Die Bundesliga ist geschockt, auch der HSV twittert Beileid. Junior Malanda starb bei einem Autounfall auf der Autobahn A2. Der VfL Wolfsburg wird dennoch ins Trainingslager fliegen.
Wolfsburg/Hamburg. Immer wieder wird Dieter Hecking von Weinkrämpfen geschüttelt, als er über den Unfalltod von Junior Malanda spricht. „Die Lücke ist so groß“, klagt der Coach des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg am Sonntag, einen Tag nach dem folgenschweren Unglück auf der A2. Der Tabellenzweite ist im Schockzustand. Im Foyer des VIP-Bereichs vor dem Wolfsburger Stadion steht ein Bild des Mittelfeldspielers, eingerahmt von vielen Kerzen, Blumen und grün-weißen Schals. „Warum ?. Ruhe in Frieden, Junior“, hat ein Fan dazu geschrieben. Die große Trauer um Malanda ist in Wolfsburg überall sichtbar und greifbar.
„Alle Spieler sind total am Boden zerstört, wir können unsere Fassungslosigkeit kaum in Worte fassen. Wir haben einen lebensfrohen, lernbegierigen Menschen und einen außergewöhnlichen Fußballer verloren“, erklärte VfL-Manager Klaus Allofs. Nur mit viel Mühe richtete Hecking den Blick nach vorn: „Es geht weiter im Leben, das müssen wir vor allem den jungen Spielern vermitteln.“
Trotz des Todesfalls wollten die Wolfsburger am Sonntagabend mit eintägiger Verspätung in das Trainingslager nach Südafrika reisen. „Es war keine leichte Entscheidung, aber es ist die absolut richtige Entscheidung. Junior wollte den Erfolg. Das ist das Letzte, was wir für ihn tun können“, begründete Manager Allofs die „schwierige Entscheidung“ nach eintägiger Bedenkzeit. Bei der Trauerarbeit am Kap der Guten Hoffnung erhalten die Profis professionelle Unterstützung von einem Psychologen.
Geplante Testspiele sollen stattfinden
„Wir wollen nicht zur Tagesordnung übergehen, aber in einer anderen Umgebung, wo wir nicht jeden Tag seinen Spind sehen, kann die Gruppe den Verlust besser aufarbeiten“, sagte Allofs. „Ich glaube, dass wir das vorgesehene Programm mit zwei Testspielen durchziehen können“, sagte Hecking. An der Beerdigung ihres ehemaligen Mitspielers, der in insgesamt 17 Bundesligaspielen zwei Tore erzielt hatte, möchte die Mannschaft in jedem Fall teilnehmen.
Der 20 Jahre alte Profi des Tabellen-Zweiten war am Sonnabend bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn A2 bei Porta Westfalica ums Leben gekommen. Der Verein hatte als erste Reaktion am Abend den geplanten Abflug der Mannschaft ins Trainingslager nach Südafrika vorerst abgesagt. Die Verantwortlichen sagten nach einer mehrstündiger Beratung am Sonnabendabend den Flug zunächst ab und schickten die Spieler nach Hause.
„Ich kann nicht beschreiben, was in mir vorgeht und wie ich mich fühle“, erklärte Trainer Dieter Hecking. „Wir haben erst gestern noch ein Gespräch mit Junior geführt und er war voller Zuversicht und Tatendrang für die Rückrunde. Es war eine Freude, mit Junior zu arbeiten und wir hatten gemeinsam noch viel vor. Ich bin unsagbar traurig.“
Der Aufsichtsrats-Vorsitzende Francisco Javier Garcia Sanz sprach von einem großen Verlust und meinte: „Wir sind alle tieftraurig und total geschockt. Es gibt Dinge, und da spreche ich als Vater, die man als Eltern nie erleben will, und die dann doch passieren.“
Noch am Abend hatten sich etliche Fans rund um die Volkswagen Arena versammelt, um gemeinsam des Mittelfeldspielers zu gedenken. Sie legten Kerzen, Bilder, Schals und Blumen nieder. Für Sonntagnachmittag hatten die Fans einen Trauergang zum Stadion angesetzt. Die Nachricht von Malandas Unfalltod löste nicht nur in Wolfsburg, sondern in der ganzen Fußball-Welt Entsetzen aus. „Geschockt und traurig über den tragischen Tod“, twitterte Weltverbands-Präsident Joseph Blatter. „Der Fußball verliert ein großes Talent. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“
Andere Bundesligisten drückten spontan ebenfalls ihre Trauer aus. So bekundeten der Hamburger SV, 1899 Hoffenheim, Werder Bremen, Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund via Twitter ihr Mitgefühl. Auch etliche Profis zeigten sich betroffen, unter ihnen die Nationalspieler Jérôme Boateng, Lukas Podolski, Mario Götze, Benedikt Höwedes, Toni Kroos, Marco Reus und Kevin Volland.
Besonders groß ist die Anteilnahme in Belgien. „Der belgische Fußball verliert eines seiner größten Talente“, erklärte Nationaltrainer Marc Wilmots. Teamkollegen vom VfL oder aus der Nationalmannschaft veröffentlichten in sozialen Netzwerken Bilder mit Malanda. „So merkwürdig, wenn Du deinen Freund morgens noch gehört hast und dann diese Nachricht zu erfahren“, twitterte Wolfsburgs belgischer Mittelfeldspieler Kevin De Bruyne. „Wir haben einen großen Freund zu früh verloren. Ruhe in Frieden, Du wirst immer bei uns sein.“
Malanda saß bei dem Autounfall bei Starkregen auf dem Rücksitz eines Geländewagens. Als das Fahrzeug ins Schleudern geriet und gegen einen Baum prallte, wurde der VfL-Profi nach Angaben der Polizei Bielefeld aus dem Fahrzeug geschleudert. Malanda starb noch am Unfallort.
Der FC Bayern München hat bestürzt auf den Tod von Junior Malanda reagiert. Das Training am Sonntagvormittag in Doha/Katar begann die Mannschaft von Pep Guardiola mit einer Gedenkminute für den verunglückten Wolfsburger. „Es ist mit Worten nicht zu beschreiben, was wir empfinden“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer: „Ich habe einen Sohn in gleichem Alter, es ist einfach schrecklich.“
Im Namen des Klubs sprach Sammer den Angehörigen Malandas „tief empfundenes Beileid aus. Es tut uns unendlich leid.“ Der tragische Unfall sei bei der Mannschaft auch Thema beim Frühstück gewesen, berichtete der 47-Jährige: „Man hat gemerkt, wie betroffen sie sind.“