Nach der Weltmeisterschaft 2006 will der DFB wieder ein Großereignis ausrichten. Einen Mitbewerber gibt es noch nicht.
Ein neues Sommermärchen: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird sich offiziell um die Ausrichtung der Europameisterschaft 2024 bewerben. Einen entsprechenden Beschluss fasste das DFB-Präsidium am Freitag in Frankfurt/Main. Die Vergabe des Turniers in gut sieben Jahren erfolgt durch die Europäische Fußball-Union (UEFA) frühestens im September 2018. Zum großen Konkurrenten dürfte ein starker Verbund der skandinavischen Länder werden.
Leuchtturmprojekt für Grindel
"Die EM 2024 kann für den gesamten deutschen Fußball ein wichtiges Leuchtturmprojekt werden", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Wir werden eine erstklassige Bewerbung einreichen und dabei sehr genau darauf achten, dass wir in einem transparenten, nachvollziehbaren Prozess die möglichen zehn Spielorte auswählen."
Die Stadien sollen gemäß den Anforderungen der UEFA am 15. September 2017 bestimmt werden. Die Auswahl werde "in einem offenen, fairen und transparenten" Verfahren sowie unter Aufsicht von Transparency International erfolgen, teilte der DFB mit. Voraussetzung für EM-Spiele im Sommer 2024 ist eine Sitzplatzkapazität von mindestens 30.000 Plätzen. Bewerbungsschluss für die Arenen ist der 12. Juni 2017.
Letzte EM 1988 in Deutschland
"Wir haben in Deutschland die Stadien, wir haben die Infrastruktur und wir haben das Know-how, um eine ökonomisch vernünftige und ökologisch verträgliche Euro auszurichten", sagte Grindel: "Ich werde mich auf internationaler Ebene mit aller Kraft dafür einsetzen, dass wir mit unseren starken Argumenten überzeugen und nach 1988 wieder eine Europameisterschaft ausrichten können."
Der DFB-Präsident wird aller Voraussicht nach beim kommenden UEFA-Kongress am 5. April in Helsinki in das UEFA-Exekutivkomitee und das Council des Weltverbandes FIFA aufrücken - sein Einfluss auf die Spitzenfunktionäre aus aller Welt wächst dadurch enorm.
Die DFB-Bewerbung ist keine große Überraschung. Immer wieder hatte der DFB das Turnier, dass nach der paneuropäischen EURO 2020 wieder "traditionell" und nicht mehr auf dem gesamten Kontinent ausgetragen wird, als das von Grindel bemühte "Leuchtturmprojekt" bezeichnet. Grindels Nachfolger Wolfgang Niersbach, der inzwischen eine Ethik-Sperre absitzt, hatte die Bewerbung seinerzeit angestoßen.
Beste Stadien Europas
Der deutsche Fußball begrüßt die Initiative des DFB auf breiter Front. "Es wäre schön, wenn das nach Deutschland kommt", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge von Bayern München, "weil es dem Fußball hier noch einmal einen Schub geben würde. Ich komme viel herum und kann sagen: Die Stadioninfrastruktur in Deutschland ist die beste der Welt!"
Es wäre die zweite vollständige EM in Deutschland nach 1988. 2020 werden in der Münchner Allianz Arena drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale ausgetragen. Weil der DFB im Zuge der Vergabe des Turniers dem englischen Verband FA den Vorzug für das Final-Paket ließ (beide Halbfinals sowie das Endspiel finden im Wembley-Stadion statt), galt Deutschland lange als Favorit für das Turnier vier Jahre später.
Entscheidung erst 2018
Weil die UEFA sich einer gemeinsamen Ausrichtung wie 2012 (Polen und Ukraine) nicht verschließt, gelten auch Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden als starker Bewerber. Bis zum 27. April 2018 müssen alle Nationalverbände ihre vollständigen Unterlagen bei der UEFA eingereicht haben. Loses Interesse bekundet hatte zuletzt auch die Türkei.