Prag. Nach dem dramatischen Sieg gegen Lettland will das vom Abstiegsdruck befreite deutsche Nationalteam nun ins WM-Viertelfinale einziehen.
Den freien Tag hatten sich die deutschen Eishockey-Nationalspieler nach dem dramatischen WM-Sieg gegen Lettland redlich verdient. Manche gingen am Samstag in der Prager Altstadt bummeln, andere entspannten in einem Café - Hauptsache, der Akku wurde wieder aufgeladen.
Mit einer Energieleistung im Schlussdrittel hatte das Team am Tag zuvor das Spiel gegen Lettland noch gedreht und dank des 2:1 (0:1, 0:0, 2:0) den Klassenerhalt praktisch perfekt gemacht. Von den Abstiegssorgen befreit will die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) bei zwei noch ausstehenden Gruppenspielen am Sonntag gegen Tschechien (16.15 Uhr) und am Montag gegen Österreich (16.15 Uhr/jeweils bei Sport1) ins Viertelfinale einziehen.
„Das war ein großer Sieg, er hält unsere Hoffnungen am Leben. Ich freue mich für meine Spieler, die drei Punkte sind sehr wichtig“, sagte Bundestrainer Pat Cortina. Auch für ihn selbst. Ein Viertelfinaleinzug würde DEB-Präsident Franz Reindl zumindest in Erklärungsnöte bringen, sollten er und die anderen Entscheidungsträgern nach der WM wie erwartet das Cortina-Aus beschließen.
Das Erreichen der K.o.-Runde wäre eine große Überraschung, nachdem im Vorfeld mehr als 20 Spieler, darunter absolute Leistungsträger wie NHL-Star Dennis Seidenberg, abgesagt hatten und im WM-Team zwischendurch die Stimmung zu kippen drohte. Doch die Spieler rauften sich zusammen, der Teamgeist ist jetzt ein entscheidendes Plus. So wie im Spiel gegen lange Zeit überlegene Letten, als Kapitän Michael Wolf (47.) und Stürmer Matthias Plachta (58.) die Partie mit späten Treffern noch drehten.
„Das ist etwas, das ich nicht vergessen werde. Ich hoffe, ich werde es in diesem Turnier noch ein paar mal erleben“, sagte Cortina. Der 50-Jährige wusste relativ früh, dass die Schiedsrichter beim Videobeweis nach dem Schuss von Plachta auf Tor entscheiden würden: „Steffen Ziesche, unserer Videocoach, ist zur Bank gekommen und hat gesagt: Das ist ein Tor! Das ist ein Tor!“
Plachta selbst musste dagegen zittern. „Ich habe nicht gesehen, ob der Puck hinter der Linie war. Zum Glück haben es sich die Schiedsrichter nochmal angeguckt“, sagte der Mannheimer Meisterstürmer: „Wir sind alle glücklich. Nach unten haben wir jetzt ein bisschen Platz, und die Tür zum Viertelfinale haben wir ein wenig aufgestoßen.“
Das nächste Spiel am Sonntag gegen Tschechien mit dem noch immer genialen NHL-Altstar Jaromir Jagr (43) auf dem Eis und den lautstarken gegnerischen Fans auf den Rängen wird jedoch kein Zuckerschlecken. Cortina traut seiner Mannschaft dennoch eine Überraschung zu: „Wenn wir unsere Identität beibehalten, dann können wir es auch genießen.“
Rechtzeitig fit werden dürfte der leicht erkrankte Nicolai Goc. „Kein Problem, er ist ein Krieger“, meinte Cortina. Auch Patrick Köppchen, der sich nach einem Kniecheck des Letten Janis Sprukts, der dafür eine Spieldauer-Disziplinarstrafe kassierte, leicht am Knie verletzte, ist einsatzfähig.