Die U21 steht nach dem bitteren EM-Ende vor einem Umbruch für das große Ziel Olympia. Nachfolger für Horst Hrubesch steht schon fest.
Prag. In der Ecke eine einsame Deutschland-Fahne, an der Wand noch ein Zettel mit dem DFB-Logo: Nur einen Tag nach der Abreise des DFB-Teams erinnerte im Teamhotel in Prag nicht mehr viel an das im Halbfinale so abrupt beendete deutsche EM-Abenteuer, die „U21-Familie“ war längst in alle Welt verstreut. Beim nächsten Treffen im September wird sie ein völlig anderes Gesicht haben.
„Die Planungen laufen längst, so schlau waren wir“, sagte Horst Hrubesch, auf den zahlreiche Baustellen warten. Ein Jahr hat der DFB-Trainer Zeit, um mit neuen Spielern das große Ziel Olympia anzugehen. Anschließend wird der 64-Jährige dann wohl an Marcus Sorg übergeben.
Doch zunächst muss Hrubesch einen komplett neuen Kader zusammenstellen. Wenn im September die Qualifikation für die EM 2017 in Polen beginnt, sind nur noch Akteure des Jahrgangs 1994 oder jünger spielberechtigt. Aus dem 23-köpfigen EM-Aufgebot sind das ganze sechs: Matthias Ginter (Borussia Dortmund), Emre Can (FC Liverpool), Max Meyer (Schalke 04), Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg), Serge Gnabry (FC Arsenal) und der künftige Bayern-Profi Joshua Kimmich (RB Leipzig).
Hrubesch hat HSV-Profi Tah auf der Rechnung
Verworren wird die Sache, weil bei Olympia in Rio auch der 93er-Jahrgang starten darf. „Ich glaube aber nicht, dass wir zwei Mannschaften machen - eine für die Qualifikation und eine Olympia-Auswahl, die sich immer mal trifft“, sagte DFB-Sportdirektor Hansi Flick: „Es ist ausreichend, wenn wir vor Olympia eine gute Vorbereitung absolvieren.“ Dort könnte auch Weltmeister Philipp Lahm zum Team stoßen, der weiter an einem der drei Startplätze für ältere Spieler interessiert ist.
Beim ersten Test am 3. September in Lübeck gegen Dänemark wird Hrubesch somit viele neue Gesichter begrüßen. Die Namen Niklas Süle (1899 Hoffenheim) und Jonathan Tah (HSV) nannte der Coach noch in Prag. Von unten drängen zudem Talente wie Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Levin Öztunali (Werder Bremen) und Marc Stendera (Eintracht Frankfurt) nach.
„Wir haben im Moment einen Kader im Auge, der bei 25, 30 oder 35 Spielern liegt. Die werden wir uns genau anschauen“, sagte Hrubesch: „Wir werden das jetzt sacken lassen, und dann geht es weiter.“ Weiter, das bedeutet vor allem bis Olympia. „Das wird eine reizvolle Aufgabe. Ich bin dankbar, dass wir das erreicht haben“, sagte Hrubesch.
Erreicht Sorg die Spieler besser als Hrubesch?
Nach den Sommerspielen wird Hrubesch den Staffelstab wohl an Sorg übergeben. Der 49-Jährige trainiert derzeit die deutsche U19-Auswahl, auf die im kommenden Sommer eine Heim-EM wartet. Im Anschluss soll nach Informationen des Fachmagazins kicker der fliegende Wechsel erfolgen.
„Es wäre vielleicht ganz gut, wenn nach Olympia ein junger Trainer käme. Einer, der die Sprache der Spieler noch besser spricht als ich“, hatte Hrubesch schon am Sonntag gesagt. Zunächst aber will der 64-Jährige seine Konzentration ganz auf das kommende Jahr richten. Baustellen gibt es genug.
(sid/HA)
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