Hamburg. Nach 72 Minuten besiegte der ehemalige Weltranglisten-Erste Pablo Cuevas aus Uruguay mit 6:3 und 6:2.
Mit Schwerstarbeit ins Halbfinale: In einem zähen Grundlinienduell hat sich der topgesetzte Spanier Rafael Nadal beim ATP-Turnier am Hamburger Rothenbaum für die Vorschlussrunde qualifiziert. Nach 72 Minuten besiegte der ehemalige Weltranglisten-Erste Pablo Cuevas aus Uruguay mit 6:3 und 6:2, das Ergebnis war klarer als der wirkliche Spielverlauf.
Wie schon an den Vortagen machte sich die aktuelle Nummer zehn der Weltrangliste das Leben mit vielen unerzwungenen Fehlern schwerer als nötig. Der 29 Jahre alte Katalane konnte von Glück sagen, dass sein gleichaltriger Kontrahent ebenfalls immer wieder unkonzentriert leichte Bälle verschlug und die nötige Konstanz vermissen ließ.
"Ich habe versucht, ein bisschen konstanter als an den ersten Tagen zu spielen. Es hat schon ganz gut geklappt. Vielleicht lag es am Sonnenschein, der mich an meine Heimat Mallorca erinnert hat", sagte Nadal anschließend mit einem Augenzwinkern.
Dass aber auch der Superstar Nadal noch nach einer brauchbaren Form sucht, bestätigte vor der Partie sein Trainer Toni Nadal: "Gesundheitlich geht es Rafael viel besser als in der jüngeren Vergangenheit. Aber in den entscheidenden Momenten hat er zurzeit immer ein bisschen Angst."
In der Vorschlussrunde wird der Hamburg-Sieger von 2008 auf den Italiener Andreas Seppi treffen. Der an Nummer vier gesetzte 31-Jährige kam gegen seinen Landsmann Simone Bolelli (Magen-Darm-Probleme) kampflos weiter. Erstmals in dieser Woche konnte das Dach auf dem mit 7500 Zuschauern ausverkauften Centre Court der Rothenbaumanlage geöffnet bleiben, es fiel kein Regen.
Mit Florian Mayer war schon am Donnerstag im Achtelfinale der letzte deutsche Tennisprofi ausgeschieden. Der Bayreuther musste sich Seppi mit 6:4, 2:6 und 3:6 geschlagen geben.
Bereits am frühen Nachmittag hatte Qualifikant Lucas Pouille aus Frankreich erstmals in seiner Karriere das Halbfinale eines ATP-Turniers erreicht. Der 21-Jährige setzte sich in der Runde der letzten Acht gegen seinen Landsmann Benoit Paire in nur 54 Minuten mit 6:3 und 6:2 durch. Paire hatte am vergangenen Sonntag das Turnier im schwedischen Bastad gewonnen.
Pouille trifft in der Vorschlussrunde am Samstag auf Fabio Fognini. Der an Nummer acht gesetzte Italiener besiegte Aljaz Bedene aus Großbritannien nach 89 Minuten mit 6:4 und 7:5.
DTB-Boss geht auf Stich zu
Derweil setzt der seit November 2015 amtierende DTB-Präsident Ulrich Klaus nach Jahren der Eiszeit zwischen dem Deutschen Tennis-Bund (DTB) als Lizenzinhaber und der ausrichtenden Agentur HSE um Turnierdirektor Michael Stich auf Entspannung. „Wir als DTB lieben den Rothenbaum, es ist noch immer unser Turnier“, sagte Klaus, der seit Mittwoch und noch bis heute in Hamburg weilt. Das Verhältnis zu Stich, das vor allem unter der gegenseitigen Abneigung zwischen Klaus’ Vorgänger Karl Altenburg und Stich gelitten hatte, habe sich normalisiert. „Wir reden, wenn wir uns sehen, vor allem gehen wir respektvoll miteinander um“, sagte der 65-Jährige.
Kommentar: Armutszeugnis für deutsche Herren am Rothenbaum
Noch bis 2018 hat die HSE das Recht, das Turnier am Rothenbaum auszurichten, bezahlt dafür eine Lizenzgebühr und Stadionmiete an den Verband. Wie es danach weitergeht, soll 2016 besprochen werden. „Natürlich ist eine Verlängerung der Zusammenarbeit mit Michael Stich ein Thema. Aber wir müssen auch abwarten, welche Pläne die ATP hat“, sagte Klaus. Die Herrentennisorganisation kann nach 2018 über eine Neuordnung des Turnierkalenders entscheiden, dem DTB aber nicht einfach die Lizenz entziehen. Der noch immer schwelende Rechtsstreit um die Herabstufung des Traditionsevents vom Masters- zum aktuellen 500er-Status im Jahr 2009, der dem DTB bereits Anwaltskosten in Millionenhöhe beschert hat, steht laut Klaus kurz vor der außergerichtlichen Beilegung. „Innerhalb der nächsten zwei, drei Wochen können wir hoffentlich eine Einigung verkünden“, sagte er.
Die besten Bilder vom Rothenbaum-Turnier
Wie es mit den seit Jahren diskutierten Umbauplänen am Rothenbaum weitergeht, hängt maßgeblich von den Hamburger Olympiaambitionen ab. Sollte die Stadt sich erfolgreich für die Austragung der Sommerspiele 2024 bewerben, wird das olympische Tennisturnier am Rothenbaum ausgetragen. Dringend notwendige Sanierungsarbeiten am Dach über dem Centre-Court schiebt der klamme DTB seit Jahren auf, Investitionen in die Auffrischung der Anlage übernimmt die HSE als Mieter. „Wir erfüllen unsere Verkehrssicherungspflicht“, sagte Klaus, „über weitere Maßnahmen entscheiden wir gemeinsam mit allen Partnern, wenn die Olympiafrage geklärt ist.“