Hamburg. Florian Mayer verschafft den deutschen Startern beim Hamburger ATP-Turnier einen erfolgreichen Auftakt. Negativrekord bleibt dennoch.
Das ohnehin historisch dünne deutsche Teilnehmerfeld beim Tennisturnier am Rothenbaum erfährt vorerst keine weitere Ausdünnung: Florian Mayer hat die erste Runde beim ATP-Wettbewerb gemeistert. Der Bayreuther schlug am Montag in der ersten Runde den Spanier Albert Montañes mit 4:6, 6:2, 6:2. Dabei wog das Spiel hin und her, im dritten Satz gab Mayer zunächst eine 2:0-Führung her, ehe er das Match doch noch für sich entschied.
Mayer hatte nach seinem Jahr Zwangspause wegen einer Schambeinentzündung ähnliche Probleme wie bei seinem Erstrunden-Aus in Wimbledon: die Konstanz fehlte dem 31-Jährigen - dafür war dieses Mal der Kampfgeist in dem Match über 1:54 Stunden da. "In einigen Situationen fehlte mir noch die Spielpraxis, aber ich habe mich gut in das Match gekämpft", sagte Mayer nach der Partie bei Eurosport. Als nächstes warten entweder der Italiener Andreas Seppi oder der Slovake Martin Klizan.
Montañes hatte sich am Sonntag in der Qualifikation gegen Lokalmatador Mischa Zverev mit 6:0, 2:6, 6:4 durchgesetzt. Vor Mayer war am Montag bereits Jerzy Janowicz beim mit 1,4 Millionen Euro dotierten Sandplatzturnier in die zweite Runde eingezogen. Der Pole siegte im Auftaktmatch 6:4, 6:3 gegen Taro Daniel aus Japan.
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Negativrekord - nur drei Deutsche im Hauptfeld
Neben Mayer starten am Rothenbaum mit Philipp Kohlschreiber (31, Augsburg) und Alexander Zverev (18, Hamburg) nur zwei weitere einheimische Profis im Hauptfeld, so wenige wie niemals zuvor in der 109-jährigen Geschichte der Traditionsveranstaltung. Der bisherige Negativrekord datiert aus dem Jahr 2003, als vier Deutsche am Start waren. Relativierend muss allerdings gesagt werden, dass in diesem Jahr erst zum zweiten Mal nach 2012 nur 32 Spieler antreten.
Angesichts der schwächelnden Lokalhelden hält Patrik Kühnen, von 2003 bis 2012 Kapitän der deutschen Daviscupmannschaft und aktuell Turnierdirektor der BMW Open in München, die Verpflichtung von Rafael Nadal für immens wichtig. „Ich freue mich für die Organisatoren, dass es ihnen gelungen ist, Rafael als Zugpferd zu verpflichten“, sagt der 49-Jährige, der den Weltranglistenzehnten aus Spanien naturgemäß zum Topfavoriten erklärt. „Auch wenn Nadal zuletzt nicht in bester Form war, so ist er noch immer der beste Sandplatzspieler unserer Zeit“, sagt Kühnen. Allerdings hält er die Erstrundenhürde Fernando Verdasco für eine potenzielle Stolperfalle: „Die beiden haben sich schon einige enge Matches geliefert, da hätte es sicherlich leichtere Aufgaben gegeben.“
Im Doppel erwischte der Spanier schon mal keinen guten Start ins Turnier. An der Seite seines spanischen Landsmanns Jaume Munar verlor Nadal bereits im Achtelfinale gegen die an Nummer eins gesetzten Italiener Simone Bolelli und Fabio Fognini nach 72 Minuten mit 4:6 und 2:6.
Kühnen hat Zverevs Gegner auf dem Zettel
Als ärgste Rivalen für Nadal – oder Verdasco, sofern dieser seinen Landsmann bezwingt – hat Kühnen den Italiener Fabio Fognini, 2013 Sieger am Rothenbaum, sowie die Spanier Roberto Bautista Agut und Tommy Robredo ausgemacht. Robredo, der 2006 noch zu Masterszeiten in Hamburg triumphierte, muss allerdings in seinem Auftaktmatch am Dienstag Publikumsliebling Alexander Zverev bezwingen. Am Sonnabend standen sich die beiden noch im Halbfinale im schwedischen Bastad gegenüber. Robredo besiegte Hamburgs Toptalent, das 2014 sensationell das Halbfinale am Rothenbaum erreicht hatte, mit 6:3 und 6:4, scheiterte im Finale aber mit 6:7 (7:9), 3:6 am Franzosen Benoît Paire, der in Hamburg in Runde eins die deutsche Nummer eins Kohlschreiber fordert.
„Philipp ist aufgrund seiner Fähigkeiten immer zuzutrauen, sich in Hamburg bis ins Halbfinale durchzuspielen. Und für Alexander ist das Match gegen Robredo eine tolle Chance zur Revanche. Er hat sich in den vergangenen Monaten auf der ATP-Tour gefestigt und weiß, dass er mithalten kann. Warum sollte er Robredo bei seinem Heimturnier nicht schlagen können?“, fragt Kühnen. Mayer, der zum Auftakt auf Montanes trifft, wünscht er nach dessen einjähriger Verletzungspause (Schambeinentzündung) „ein paar gute Matches in Hamburg, damit er sein Selbstvertrauen zurückgewinnt“.