Karlsruhe/Berlin/Hamburg. Fische fangen mit bloßen Händen, Sprüche klopfen gegen die Elite: Am Sonnabend wird es ernst für Deutschlands neue Box-Hoffnung.
Seine K.o.-Quote ist enorm, seine Sprüche sind immer cool, und die Trainingsmethoden erinnern an die Rocky-Filme: Vincent Feigenbutz ist der neue Shooting-Star des deutschen Boxens. Der "K.o.-Prinz" gilt bereits im Alter von 20 Jahren als neuer Hoffnungsträger einer taumelnden Sportart. Am Sonnabend steigt der Karlsruher in seiner Heimatstadt (22.30 Uhr/Sat.1) erstmals als TV-Hauptkämpfer in den Ring.
"Das wird für mich ein Kampf wie jeder andere zuvor. Ich geh in den Ring und hau ihn um", sagt der Interims-Weltmeister über seinen Gegner Giovanno de Carolis aus Italien. In Karlsruhe bestreitet der Kraftprotz mit dem Bubigesicht bereits seinen 22. Profi-Kampf. Mit 16 war er schon Profi, hat 19 seiner 21 Kämpfe durch K.o. gewonnen - neun Gegner haben nicht mal die erste Runde überstanden.
Maske adelt Feigenbutz bereits
Die Szene ist begeistert. "Er erinnert mich an den jungen Mike Tyson", sagt Ex-Champion Henry Maske. Nicht umsonst trägt Feigenbutz den Kampfnamen "Iron Junior". Kult-Trainer Ulli Wegner schleppt sich am Sonnabend extra zum Ring, er sitzt nach einem Achillessehnenriss im Rollstuhl in der ersten Reihe. "Vincent ist bissig, sehr ehrgeizig und fleißig", sagt Wegner über den Youngster.
Und Feigenbutz ist ein Großmaul - das hilft bekanntlich in der Branche. Nach dem Motto "Keine Angst vor niemandem" haut er wie kein Zweiter Sprüche raus. "Ich denke mal, ich hau den Abraham um", sagte der Super-Mittelgewichtler (bis 76,2 kg) über den aktuellen WBO-Champion seiner Klasse. "Nicht so eine große Klappe haben", ermahnt Abraham den frechen Emporkömmling. Doch der gibt keine Ruhe: "Ich mische das Super-Mittelgewicht auf und will alle Titel."
Beinharte Trainingsmethoden
Legendär sind seine Trainingsmethoden. Vor jedem Kampf reist Feigenbutz zum Überlebenstraining in die slowenischen Berge. Dort besitzt sein Manager und Entdecker Rainer Gottwald ein Hotel. Feigenbutz muss Holz hacken, mit bloßen Händen Fische fangen oder eine Nacht in freier Wildbahn verbringen. Auch zog er schon seinen Trainer in einem Schlitten bei Eiseskälte über die schneebedeckte Hochebene.
Solche Geschichten helfen, die Popularität des Feinmechaniker-Azubis der Karlsruher Stadtwerke zu steigern. Gottwald denkt sogar schon an die Weltkarriere. "Ich glaube nicht, dass viele Boxer täglich so viel Post und Emails erhalten wie Vince", sagt der Zwei-Meter-Mann. Für das deutsche Boxen ist "Prince Vince" in Zeiten langatmiger Klitschko-Kämpfe die große Hoffnung, beim neuen TV-Sender Sat.1 endlich den Durchbruch zu schaffen.
Den traut ihm auf jeden Fall auch Regina Halmich zu, die den Grundstein für ihr Karriere wie Feigenbutz im Box-Gym in Karlsruhe-Daxlanden legte. "Er hat auf jeden Fall alles, was ein guter Boxer benötigt", sagte die mehrfache Weltmeisterin in einem Interview mit boxen1.com.
WBA sichert regulären WM-Kampf zu
Sein größter Traum ist es, jüngster deutscher Weltmeister der Geschichte zu werden. Er war schon nah dran, hatte einen unterschriebenen Vertrag mit WBA-Weltmeister Fedor Tschudinow in der Tasche, doch dann zog der Russe ein Re-Match gegen Felix Sturm (Köln) vor, das laut WBA bis Ende Januar ausgetragen werden muss.
Nach langem Streit hat man nun einen Kompromiss gefunden. Tschudinow boxt gegen Sturm, und der Sieger muss bis Ende April 2016 gegen Feigenbutz antreten. Der hätte dann bei einem Sieg immer noch die Rekordmarke von Graciano Rocchigiani (mit 24 Weltmeister) gebrochen.
Auch vor Sturm zeigt Feigenbutz keinen Respekt. "Sein Saubermann-Image kann er sich in den Keller hängen", sagt der Durchstarter mit der 80er-Jahre-Frisur. Außerhalb des Boxens gilt Feigenbutz allerdings als genügsam und ruhig, er hält sich auch noch von der Damenwelt fern. "Für ihn gibt es nur Boxen und Angeln", behauptet Gottwald: "Er braucht keine Freundin, das kommt alles später."