Leipzig gewinnt durch einen Elfmeter gegen Schalke. Aussagen, Werner hätte seine Schwalbe zugegeben, sorgen für Verwirrung.
Leipzig. RB Leipzig hat sich mit dem achten Sieg in Folge die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga zurückerobert. Doch nach dem 2:1-(1:1)-Sieg gegen Schalke 04 war einzig Timo Werners Schwalbe, für die es nach wenigen Sekunden einen Elfmeter gab, der zur Führung für den Aufsteiger führte, in aller Munde.
Was war passiert? Werner setzte sich im Laufduell gegen Naldo durch und legte den Ball vorbei an SO4-Torwart Ralf Fährmann, aber eben auch am Tor. Als die Tendenz des Fehlschusses zu erkennen war, knickte Werner plötzlich ein und simulierte eine Berührung des heranrauschenden Fährmanns. Doch diese fand nie statt. Es war eine Schwalbe, auf die Schiedsrichter Bastian Dankert hereinfiel. Zu allem Überfluss kassierte Fährmann, der die Welt nicht mehr verstand, auch noch die Gelbe Karte.
„Ich hoffe, ich kriege davon kein Herpes. Ich könnte kotzen! Wegen dieser Szene konnte ich mich die gesamten 90 Minuten nicht abregen“, schimpfte ein sichtlich aufgebrachter Fährmann bei Sky. „So was geht einfach nicht. Wenn ich eine Strafe kriege, nehme ich das in Kauf.“
Gab Werner seine Schwalbe vor Dankert zu?
Für Verwirrung sorgten nach dem Spiel unterschiedliche Aussagen, wonach Werner die Schwalbe gegenüber dem Schiedsrichter zugegeben haben soll. „Er sagt zum Schiedsrichter, dass ich ihn nicht berührt habe, ihn muss man daher loben. Aber der Schiri reagiert gar nicht darauf und gibt mir Gelb“, lautet Fährmanns Version der Geschichte. Schalke-Kapitän Höwedes revidierte diese indes und lies durchblicken, dass Werner seine Schwalbe nicht gegenüber dem Schiedsrichter zugegeben habe. „Es kommt drauf an, zu wem er es sagt“, antwortete der Nationalspieler auf die Frage, ob Leipzigs Stürmer fair gehandelt habe.
Sündenbock Werner schilderte vor laufender Kamera seine Version, die sich mit der von Fährmann deckte. „Der Schiedsrichter hat meine Aussage in der Hektik wohl überhört“, so das fast schon nach einer Entschuldigung klingende Alibi für Dankert. Kurz darauf überraschte Werner dann mit einer Ausrede, warum er zu Fall kam, die er wohl exklusiv hat. „Ich bin wegen Naldos Ziehen zu Boden gegangen.“
Für diese Theorie erntete Werner prompt Kritik von seinem Trainer Ralph Hasenhüttl. „Dann muss er gleich runtergehen. Es hat jeder gesehen, dass man nicht pfeifen muss“, so der Erfolgscoach, der sich für die Zukunft wünscht, solche Szenen nicht mehr kommentieren zu müssen. „Unsere Philosophie ist es, trotz Haltens das Tor zu erzielen.“
Werner entschuldigte sich in Schalke-Kabine
Doch vorerst wird die Szene im Vordergrund der Partie bleiben. Gäste-Trainer Markus Weinzierl zeigte vor allem für das Verhalten der Unparteiischen kein Verständnis. „Inklusive Torrichter stehen da drei Schiedsrichter. Einer muss es einfach sehen.“ Das gestand auch der Hauptverantwortliche Dankert ein. „Es war eine Fehlentscheidung, das muss ich offen und ehrlich zugeben.“ Ein Gespräch mit Werner, in dem der Angreifer zugegeben haben soll, dass er nicht gefoult wurde, dementierte Dankert allerdings. „Dem möchte ich widersprechen. Es hat kein Gespräch zwischen mir und Werner stattgefunden.“
Somit bleibt am Ende eine große Verwirrung um die Sekunden zwischen Strafstoßpfiff und Ausführung des Elfmeters. Unstrittig ist für alle Beteiligten allerdings, dass dem eine Schwalbe vorausgegangen war. Nach Sky-Informationen soll Werner deshalb nach dem Spiel in die Schalke-Kabine gegangen sein, um sich bei den gegnerischen Spielern zu entschuldigen.
Leipzig legte Höllentempo vor
Fußball gespielt wurde übrigens auch. Während der beste Aufsteiger der Ligageschichte seinen Drei-Punkte-Vorsprung vor Rekordmeister Bayern München behauptete, kassierte Schalke die erste Niederlage seit dem fünften Spieltag und hat bereits 16 Punkte Rückstand auf die „Roten Bullen“.
Der 13. Spieltag in Bildern:
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Vor 42.558 Zuschauern brauchten die mit Leipzigs Powerfußball phasenweise überforderten Schalker lange, um sich an den Überfall-Fußball des Gastgebers zu gewöhnen und etwas Ruhe ins Spiel zu bringen. Nach vorne fiel den Gästen kaum etwas ein. Der Spielaufbau lief meistens über die drei Innenverteidiger, die vorne jedoch kaum Anspielstationen fanden.
Erst als RB in der 23. Minute den verletzten Benno Schmitz gegen den ungelernten Rechtsverteidiger Dominik Kaiser auswechseln musste, geriet das Hasenhüttl-Team etwas mehr in Bedrängnis. Der Ausgleich durch Sead Kolasinac aus spitzem Winkel war zwar unverdient, doch er gab den Schalkern kurzzeitig Rückenwind. Kurz vor der Halbzeit vergab Alessandro Schöpf nach einem langen Sprint das mögliche 2:1.
Schalke erzielt Eigentor
Die zweite Halbzeit begann jedoch wie die erste: mit einem Blitztor für RB. Nach einem Freistoß des erneut sehr agilen Emil Forsberg köpfte Kolasinac den Ball ins eigene Tor. Danach hielt der Bundesliga-Neuling den Druck weiter hoch, die Schalker kamen oft einen Schritt zu spät. In der 88. Minute musste Schalkes Naldo auf der Linie klären.
Nach vorne sollte den Schalkern in den Schlussminuten nichts mehr einfallen. Somit blieb es beim 2:1. Leipzig grüßt mit 33 Punkten von der Tabellenspitze – Elfmeter hin oder her.