Khediras Punktsieg ist eine Ansage im heißen Kampf um die Plätze im Zentrum. Löw genießt den Luxus und schöpft neue Ideen.
Hannover. Sami Khedira trat mit dem guten Gefühl einer neuen Stärke die Heimreise nach Italien an. Der Mittelfeldstar von Juventus Turin zählte zu den größten Gewinnern der WM-Qualifikationssiege gegen Tschechien und Nordirland. Das Kopfballtor zum 2:0-Endstand gegen Nordirland am Dienstagabend war für den Weltmeister die schöne Abrundung einer auch für ihn persönlich besonderen Woche.
Zum richtigen Zeitpunkt nach dem Rücktritt von Kapitän Bastian Schweinsteiger und der Rückkehr des von Bundestrainer Joachim Löw hochgeschätzten Ilkay Gündogan konnte der 29-Jährige nachweisen, dass er auf dem Weg zum WM-Turnier 2018 in Russland weiterhin eine stabile Größe im deutschen Team darstellt. „Letztendlich wird man für seine Arbeit belohnt“, resümierte Khedira zufrieden. „Man hat gesehen, dass ich in beiden Spielen 90 Minuten auf dem Platz gestanden und mehr als ordentliche Leistungen gebracht habe.“
Khedria agierte ungewohnt offensiv
Der erfahrene Profi hat in Hamburg und Hannover zweimal geliefert. Dynamik und Torgefahr bescheinigte ihm Löw. „Sami hatte von Beginn an den Auftrag, mit in die Spitze zu gehen.“ Immer wieder tauchte der Defensivmann im gegnerischen Strafraum auf, Khedira hatte ungewöhnlich viele Abschlussaktionen. „Manchmal geben die Spiele das her. Wenn eine Mannschaft tief steht wie die Nordiren, dann muss man auch aus der zweiten Reihe kommen“, erläuterte er.
Oliver Bierhoff hob den Stellenwert des 68-maligen Nationalspielers (sechs Tore) hervor. „Sami ist einfach eine große Persönlichkeit. Er hat viel internationale Erfahrung. Er hat in Spanien und jetzt in Italien gespielt“, sagte der Teammanager: „Wenn er im Rhythmus ist, was er einfach bei seiner Physis braucht, ist er jemand, der kontinuierlich gute Leistungen bringt und durch seine Intelligenz Räume besetzt.“
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Khedira ist es gewohnt, dass praktisch permanent über seinen Status diskutiert wird. Dies sei seit seinem Länderspieldebüt 2009 so. Das ärgert ihn, auch wenn er antwortete: „Nerven ist das falsche Wort.“
Mesut Özil, Toni Kroos, Khedira und jetzt auch wieder Rückkehrer Gündogan – das Angebot an Topspielern in der Mittelfeldzentrale ist enorm. „Ich weiß, dass mein Spiel nicht immer toll aussieht. Ich spiele nicht mit der Hacke“, meinte Khedira. „Aber ich weiß, wie der Fußball funktioniert und der Erfolg. Und das weiß auch der Trainer.“
Löw liebäugelt mit der Doppel-Zehn
Khedira kann mit seiner Robustheit, der taktischen Reife und seinen Führungsqualitäten besondere Attribute einbringen. „Es gibt immer wieder Konkurrenten, immer wieder tolle Spieler, ob das in der Vergangenheit Basti war oder jetzt Illy und Toni. Ich weiß aber um meine Qualitäten“, verkündete er in Hannover selbstbewusst.
„Es gibt viele Varianten, die der Trainer momentan hat“, bemerkte Khedira zum Kampf um die Zentrale: „Fußball besteht aber nicht nur aus den Einzelspielern, sondern auch aus der Konstellation von mehreren Spielern – und die muss passen. Da hat auch Jogi Löw immer ein glückliches Händchen, wen er auf welcher Position aufstellt.“
Gegen die Nordiren etwa übernahm der vielseitige Gündogan in der zweiten Hälfte die Spielmacher-Position des leicht angeschlagenen Özil. Löw genießt die Luxussituation mit vier Weltklassespielern in der Zentrale. „Ilkay kann auf der Sechs, Acht oder Zehn spielen“, sagte er über Gündogan. Der Bundestrainer brachte zur Doppel-Sechs in Hannover eine ganz neue Option ins Gespräch: „Es ist vielleicht eine gute Variante für die Zukunft, mit einer Doppel-Zehn zu spielen.“