Ein Experte macht eine Fehlerkette bei Ivan Klasnics Nierenbehandlung durch die ehemaligen Ärzte von Werder Bremen aus.
In dem seit neun Jahren andauernden Zivilverfahren zwischen Ex-Fußballprofi Ivan Klasnic und den früheren Ärzten von Werder Bremen hat ein medizinischer Gutachter eine Kette von Fehlern bei der Behandlung ausgemacht. Der Gutachter sagte am Freitag vor dem Landgericht Bremen, eines der Hauptprobleme sei gewesen, dass „keiner so richtig zuständig war“. Die problematischen Nierenwerte von Klasnic seien seit 2002 bekannt gewesen und hätten engmaschig kontrolliert werden müssen. Dies sei in der Form nicht geschehen.
Der 37 Jahre alte Klasnic wirft Werders früherem Mannschaftsarzt Götz Dimanski und einer Internistin vor, seine Nierenerkrankung nicht erkannt und falsch behandelt zu haben. Die Folge seien zwei Nierentransplantationen im Jahr 2007 gewesen. Der ehemalige Stürmer lebt seit 2007 mit der Niere seines Vaters, das Organ funktioniert aber nicht mehr wunschgemäß. Erst kürzlich erklärte Klasnic, zum Überleben eine neue Spenderniere zu benötigen. Seit einem Jahr muss er drei Mal pro Woche zur Dialyse. „Ich bin in der Warteschleife“, sagte Klasnic am Rande des Prozesses.
In dem Verfahren geht es um einen Streitwert von mehr als 1,1 Millionen Euro. Der Gutachter entlastete Ex-Teamarzt Dimanski aber auch in einigen Punkten. Von Dimanski beauftragte Spezialisten hätten Klasnic 2002 nur eine leichte Niereninsuffizienz attestiert. Tatsächlich habe es sich schon damals um eine mittlere Organschwäche gehandelt, die dringend hätte beobachtet werden müssen, so der Gutachter. Dimanski habe sich aber auf die Bewertung der Spezialisten verlassen dürfen.
Gutachter: „Ein schwerer Fehler“
Allerdings hätte der Arzt Klasnic informieren und bei der Verschreibung von potenziell nierenschädigenden Scherzmitteln vorsichtiger sein müssen. Außerdem sei es ein Fehler gewesen, der behandelnden Internistin nichts von den auffälligen Nierenwerten zu berichten. Die Medizinerin sagte vor Gericht, sie habe zwar 2003 einen erhöhten Wert festgestellt, aber keinen Grund zum Handeln gesehen. „Ein schwerer Fehler“, wie der Gutachter betonte.
Die Internistin sagte, in den folgenden Jahren habe sie die Laborwerte von Klasnic gar nicht mehr zu Gesicht bekommen, da sie direkt an Dimanski weitergeleitet werden sollten. Dimanski hingegen erklärte, er wiederum habe sich die Werte auch nicht angesehen - im Vertrauen darauf, dass die Internistin ihn über Auffälligkeiten informiert hätte. Der Vorsitzende Richter Clemens Bolay betonte, die Häufung von Versäumnissen in dem Fall sei „erstaunlich“.
Ein Urteil ist nach Angaben des Gerichts frühestens in drei Wochen zu erwarten. Klasnic spielte nach seiner Zeit beim FC St. Pauli von 2001 bis 2008 für Werder Bremen. Seine Profi-Karriere hatte er trotz der Transplantationen erst 2013 beendet.