Hamburg. Freud und Leid eines Pokalhits: Wie sich der HSV Barmbek-Uhlenhorst auf das Match gegen den SC Freiburg vorbereitet.
Für Barmbeks Torwart André Tholen ist der Fall klar. „Freiburg ist eher schlagbar als Bayern. Wir wollen gewinnen.“ Der 31-Jährige wirkte selbstbewusst vor einer ganz besonderen Premiere des Vereins: Im Edmund-Plambeck-Stadion (14.30 Uhr, Ochsenzoller Str. 58) empfängt der Oberligist und Amateurpokalsieger HSV Barmbek-Uhlenhorst (BU) Zweitligaclub SC Freiburg. Es ist das erste DFB-Pokalspiel des Clubs.
Launige Ansagen durften im Vorfeld deshalb nicht fehlen. „Wir werden keinen eigenen Bus vor dem Tor parken“ und „Wir werden nicht nur die Bälle über die Zäune knallen“, kündigte Trainer Frank Pieper-von Valtier an. Mit schnellem Umschaltspiel sollen seine Jungs die Sensation schaffen. Präsident Frank Meyer flachste mit Freiburgs Team-Koordinator Torsten Bauer, die Gäste könnten gerne, wie ursprünglich geplant, per Bahn und nicht mit dem Flugzeug anreisen. „Dann würden sie vor dem Elfmeterschießen zurückfahren müssen, aber wir wären ihnen nicht böse“, erklärte Meyer.
Natürlich nur Geplänkel. Freiburg nimmt die Partie sehr ernst, schickte sogar Co-Trainer Patrick Baier als „Spion“ zum Spiel Barmbeks gegen Altona. Und bei genauerer Analyse, was es bedeutet, als Amateurclub im DFB-Pokal zu stehen, wird schnell deutlich: Es ist nicht alles nur spaßig, sondern vor allem arbeitsintensiv.
Die Geldfrage wurde schnell entschieden. Die Zuschauereinnahmen werden durch die Teilung der Eintrittsgelder (Stehplatz: 15 Euro/12 Euro ermäßigt/Sitzplatz: 30/25) mit Freiburg und den Kosten für die Austragung des Spiels aufgebraucht. Von den 138.000 Euro Antrittsgeld (brutto) soll die Mannschaft nach Abendblatt-Informationen 35.000 Euro erhalten. „Den Rest werden wir in Trainingsmaterialien, unser neues Vereinsheim und Zuschüsse für die Abteilungen stecken. Außerdem bilden wir Rücklagen“, sagt Präsident Frank Meyer. Teure Neueinkäufe leistete sich der Club nicht, die Regionalliga ist weiterhin kein Thema.
So harmonisch die Gespräche im Club verliefen, so konfliktbereit zeigte sich der Barmbeker Vorstand beim Spielort. Die Wahl fiel auf das Edmund-Plambeck-Stadion in Norderstedt, nicht auf Victorias Hoheluft. Norderstedt habe ein schöneres Stadion, sei gut erreichbar und verlange weniger Stadionmiete. Ein DFB-Pokalspiel von BU in Schleswig-Holstein? Das ärgerte manchen Fan des Traditionsclubs. Aber die Rechnung scheint aufzugehen. „3700 von 4700 Karten sind verkauft. Wir glauben an eine volle Hütte“, sagt Meyer. Der Ärger sei verraucht. „Unsere Fans haben das Recht zur Kritik. Einige sind nach Norderstedt gefahren, um das Stadion zu besichtigen. Es soll ihnen gefallen haben. Die Kritik hat sich beruhigt.“
Die genaue Zuschauerzahl wird von großem Interesse sein. Schließlich könnte Victoria sein Monopol als Stadionvermieter im DFB-Pokal verlieren, wenn Norderstedt künftig als Mitbewerber auftritt. Die Auflagen lassen sich dort jedenfalls genauso erfüllen wie bei Victoria. „Wir haben 160 Seiten an Durchführungsbestimmungen vom DFB erhalten. Unfassbar viel Papier“, erinnert sich Meyer. Nach der Lektüre gingen er und seine neun ehrenamtlichen Mitarbeiter ans Werk.
Workshop beim DFB in Frankfurt, Sicherheitsbesprechung mit Stadt, Polizei und Feuerwehr, Beauftragung eines Sicherheitsdienstes, einer Gerüstbaufirma zum Aufbau der Stadionpodeste für die Kameras, Anschaffung eines mit 800 Liter Diesel betriebenen Notstromaggregats, Stadionbesichtigung mit dem DFB und TV-Sender Sky. Dazu Absprachen bezüglich des Gästekontingents (700) und des Essens (BU hat Freiburg einen Caterer besorgt).
Barmbeks Ausrüster Puma entwarf ein Pokaltrikot, denn die Werbefläche für Sponsor Bursped war acht Quadratzentimeter größer als erlaubt. Das Problem der elektronischen Anzeigetafel lösen die Freiburger: Sie bringen eine mit. Eine Imagekampagne – BU erhielt etliche Angebote – lehnte der Verein ebenso ab wie die Bitte von Sky, die Kabinenansprache des Trainers zu filmen. Dafür persiflierte Amin Ahmed Freiburgs Trainer Christian Streich gekonnt auf Facebook.
Auch Vorstandsmitglied Volker Brumm erlebte bei der Pressearbeit neben dem Bearbeiten von Dutzenden Anfragen (44 Akkreditierungswünsche bei nur acht Pultplätzen) spaßige Momente. So schlug der DFB als Hashtag für Twitter pro Mannschaft ein Kürzel vor. HSV Barmbek-Uhlenhorst gegen den SC Freiburg? Für den DFB ein klarer Fall: HSV gegen SCF! „Ich habe den DFB höflich darauf hingewiesen, dass wir nicht mit diesem nicht ganz unbedeutenden Bundesligisten in Hamburg verwechselt werden möchten“, so St.-Pauli-Fan Brumm. So erhielt BU das Kürzel BUH, und ein weiteres von unzähligen Details war abgehakt. So blieb nur noch eines offen: das Abarbeiten von Torwart Tholens Ansage.