Hamburg. Hamburger Tennis-Verband lädt am 25. Juni zum ersten Rollstuhltennis-Tag. Maximilian Grosser hofft auf rege Beteiligung.
„Maximum“ nennt er sich in seiner E-Mail-Adresse, und wahrscheinlich muss man gar nicht viel mehr wissen über Maximilian Grosser, um zu verstehen, warum er sein Handicap nicht als Behinderung versteht, sondern als Herausforderung. „Ich habe noch nie einen Sinn darin gesehen, mich unterkriegen zu lassen. Ich wollte immer kämpfen und mir meine Freiheiten bewahren“, sagt er. Kein Wunder also, dass der 30-Jährige zum Symbol eines Aufbruchs werden könnte, wenn der Hamburger Tennis-Verband (HTV) am 25. Juni (11 bis 16 Uhr) zum ersten Rollstuhltennis-Tag ins Aspria-Fitnesscenter am Rehagen in Hummelsbüttel lädt.
Dass er sich 2005 das Aspria aussuchte, mag Schicksal gewesen sein
Maximilian Grosser leidet an Cerebralparese, einer durch frühkindliche Hirnschädigung ausgelösten Bewegungsstörung. Nach der Geburt mussten er und sein Zwillingsbruder künstlich beatmet werden. Beim Bruder lief alles glatt, bei Maximilian fiel die Beatmungsmaschine aus. „Zufall“, sagt er, „einfach Pech gehabt.“ So nüchtern, wie diese Aussage klingt, scheint der gelernte Notarfachangestellte auch mit den Folgen des Unfalls umzugehen. Bis zu seinem sechsten Lebensjahr konnte er gar nicht laufen, dank der Doman-Delacato-Therapie schaffte er es danach aber zehn Jahre lang, ohne den Rollstuhl auszukommen, bis die hinteren Muskelsehnen in den Beinen mit dem Wachstum nicht mehr mithielten.
In dieser Zeit kam der Hummelsbüttler dank seines im Tennis aktiven Vaters mit seinem heutigen Lieblingssport in Berührung. Zwar konnte er nie Wettkämpfe bestreiten, wohl aber sich an der Ballwand die nötige Technik aneignen. Als seine Mobilität schlechter wurde, verlegte er sich auf Krafttraining im Aspria. „Wenn ich das nicht machen würde, könnte ich viele Alltagsdinge nicht mehr selbst erledigen“, sagt Grosser, der ein auf Handgas und Lenkkurbel umgerüstetes Auto fährt.
Sein Problem: Er hat keine Mitspieler
Dass er sich 2005 das Aspria aussuchte, mag Schicksal gewesen sein. Als Mike Ranfft, der im Hummelsbüttler Studio als Trainer arbeitet, von Grossers Tennisleidenschaft erfuhr, bot er ihm an, ihn in die Rollstuhlvariante des weißen Sports einzuführen. Seitdem hat der Linkshänder, der seinen Schläger stets in der Hand behält und nicht wie viele andere Rollstuhltennisspieler nach dem Schlagen in den Schoß legt, um beide Hände zum Manövrieren des Rollstuhls frei zu haben, großen Spaß an diesem Sport gefunden.
Sein Problem: Er hat keine Mitspieler. Im Einzugsgebiet des HTV (34.000 Mitglieder in 91 Vereinen) gibt es keinen einzigen registrierten Rollstuhltennisspieler, der Deutsche Tennis-Bund als weltgrößter Tennisverband führt auch nur 75 Aktive. „Ich würde sehr gern mehr spielen und auch Wettkämpfe bestreiten“, sagt Maximilian Grosser, der dann auch ein Argument hätte, den bislang von seiner Krankenkasse abgelehnten Sportrollstuhl bewilligt zu bekommen. „Das würde mir das Tennisspielen sehr erleichtern. Bislang muss ich mit meinem ganz normalen Rollstuhl klarkommen.“
Um Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich untereinander zu vernetzen, aber auch, um die generelle Nachfrage zu ermitteln, bietet der HTV nun den ersten Rollstuhltennis-Tag an, zu dem die Vereine in dieser Woche eingeladen werden. „Wir wollen Aufgaben im Bereich Inklusion übernehmen und als Vermittler zwischen Vereinen und potenziellen Spielern dienen. Der Rollstuhltennis-Tag soll ein Startschuss für eine regelmäßige Trainingsgruppe sein“, sagt HTV-Sportdirektor Julian Battmer. Maximilian Grosser hofft auf rege Beteiligung, um endlich auch in seinem Lieblingssport das Maximum aus sich herausholen zu können.