Die Schiedsrichter stehen mal wieder im Mittelpunkt. Vereinsfunktionäre fordern Maßnahmen - manche rufen nach technischen Hilfsmitteln.
Stuttgart. Die Debatte um Schiedsrichterentscheidungen in der Bundesliga reißt nicht ab. Nachdem der 1. FC Köln am Sonnabend beim 0:0 gegen 1899 Hoffenheim in zwei strittigen Situationen keinen Elfmeter bekommen hatte, fordert Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke einen Runden Tisch mit Trainern, Spielern, Managern und Unparteiischen. „Es muss eine Diskussion auf Augenhöhe sein. Offen und ehrlich. Die Schiedsrichter müssen ihre Probleme benennen“, sagte Schmadtke im Fachmagazin Kicker.
Am Wochenende gab es weitere fragwürdige Entscheidungen. So ärgerte sich Bayer Leverkusen über eine nicht geahndete Abseitsstellung vor dem 0:1 beim 1:2 in Wolfsburg. „Wenn uns am Ende ein Punkt zur Champions-League-Teilnahme fehlt, kostet uns das 15 bis 20 Millionen Euro“, sagte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade. „Fußball ist ein Spiel, bei dem es um viel Geld geht. Deshalb sollte es so gerecht wie möglich gemacht werden.“ Schade plädierte dafür, dass „alle technischen Möglichkeiten eingesetzt werden, die anwendbar sind“.
Derartige Hilfsmittel können derzeit allerdings noch gar nicht auf nationaler Ebene eingeführt werden. Ende Februar hatte das für Regelfragen zuständige International Football Association Board IFAB eine schnelle Entscheidung zur Videotechnologie abgelehnt. Das Gremium hatte mehr Informationen über ein Pilotprojekt des niederländischen Verbands angefordert, um über ein solches Experiment entscheiden zu können.
Auch der HSV wurde benachteiligt
„Ich weiß nicht, ob der Videobeweis helfen würde, man müsste es vielleicht ausprobieren“, sagte der ehemalige Nationalteamkapitän Philipp Lahm am Montag. „Ich weiß nicht, ob der Zuschauer will, dass das Spiel so oft unterbrochen wird.“ Insgesamt sei es ein schwieriges Thema, selbst bei Ansicht von TV-Bildern seien nicht alle Situationen eindeutig. „Die Bundesliga gibt es über 50 Jahre und ich glaube es wurde immer so diskutiert“, sagte Lahm.
In den Niederlanden wird ein fünfter Offizieller getestet, der in einem Übertragungswagen alle Kamerabilder betrachtet und die Kommunikation der Unparteiischen hören kann. Wenn das IFAB zustimmt, kann der Video-Referee zukünftig auch mit dem Schiedsrichter auf dem Feld sprechen. Das IFAB wird bei seiner kommenden Sitzung im März erneut über das Thema befinden.
In der Bundesliga wurde auch der HSV nach dem 1:2 gegen Hannover 96 benachteiligt. Gleich zwei Elfmeter hätte es für den Dino geben müssen. „Das Spiel ist anspruchsvoller geworden, man muss sich fragen, ob es irgendwann sinnvoll ist, technische Hilfsmittel hinzuzunehmen. Reklamieren bringt nichts“, sagte HSV-Sportdirektor Peter Knäbel im NDR.
Niersbach lehnt Videobeweis ab
In der Bundesliga hatte es in dieser Saison schon mehrfach Diskussionen um den Videobeweis gegeben. Am 9. Spieltag hatte Hannovers Leon Andreasen den Ball mit dem Oberarm ins Tor befördert und seiner Mannschaft dadurch einen 1:0-Auswärtssieg in Köln beschert. Am 4. Spieltag gab es bei der Heimpartie des FC Bayern gegen den FC Augsburg kurz vor Schluss einen fragwürdigen Strafstoß für die Gastgeber - dem Thomas Müller zum Siegtreffer verwandelte.
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach lehnte seinerzeit die Einführung des Videobeweises im Fußball ab. „Der Videobeweis führt doch nicht zum Erfolg. Es gibt jedes Wochenende fünf andere Szenen. Der Videobeweis wird nie kommen, weil es so viele strittige Szenen gibt“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes.
Auch Felix Magath kann die Debatte um einen möglichen Videobeweis nicht nachvollziehen - aber aus einem anderen Grund: „Kritikern, die den Einsatz moderner Hilfsmittel weiterhin mit dem Verweis darauf ablehnen, dass auch mit Einsatz eines Videoschiedsrichters nicht 100 Prozent aller Szenen eindeutig aufgeklärt werden können, sei die Frage gestellt: Verzichten wir im Auto auf Gurt oder Airbag, weil auch sie Verkehrsopfer nicht gänzlich ausschließen können“, schrieb der 62-Jährige in seiner Express-Kolumne.
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