Barcelona/Frankfurt. Kritik an früher Anstoßzeit des spanischen Spitzenspiels FC Barcelona gegen Real Madrid. Rund 500 Millionen TV-Zuschauer weltweit.

Die Fans des FC Barcelona fürchten wohl nichts so sehr wie dieses flaue Gefühl im Magen. Im Magen von Lionel Messi. Weil der Weltfußballer vom FC Barcelona vor besonderen Spielen ab und an von üblem Brechreiz geplagt wird, ist bei der Messi-Gemeinde auch vor dem 265. Clásico gegen Tabellenführer Real Madrid am Sonnabend (16.15 Uhr) leichtes Unbehagen angesagt.

Der Druck auf den kleinen Argentinier, der auch das vergangene Heimspiel wegen seiner Würgeattacken verpasst hatte, wird immens sein: Sollte der gastgebende Titelverteidiger im heimischen Camp Nou gegen den Spitzenreiter verlieren, hätten die Königlichen aus Madrid nach 14 Spieltagen schon neun (!) Punkte Vorsprung auf den ewigen Rivalen.

Ter Stegen feiert Clásico-Premiere

Es wäre eine Art Majestätsbeleidigung für Messi und seine Mannschaft, die in der Punktspiel-Saison bereits zwei Niederlagen einstecken musste. "Real darf verlieren, wir nicht. Deshalb steht für uns eindeutig mehr auf dem Spiel als für sie", sagte Barca-Abwehrboss Gerard Piqué. Für den deutschen Torhüter Marc-André ter Stegen ist es der erste Clásico-Einsatz in La Liga. Zum Aufeinandertreffen mit seinem Nationalmannschaftskollegen Toni Kroos kommt es allerdings nicht, da der Mittelfeldspieler der Madrilenen wegen eines Haarrisses im Fuß fehlt.

Ohnehin wird sich mal wieder alles auf das Duell der Superstars Messi und Cristiano Ronaldo konzentrieren. Zwar hat der Argentinier zwölf der bisherigen 25 Clásico-Vergleiche mit dem Portugiesen gewonnen, doch Ronaldo hat dabei einen Treffer mehr als Messi gemacht. Dazu kommt: Der Europameister Marke CR7 hat zehn seiner 16 Klassiker-Tore im Nou Camp erzielt.

Kritik an vorgezogener Anstoßzeit

Für Kritik in Spanien sorgt die frühe Anstoßzeit. 16.15 statt 21.00 Uhr - quasi kurz nach der Siesta. Grund dafür ist die globale Strahlkraft des Kräftemessens der Schwergewichte. "Ein Anpfiff beispielsweise gegen 18.30 Uhr wäre laut der Fernseh-Experten zu spät für den asiatischen Markt gewesen", erklärte Ligachef Javier Tebas. Wohlwissend, dass La Liga pro Saison insgesamt 1,57 Milliarden Euro für die nationalen beziehungsweise internationalen TV-Rechte kassiert.

Rund eine halbe Milliarde Menschen auf dem Erdball werden den Blockbuster am Sonnabend live verfolgen. Damit ist es auf Klubebene das meistgesehene Spiel des Universums. "Niemand wird bestreiten, dass dieses Duell weltweit interessiert - wie ein WM-Finale. Es hat immer eine besondere Bedeutung, einen besonderen Beigeschmack", sagte Real-Präsident Florentino Perez der Nachrichtenagentur AFP. In Deutschland ist das Spiel live via Sportwettenanbieter bwin zu sehen.

Real ohne Bale, Benzema und Ronaldo

Der in dieser Spielzeit noch unbesiegte Champions-League-Gewinner muss allerdings auf sein Dreigestirn "BBC" (Bale/Benzema/Cristiano Ronaldo) verzichten, da Gareth Bale nach einer Knöchel-OP ausfällt. Für den Waliser wird wohl Lucas Vazquez stürmen. Bei Barca soll Ex-Weltmeister Andres Iniesta nach seiner wochenlangen Pause wegen einer Knieblessur wieder die Fäden im Mittelfeld ziehen.

An eine Niederlage und die Folgen wollen sie beim Doublegewinner der vorherigen Saison gar nicht erst denken. "Wir haben immer noch die Chance auf drei Titel. Natürlich fehlt uns die Konstanz", meinte Barca-Coach Luis Enrique, "aber wir übertreiben es nicht mit der Kritik."

Schon vor dem Clásico wird es emotional: Wegen des Flugzeugunglücks in Kolumbien, bei dem zahlreiche Spieler des brasilianischen Erstligisten Chapecoense und deren Begleiter umkamen, wird es eine Schweigeminute geben.