Hamburg. Der von verprellten HSV-Anhängern gegründete Verein feiert vor 750 Zuschauern eine spektakuläre Pflichtspielpremiere - und siegt sogar.
„Falken gegen Wespen, das klingt wie American Football. Es wird aber astreiner Amateurfußball!“ Das versprach Stadionsprecher Malte Poggensee, aber in Wahrheit war alles anders war als bei normalen Amateurpartien. Als die Mannschaften des HFC Falke und des SV West-Eimsbüttel zum Spiel in der ersten Runde des Oddset-Pokals einliefen, ertönten Falkenschreie aus den Lautsprechern. 750 Zuschauer sorgten für Gänsehaut-Stimmung. „Kämpfen und Glänzen“, so lautete das Motto einer Choreografie in Silber und Grau. Entsprechend lautstark war die Unterstützung. Man kennt sich ja auch aus alten, gemeinsamen HSV-Zeiten.
Viele Zuschauer hatten aber auch eine längere Anfahrt. „Beim Fußball geht es nur noch um Millionen. Das hier ist noch richtiger Fußball“, sagt Oliver Bruns, der extra aus Hannover angereist war und mit neu erstandenem blau-schwarz kariertem Falke-Trikot das Spiel verfolgte. Bereits jetzt hat der Verein sieben Fanclubs mit den klangvollen Namen Blaue Falken, Dicke Falken, Elbfront-Supporters, Falkenhorst Hamburg Süd, HFC Falke Fanclub Garmisch-Partenkirchen, Ohnsorg Falken, Ultras Nordfalken. Als besonderer Gast wurde David Uzan aus Jerusalem begrüßt, einer der Mitbegründer von Beitar Nordia Jerusalem. Kritiker von Beitar Jerusalem hatten den Verein vor zwei Jahren gegründet. Die Mitglieder setzen sich gegen Rassismus ein und haben wie Falke in der niedrigsten Liga angefangen.
Neben den zahlreichen Fanclub-Bannern gab es am Spielfeldrand Pins, Schals, Trikots, Plakate, Aufnäher und die erste Ausgabe der „Falkenpost“ zu kaufen. Brat- und Schinkenwürste kosteten einen Euro. Als besondere Spezialität ist auch Falke Apfelsaft im Angebot, den Vereinsmitglieder auf einem Obsthof in der Winsener Elbmarsch selbst herstellen. Zukünftig wird auch Apfelwein ausgeschenkt, der bis zum ersten Saisonspiel noch reifen muss.
Dobirr gelingt erste Falke-Pflichspieltreffer
„Gleich bin ich in Eidelstedt“, sagte ein Zuschauer beim Anblick der langen Schlangen vor den zwei Bierständen. Das Bier floss damit ähnlich langsam wie das Falke-Spiel in der ersten Halbzeit. „Ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich hätte mir mehr Tempo und Spielkontrolle gewünscht“, sagte Frithjof Gleue aus Walsrode. Zur Halbzeit stand es für die Falken immerhin 1:0, nachdem Christopher Dobirr der Premierentreffer gelungen war. In der zweiten Halbzeit erhöhte der HFC durch Timo Braasch und David Rogge auf 3:0.
„Uns hat noch der Zug zum Tor gefehlt, die Jungs müssen mutiger in die Räume gehen“, urteilte Trainer Dirk Hellmann nach dem Abpfiff sachlich. Andere wie Falkes Timo Wedler äußerten sich deutlich euphorischer. Überwältigt von der Atmosphäre sagte der 25-Jährige zu seinem Trainer, nach diesem Spiel könne er seine Fußballkarriere eigentlich beenden. Nicht nur er hatte das Gefühl, am Sonnabend die Geburt von etwas erlebt zu haben, was viel Potenzial nach oben hat.