Madrid. Mit dem Titel „Krise total“ beschreibt das Sportblatt „Marca“ die Lage bei den Königlichen. Und deren Star Ronaldo gießt noch Öl ins Feuer.
Cristiano Ronaldo zieht über die Mitspieler her, Zinédine Zidane gibt die Titelhoffnungen auf, die Fans fordern den Rücktritt von Vereinspräsident Florentino Pérez: Die 0:1-Heimniederlage von Real Madrid gegen den Stadtrivalen Atlético hat den spanischen Fußballrekordmeister in eine schwere Krise gestürzt. „Real gleicht einem Gebäude, das in Flammen steht“, konstatierte die Sportzeitung „Marca“. „Es gilt die Devise: Rette sich, wer kann.“
Ein frustrierter Ronaldo goss nach der Schlappe noch Öl ins Feuer. „Wenn alle (Mitspieler) auf meinem Niveau wären, stünden wir an der Spitze“, erklärte der Portugiese nach der Partie. Angesichts des Wirbels, den „CR7“ mit dieser Äußerung auslöste, ruderte der Weltstar wenig später zurück. „Man hat mich falsch interpretiert“, beklagte Ronaldo. „Ich hatte mich nur auf die Fitness und die Verletzungen im Team bezogen. Ich bin nicht besser als meine Mitspieler.“
Nach der Niederlage am Samstag im Duell der Verfolger muss Real (54 Punkte) als Tabellendritter hinter Atlético (58) sogar um die Vizemeisterschaft bangen. Der FC Barcelona (63) hatte am Sonntagabend noch die Chance, mit einem Sieg über den FC Sevilla den Vorsprung vor dem Erzrivalen Real auf 12 Punkte auszubauen. „Die Meisterschaft ist für uns gelaufen“, räumte Real-Trainer Zidane ein.
Zidane-Effekt wieder verpufft
Der frühere Weltklassespieler hatte bei seinem Amtsantritt Anfang Januar dem Team um Weltmeister Toni Kroos neuen Schwung und neue Spielfreude eingehaucht. Aber der „Zidane-Effekt“ ist nach nicht einmal zwei Monaten schon wieder verpufft. Der Franzose wirkte nach seiner ersten Niederlage als Real-Trainer blass und ernst. Er hat sein Lächeln verloren, aber er nahm kein Blatt vor den Mund. „Ein Derby auf diese Weise zu verlieren, ist scheiße“, schimpfte „Zizou“ und hielt seinen Spielern vor, es an der Einstellung fehlen gelassen zu haben. „Man hätte mehr rennen müssen.“
Zahlreiche Real-Fans verließen vor dem Abpfiff enttäuscht das Bernabéu-Stadion, andere forderten mit Sprechchören „Florentino, dimisión!“ den Rücktritt des Vereinspräsidenten. Die Königlichen hatten dem kampfbetonten Stil des Atlético-Teams wenig entgegenzusetzen. Sie agierten planlos und wirkten beinahe etwas abwesend.
Kroos konnte das Angriffsspiel nicht beleben. „Ihm unterliefen unverzeihliche Ballverluste“, hielt „Marca“ dem früheren FC-Bayern-Profi vor. Der Kolumbianer James Rodríguez, die Entdeckung der WM 2014, war ein Totalausfall, wurde nach weniger als einer Stunde ausgewechselt und mit einem Pfeifkonzert in die Kabinen verabschiedet.
In Madrid war es früher quasi Tradition gewesen, dass Atlético die Punkte im Bernabéu-Stadion ablieferte. Dies hat sich von Grund auf geändert. Von den sieben letzten Derbys in der Real-Arena gewannen die Weißen nur eines. Noch bitterer für die Königlichen ist es, dass sie in dieser Saison bereits im Februar in der Meisterschaft und im Pokal aus dem Rennen sind. Ihre Hoffnungen konzentrieren sich jetzt ganz auf die Champions League. „Nach dem, was wir im Derby gegen Atlético gesehen haben, fällt es jedoch schwer, an einen Erfolg zu glauben“, gab das Sportblatt „As“ zu bedenken.
Nationalspieler Shkodran Mustafi verlor mit dem FC Valencia am Sonntag daheim 0:3 gegen Athletic Bilbao, das im März auch Achtelfinal-Gegner in der Europa League ist.