Hamburg. Zehn Akteure haben den Verein verlassen. Dazugekommen sind vor allem englische B-Kader-Nationalspieler.
Die Amtssprache ist immer noch Pfälzisch, und das wird sich auch nie ändern bei den Hockeyherren des Harvestehuder THC, so lange Christoph Bechmann ihr Cheftrainer ist. Schließlich ist die südwestdeutsche Mundart die einzige Sprache, die der Coach laut eigener Aussage perfekt beherrscht. Ansonsten allerdings muss man nach Konstanten im Lager der Schwarz-Gelben schon genau suchen, wenn an diesem Wochenende die Bundesliga-Feldsaison 2015/16 mit Heimspielen gegen den Nürnberger THC (Sa., 14 Uhr) und Uhlenhorst Mülheim (So., 11.30 Uhr, beide Barmbeker Straße) beginnt.
Nach Jahren großen Erfolgs, gekrönt 2014 mit den Europapokalsiegen in Halle und Feld und dem deutschen Feldmeistertitel, hat der aktuelle Hallenchampion in diesem Sommer einen extremen Umbruch vollzogen. Zehn Akteure, darunter mit dem langjährigen Kapitän Christopher Borchard, dem deutschen Nationalspieler Moritz Polk (zum Uhlenhorster HC), dem schwedischen Internationalen Johan Björkman (HC Rotterdam) und Österreichs Ausnahmekönner Benjamin Stanzl (Oranje Zwart Eindhoven) absolute Leistungsträger, haben den Verein verlassen.
Dazugekommen sind mit den englischen B-Kader-Nationalspielern George Farrant, Brendan Creed und David Goodfield, dem Neuseeländer Oliver MacIntyre oder dem Waliser Mark Whatling Neulinge, die Bechmann nicht nur dazu zwingen, das Pfälzische bisweilen durch Englisch zu ersetzen, sondern deren Leistungsstand nicht abschließend zu beurteilen ist. „Wir wissen derzeit nicht, wo wir stehen, deshalb kann ich auch kein konkretes Saisonziel nennen“, sagt Bechmann, der Platz vier und damit das Erreichen der Final-Four-Endrunde allerdings nicht für unrealistisch hält.
Den Abgang Stanzls, der das HTHC-Spiel über Jahre geprägt hatte, will das Team im Kollektiv auffangen. Dank des Zugangs von Felix Mathes aus Nürnberg, der mit den Engländern Creed und Farrant in der Verteidigung bereits blendend harmoniert, kann Welthockeyspieler Tobias Hauke aus der Abwehr wieder auf die Stanzl-Position rücken. „Dennoch werden wir sicherlich taktisch etwas anders spielen als zuletzt“, sagt Bechmann, „außerdem haben nun Spieler wie Finn Köhler oder Paul Pongs Gelegenheit, sich aus dem Schatten Stanzls herauszuspielen.“
Doch nicht nur die Herren des HTHC stehen vor einem Neubeginn. Auch die nur knapp dem Abstieg entronnenen Damen, die gegen den Münchner SC (Sa., 17 Uhr) und Eintracht Braunschweig (So., 14 Uhr) in die Saison starten, haben eine enorme Personalrochade zu verarbeiten. Der wichtigste Neuzugang ist allerdings nicht im Kader, sondern auf der Bank zu finden. Tomasz Laskowski, 41, der sich als Nationalcoach der österreichischen Herren einen Namen gemacht hat und diese auch weiterhin betreut, hat den Posten von André Otten übernommen.
Der gebürtige Pole hat seinen Ruf als harter Hund bereits hinlänglich bestätigt, ist von der Einstellung seiner Spielerinnen aber bislang begeistert. „Ich bewundere sie dafür, dass sie mein hartes Programm annehmen“, sagt er. Sein Ziel hat er klar definiert: „Ich bin Realist und weiß, dass mein Team durchschnittlich ist. Wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben und ab und an einen Großen ärgern. In ein paar Monaten soll man meine Handschrift erkennen können.“
HTHC-Präsident Cito Aufenacker will dem Umbruch in beiden Leistungsteams die notwendige Zeit geben. Nachdem er im vergangenen Jahr mit sehr optimistisch formulierten Saisonzielen vor allem bei den Damen angeeckt war, hat er für die anstehende Spielzeit nur einen Wunsch: „Wir wollen alle zusammen viel Spaß haben und gemeinsam so viele Punkte wie möglich feiern“, sagt er.