jahrelangen Kampf.
Im November 2005 wurden bei Klasnic bei einer Blinddarm-Operation schlechte Nierenwerte festgestellt. 2007 musste ihm eine Spenderniere transplantiert werden. Die erste Niere seiner Mutter nahm der Körper nicht an, erst mit dem Organ seines Vaters funktionierte es. Klasnic kämpfte sich noch einmal zurück, spielte bis 2013 beim FC Nantes, den Bolton Wanderers und beim FSV Mainz 05. Danach war Schluss.
Es geht um 1,1 Millionen Euro Schadenersatz
Der gebürtige Hamburger macht die medizinische Abteilung Werders um den damaligen Bremer Teamarzt Götz Dimanski und die Internistin Manju Guha dafür verantwortlich, die schlechten Daten nicht schon früher erkannt und ihn dann auch noch falsch behandelt zu haben. Klasnic reichte Klage vor dem Landgericht Bremen ein. In dem Verfahren geht es um Ansprüche auf Schmerzensgeld und Schadenersatz in Höhe von über 1,1 Millionen Euro. An diesem Freitag soll endlich ein Urteil fallen.
Die Beschuldigten weisen die Vorwürfe zurück. „Menschlich berührt es mich natürlich sehr“, sagte Dimanski in dem NDR-Film, „sachlich gesehen gehe ich ganz gelassen an die Sache ran.“ Dass die Mediziner für ihre Fehler büßen sollen, so krass will es Klasnic nicht ausdrücken. Aber: „Es muss erwähnt werden, dass ich mir nichts ausgedacht habe im Leben“, sagte Klasnic bei Radio Bremen.
Die Mediziner schütteln den Kopf
Am meisten wünscht er sich aber eine neue Niere. Im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass das gespendete Organ seines Vaters nicht mehr wunschgemäß funktioniert. „Die Ärzte haben mir von Anfang an gesagt, dass die neue Niere nicht mein Leben lang halten wird“, sagte Klasnic. „Trotzdem ist der Moment, in dem die Mediziner den Kopf schütteln, wenn sie die Werte sehen, natürlich schlimm.“
Hinzu kommt, dass sich die Suche nach einem neuen Lebendspender als sehr problematisch erweist. Der Bruder von Klasnic wollte sich zur Verfügung stellen, doch der Körper des kroatischen WM-Teilnehmers hat inzwischen Antikörper gegen familiäre Organe gebildet. Eine erneute Spende wäre zu gefährlich. Sollte sich kein anderer lebender Spender finden, ist Klasnic auf die Niere eines Toten angewiesen. Die durchschnittliche Wartezeit dafür beträgt sieben Jahre.
Bis dahin muss Klasnic weiter dreimal pro Woche zur Dialyse. Dass er noch einmal als Profi auf den Fußballplatz zurückkehrt, diesen Traum hat er inzwischen begraben. „Ich wünsche mir, dass ich bald eine neue Niere habe und dass ich mein Leben dann so genießen kann, dass ich keine Beschwerden habe.“