Hamburg. Abenteuer Bundesliga: Die Hockeydamen des Hamburger Traditionsclubs Großflottbeker THGC spielen erstmals seit 2003 wieder erstklassig.
Was es bedeutet, in der Bundesliga zu spielen, das musste Michael Behrmann den Verantwortlichen des Großflottbeker THGC in den vergangenen Wochen erst einmal nahe bringen.
Dass man eine professionelle Anzeigetafel benötigt, zum Beispiel. Oder dass die Reisen länger und damit teurer werden. In der Zweiten Liga ging es zweimal in den Westen, nun muss man nach München und Mannheim, Köln, Düsseldorf, Braunschweig und Berlin. Der Etat muss verdoppelt werden, um die Rahmenbedingungen zu erfüllen, damit das erste Jahr im Oberhaus seit 2003 für die Hockeydamen des Traditionsclubs aus dem Hamburger Westen nicht zu einem Himmelfahrtskommando wird.
Aber Behrmann, der von 2006 bis 2012 Bundestrainer der deutschen Damen war und beim GTHGC in seine dritte Saison als Chefcoach geht, ist mit seinen Anregungen auf offene Ohren gestoßen. Die Euphorie, die der Aufstieg im Verein ausgelöst hat, konnte über den Sommer konserviert werden, und so ist die Vorfreude auf den 19. September riesig. Dann nämlich läuft um 15.30 Uhr mit Rot-Weiß Köln einer der Topclubs der vergangenen Jahre an der Otto-Ernst-Straße auf. Einen Tag später geht es um 11.30 Uhr gegen Hallenmeister Düsseldorfer HC. Behrmann findet, dass das genau die richtigen Gegner für den Auftakt sind. „Dann wissen wir sofort, wo wir stehen, müssen aber nicht gleich gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt ran, was den Druck etwas mindert“, sagt der 48-Jährige.
Dass es im ersten Jahr lediglich darum geht, den Abstieg zu vermeiden, verhehlt in Großflottbek niemand. Dass man es schaffen kann, sich in der Liga zu etablieren, daran zweifelt allerdings auch keiner. „Wir haben eine richtig gute Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und hungrigen Talenten“, sagt Behrmann, der bei der Kaderzusammenstellung darauf geachtet hat, Spielerinnen zu holen, die für mehrere Jahre zur Verfügung stehen. „Wir wollen hier kontinuierlich etwas aufbauen“, sagt er.
Die Abgänge der Toptalente Amelie Wortmann, die die Hinrunde wegen eines College-Aufenthalts in Kanada verpassen wird, und der maßgeblich am Aufstieg beteiligten Torhüterin Noelle Rother (Stipendium an einer US-Universität) glaubt Behrmann adäquat auffangen zu können. Mit Victoria Kammerinke, 18, konnte eine der aktuellen U-21-Nationalkeeperinnen verpflichtet werden, die in Hamburg eine Tischlerlehre beginnt. Wortmanns Position als Spielgestalterin soll India Kühnemann, 19, übernehmen, die ebenfalls in der U21 spielt und in Hamburg ein Studium aufnimmt. Großes erwartet Behrmann zudem von Abwehrspielerin Laura Fee Hahnefeldt, 24, die nach vier Jahren Studium in den USA zurückkehrte, und der österreichischen Auswahlstürmerin Lisa Steyrer, 20.
Geführt wird die Mannschaft von den Kapitäninnen Franziska Schwab, 26, und Carla Binnewies, die mit 29 Jahren die älteste Akteurin im Talentschuppen ist. Besonders froh ist Behrmann, dass ihm mit Malte Pingel, 29, ein Co-Trainer assistiert, der zwar selbst noch für den THK Rissen in der Zweiten Liga spielt, sich aber mit hohem Einsatz in die Trainingssteuerung einbringt.
Pingels Verpflichtung war ebenfalls eine Reaktion auf den Aufstieg. Zudem plant der Verein einen zweiten Kunstrasen mit Trainingsbeleuchtung, um den Trainingsbetrieb einer der größten Jugendabteilungen in Hamburg zu intensivieren und den Bundesligateams leistungsgerechte Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Scheint also, als hätten beim GTHGC alle verstanden, was es bedeutet, in der Bundesliga zu spielen.