Bochum. Auf einer Pressekonferenz hielt Bochums Trainer eine Wutrede gegen Journalisten. Der Niederländer benutzte dabei auch Schimpfwörter.
Die Beschimpfungen gegen die Bild-Zeitung ziehen für Trainer Gertjan Verbeek vom Fußball-Zweitligisten VfL Bochum keine ernsthaften Konsequenzen durch den Verein nach sich. Die beiden Vorstandsmitglieder Christian Hochstätter und Wilken Engelbracht übermittelten in einer offiziellen Stellungnahme Verbeeks Entschuldigung, betonten allerdings: "Die Kernaussagen bleiben davon aber unberührt, und in dieser Sache hat Gertjan Verbeek unserer Meinung nach vollkommen recht."
Auch Verbeek bekräftigte in einem ersten Statement beim niederländischen Sender Fox Sports: "Ich stehe weiter hinter meiner Botschaft", Kritik an der Form könne er jedoch nachvollziehen. "Ich will immer mit gutem Beispiel vorangehen, daher muss ich wohl sagen, dass ich zu weit gegangen bin", sagte Verbeek. Auch die Sprachbarriere habe dazu beigetragen.
In der turnusmäßigen Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel des Tabellenführers bei Arminia Bielefeld war der 53 Jahre alte Niederländer am Montag ausgerastet und hatte der Boulevard-Zeitung vorgeworfen, "Scheiße" zu schreiben. Die Tirade gipfelte in der Aussage: "Ihr seid ja Arschlöcher, das seid ihr!" In der Stellungnahme vom Dienstagmittag äußerte sich Verbeek selbst zunächst nicht, für ihn sprachen Hochstätter und Engelbracht.
"Fußball lebt von Emotionen, die manchmal in Aussagen gipfeln, die zwar Anklang und Nachhall finden, zuweilen in der Tonalität aber danebenliegen. Auf der gestrigen Pressekonferenz sind solche Äußerungen gefallen", schrieben die VfL-Vorstände am Dienstag: "Wir haben mit unserem Cheftrainer Gertjan Verbeek darüber im Laufe des Tages noch gesprochen, und er hat eingeräumt, dass die verwendeten Kraftausdrücke sicher nicht die richtige Wortwahl waren. Auch wollte er niemanden persönlich beleidigen. Dafür entschuldigt er sich."
Stein des Anstoßes war eine Bild-Geschichte mit der Schlagzeile: "Verbeek spricht vom Meistertitel" - was er bei Sport1 tatsächlich getan hatte. Nach dem 1:1 des Tabellenführers im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf sagte Verbeek: "Wir sind angetreten, um Meister zu werden. Die Ambition muss immer sein, raus aus der 2. Liga und aufsteigen in die erste, aber das wird schwer." Bild berief sich auf diese Aussagen.
Verbeek aber fühlte sich falsch verstanden und versuchte, in seiner Wut nach Worten suchend, den Unterschied zwischen Zielen und Ambitionen zu erklären: "Eine Ambition ist etwas, das mal vorbeikommen kann. Ein Ziel ist etwas, dafür spielt man."
Verbeek war schon im März 2014 als Coach des 1. FC Nürnberg mit einer Verbalattacke aufgefallen. Nach einer 0:1-Niederlage beim SC Freiburg griff er seinen Kollegen Christian Streich an und boykottierte die Pressekonferenz.
Gertjan Verbeeks Aussagen aus der Pressekonferenz in Bochum am Montag im Wortlaut
"Das ist so unglaublich kindisch von Bild, immer wieder so zu schreiben! Jeder Sportler, der talentiert ist, soll sagen: 'Ich will Meister werden'. Wenn aber das Talent noch nicht reicht, bei Bayern München zu spielen, und man spielt beim VfL, dann wird man fast nie Meister. Man muss immer als Klub die Ambition haben, Meister zu werden, jedes Jahr, ob man in der dritten, zweiten oder ersten Liga spielt. Die Ambition des VfL ist, den Aufstieg zu machen, das kann man erreichen als Meister, Zweiter oder Dritter. Wir wollen kein Ziel ausgeben, das ärgert die Bild, und darum schreiben sie so. Ich habe nicht gesagt, dass wir Meister werden. Jeder sieht, dass wir die Qualität nicht haben, um Meister zu werden. Jeder sieht, dass vier, fünf Mannschaften mehr Möglichkeiten haben ... Also was wollt ihr, Bild? Warum schreibt ihr immer so eine Scheiße? Warum spielt ihr immer zwei Parteien gegeneinander aus? Selbst mit Flüchtlingen dazwischen - ihr seid ja Arschlöcher, das seid ihr! ... Und ihr lügt auch noch! Wir wollen gerne den Aufstieg machen, aber das Ziel ist nicht, den Aufstieg zu machen. Das ist etwas ganz anderes. Eine Ambition ist etwas, das mal vorbeikommen kann. Ein Ziel ist etwas, dafür spielt man."