Wie prominent sind die Teilnehmer beim Turnier am Hamburger Rothenbaum? Mischen sich ausschließlich Tennis-Fans unter die Zuschauer?
Hamburg. Wer sich in diesen Tagen am Rothenbaum einen Spaß erlauben will, der schwingt sich eine Tennistasche über den Rücken, zieht sich Sportkleidung an und schlendert über die Anlage. Die Verwechslungsgefahr mit dem Großteil des ausgedünnten Teilnehmerfelds ist so groß, dass es nicht selten vorkommt, dass junge Autogrammjäger Mitgliedern des ansässigen Clubs an der Alster den schwarzen Filzstift unter die Nase halten.
Zwei Jungs, elf und zwölf Jahre alt, präsentieren ihren Eltern stolz den großen, gelben Tennisball, auf dem sie schon reichlich Unterschriften gesammelt haben. Von wem? Wissen sie nicht mehr – ist ihnen auch egal.
Das Abendblatt hat den Test gemacht und einer Auswahl von zwölf Besuchern acht Bilder von direkt für das Hauptfeld qualifizierten Spielern gezeigt. Das waren Deutschlands Nummer eins Philipp Kohlschreiber (Nr. 22/Augsburg), der an zwei gesetzte Benoit Paire (Nr. 23/Frankreich), Pablo Cuevas (Nr. 24/Uruguay), Nicolas Almagro (Nr. 44/Spanien), der Gewinner von 2013, Leonardo Mayer (Nr. 109/Argentinien), Mischa Zverev (Nr. 141/Hamburg), Nicolas Kicker (Nr. 144/Argentinien) und der 17 Jahre alte Debütant Marvin Möller (kein ATP-Ranking/Hamburg).
Fernando Alonso am Rothenbaum?
Die meisten Tennistouristen suchen schon nach Ausreden, bevor sie überhaupt das erste Bild gesehen haben. „Wir sind hier, um die Atmosphäre aufzusaugen und gutes Tennis zu sehen“, erzählt ein Ehepaar, das extra aus Braunschweig angereist war. Immerhin Kohlschreiber erkennen die beiden. ´
Ein anderes junges Paar outet sich als „Eventgänger“. „Wir hatten Lust, etwas zu unternehmen“, sagt das Mädchen verlegen. Ihr ist es sichtlich unangenehm, dass sie weder selbst Tennis spielt noch sich für den Sport interessiert, und trotzdem auf der Anlage ist. Ihr Freund erkennt mit viel Mühe „Kohli“. Cuevas, der immerhin im Viertelfinale steht, hält er für Formel-1-Rennfahrer Fernando Alonso. Aber auch die selbsternannten Tennisfreaks sind ratlos beim Uruguayer. „Noch nie gesehen“, so lautet der allgemeine Tenor.
Das Fazit: Kohlschreiber ist in Hamburg bekannt – und war oftmals der Einzige, der auf den Bildern erkannt wurde. Ein Fan, der alle acht Spieler identifizieren konnte, war nicht dabei. Von Kicker und Cuevas haben die meisten noch nie etwas gehört.